Themenspezial: Verbraucher & Service Datenweitergabe

1,2 Milliarden Euro Strafe gegen Facebook-Konzern

Kein anderer Inter­net­riese hat in der fünf­jäh­rigen Geschichte der euro­päi­schen Daten­schutz­grund­ver­ord­nung so viele Bußgelder kassiert wie Meta. Nun trifft es den Face­book-Konzern erneut mit einer Rekord­strafe.
Von dpa /

Rekordstrafe gegen Facebook-Mutter Meta Rekordstrafe gegen Facebook-Mutter Meta
picture alliance/dpa/ZUMA Press Wire
Der Face­book-Konzern Meta hat wegen eines Verstoßes gegen die euro­päi­sche Daten­schutz­grund­ver­ord­nung (DSGVO) eine Rekord­strafe in Höhe von 1,2 Milli­arden Euro erhalten. Das teilte die irische Daten­schutz­behörde DPC heute in Dublin mit. In dem Verfahren geht es um die Betei­ligung von Face­book an der Massen­über­wachung durch anglo­ame­rika­nische Geheim­dienste, die vor zehn Jahren vom US-Whist­leblower Edward Snowden aufge­deckt wurde. Der öster­rei­chi­sche Daten­schutz-Akti­vist Max Schrems brachte damals eine Beschwerde gegen Face­book ein.

Das von der DPC verhängte Bußgeld stellt die bishe­rige Rekord­strafe von 746 Millionen Euro für Amazon.com in Luxem­burg in den Schatten. Außerdem muss Meta jede weitere Über­mitt­lung euro­päi­scher perso­nen­bezo­gener Daten an die Verei­nigten Staaten unter­binden, da das Unter­nehmen weiterhin den US-Über­wachungs­gesetzen unter­liegt.

Gerichts­ver­fahren können sich über Jahre erstre­cken

Rekordstrafe gegen Facebook-Mutter Meta Rekordstrafe gegen Facebook-Mutter Meta
picture alliance/dpa/ZUMA Press Wire
Experten gehen aber davon aus, dass der US-Konzern Rechts­mittel gegen die Entschei­dung einlegen wird. Die Gerichts­ver­fahren können sich aller­dings über Jahre erstre­cken. Bis dahin könnte ein neuer Daten­pakt zwischen der Euro­päi­schen Union und den USA in Kraft treten, mit dem der trans­atlan­tische Daten­ver­kehr neu gere­gelt wird. Meta hatte zuvor mehr­fach damit gedroht, sich voll­ständig aus der EU zurück­zuziehen, sollte ein trans­atlan­tischer Daten­transfer dauer­haft nicht möglich sein.

Schrems erklärte, das verhängte Bußgeld hätte wesent­lich höher ausfallen können: "Die Höchst­strafe liegt bei über vier Milli­arden. Und Meta hat zehn Jahre lang wissent­lich gegen die DSGVO verstoßen, um Profit zu machen." Wenn die US-Über­wachungs­gesetze nicht geän­dert würden, werde Meta nun wohl seine Systeme grund­legend umstruk­turieren müssen, erklärte Schrems.

Die irische Daten­schutz­behörde DPC hatte sich jahre­lang gewei­gert, in dieser Sache gegen Face­book vorzu­gehen. Letzt­lich verpflich­tete der Euro­päi­sche Daten­schutz­aus­schuss (EDSA) die DPC, eine Strafe gegen das soziale Netz­werk zu verhängen. Der aktu­elle Beschluss bezieht sich nur auf Face­book, nicht auf andere Dienste aus dem Meta-Konzern wie Insta­gram oder WhatsApp.

Problem: Daten zwischen EU und USA trans­ferieren

Die Meta-Topma­nager Nick Clegg (Presi­dent Global Affairs) und Jennifer News­tead (Chief Legal Officer) bezeich­neten die Entschei­dung der DPC in einer ersten Reak­tion als "fehler­haft und unge­recht­fer­tigt". Sie schaffe einen gefähr­lichen Präze­denz­fall für die zahl­losen anderen Unter­nehmen, die Daten zwischen der EU und den USA trans­ferieren. "Die Entschei­dung wirft auch ernste Fragen über einen Regu­lie­rungs­pro­zess auf, der es dem Euro­päi­schen Daten­schutz­aus­schuss ermög­licht, eine feder­füh­rende Regu­lie­rungs­behörde auf diese Weise zu über­stimmen und die Ergeb­nisse ihrer mehr­jäh­rigen Unter­suchung zu miss­achten, ohne dem betrof­fenen Unter­nehmen das Recht zu geben, gehört zu werden."

Bislang wurden mit der neuen Strafe für Meta seit dem Inkraft­treten der Daten­schutz­grund­ver­ord­nung vor fünf Jahren Bußgelder in Höhe von vier Milli­arden Euro verhängt. Meta ist in der Liste der zehn höchsten Bußgelder nun gleich sechs­fach vertreten, die Strafen summieren sich jetzt auf 2,5 Milli­arden Euro. Das höchste Bußgeld in Deutsch­land mit 35 Millionen Euro musste die Mode­kette H&M im Jahr 2020 wegen einer unzu­rei­chenden Rechts­grund­lage für die Daten­ver­arbei­tung seines Online­shops zahlen.

Die Verbraucher­zen­trale warnt: Krimi­nelle versu­chen mit erfun­denen Geschichten, Menschen zu Geld­über­wei­sungen zu bewegen. Das sollten Sie auf keinen Fall tun.

Mehr zum Thema Facebook