Polizeikongress

Hacker-Attacken kosten Deutschland jährlich 43 Milliarden

Im Internet herrscht ein Wett­rennen zwischen Krimi­nellen und Sicher­heits­experten. Ermittler wollen digitalen Angreifern auf die Spur kommen, und Unternehmen wollen sich vor Hacker­angriffen schützen. Doch immer wieder bleiben Einfalls­tore für Hacker offen.
Von dpa / Marleen Frontzeck-Hornke

Experten beraten zu Sicherheitslücken im Internet Experten beraten zu Sicherheitslücken im Internet
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Im Internet rollt eine neue Krimi­nalitäts­welle und alle Länder müssen sich auf schlimmere Hacker­attacken einstellen - mit diesen Warnungen hat der Weltkongress der inter­nationalen Polizei­organisation Interpol begonnen. Ermittler und Spezialisten aus drei Dutzend Ländern beraten im asiatischen Stadtstaat Singapur drei Tage über Cyber­kriminalität, Grenz­sicherheit und andere Sicherheits­themen.

Kriminelle und Sicher­heits­experten lieferten sich ein Wettrennen, wer im digitalen Zeitalter die Nase vorn habe, sagte Singapurs Staatssekretär S. Iswaran, der auch vor folgenschweren Hackerattacken warnte. "Je mehr wir von Technologie abhängig werden, desto größer ist das Risiko, von Attacken betroffen zu sein", meinte Rik Ferguson von der Sicherheitsfirma Trend Micro. Bei Cyber­kriminalität geht es vor allem um Betrug, Datenklau und Sabotage. Das US-Institut CSIS schätzt die jährlichen Verluste durch Cyberkriminalität in Deutschland auf 43 Milliarden Euro.

"Die Angreifer geben sich wirklich sehr viel Mühe"

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Kriminelle gehen dabei immer gezielter vor. Das zeigt eine Studie der IT-Sicherheitsfirma Symantec, die unter anderem Anti-Viren-Programme erstellt. "Die Angreifer geben sich wirklich sehr viel Mühe", sagte Candid Wüest von Symantec. Eine Auswertung der Firma zeigt, dass Angriffe mit Hilfe von aufwändig gefälschten E-Mails 2014 um 8 Prozent zugenommen haben. Die Absender schauten vorher in Online-Netzwerken nach und nähmen teilweise auf echte Projekte Bezug.

"In Deutschland trifft es die ganz kleinen und die ganz großen Unternehmen vermehrt", sagte Wüest. Kleine Firmen seien oft weniger gut geschützt, während viele Mittelständler ihre Sicherheit verbessert hätten. Umfragen zeigen immer wieder, dass viele Unternehmen bereits mit Einbrüchen in ihre Computer-Systeme zu kämpfen hatten. Ein Grund sei, dass Sicherheitslücken in Computer-Programmen oft zu lange klafften. Kriminelle Hacker reagierten schnell auf neue Einfallstore, während Unternehmen die Lücken erst nach einiger Zeit stopften, so Wüest. Angreifer wollten bei Firmen häufig Kundendaten oder Passwörter ausspähen, die sie dann weiterverkaufen könnten.

Experten beraten zu Sicherheitslücken im Internet

Interpol hatte in Singapur ein neues Forschungszentrum für den Kampf gegen Kriminalität im Internet gegründet. Der Schaden durch Cyberkriminalität betrage jährlich mehrere hundert Milliarden Dollar, sagte Günter Krings, Staatssekretär im Bundesinnenministerium in Berlin, in Singapur. Die Experten beraten bei dem Kongress, wie Sicherheitslücken im Internet geschlossen werden können.

"Das Internet ist grenzenlos und global, aber bei der Reaktion darauf hängen Sicherheitskräfte in verschiedenen Rechtssystemen fest", meinte Madan Oberoi, der das Zentrum in Singapur leitet. Ein gutes Beispiel für länderübergreifende Zusammenarbeit sei aber der Schlag gegen das Botnetz Simda, das weltweit 770 000 Computer infiziert hatte. In den Niederlanden wurden nach monatelangen Ermittlungen gerade zehn Kontroll- und Kommandoserver vom Netz genommen, ebenso in den USA, Russland, Luxemburg und Polen. Festgenommen wurde nach Interpol-Angaben aber noch niemand.

Neben digitalem Schutz ging es auf dem Interpol-Kongress auch um die Sicherheit von Landesgrenzen. Grenzen seien immer noch zu porös, organisierte Verbrecherbanden und Terroristen machten sich das zunutze, warnten Experten. Nicht einmal 20 Länder nutzten die Interpol-Datenbank über gestohlene und verlorene Pässe. Viele Grenzposten, vor allem außerhalb von Flughäfen, hätten die Geräte nicht, um Pässe richtig zu prüfen, hieß es in einem Vortrag.

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