Datenschützer: Kein Überwachen der 15-km-Regel via Handy
Datenschützer gegen Handy-Ortung
Foto: teltarif.de
Der Bundesdatenschutzbeauftragte Ulrich Kelber lehnt eine Überwachung der 15-Kilometer-Regel in Pandemie-Hotspots mittels Handyüberwachung strikt ab. Der Augsburger Allgemeinen sagte er: "GPS-Daten können noch nicht mal zwischen Tiefgarage und viertem Stock in einem Haus unterscheiden. In Gebäuden funktioniert GPS nicht." Auch eine Funkzellenabfrage zeige noch nicht einmal verlässlich, in welcher Straße eine Person gewesen sei. "Also was soll das? Das ist keine Lösung."
Gemeindetagspräsident Uwe Brandl hatte zuvor dem Bayerischen Rundfunk gesagt: "Wir könnten heute Bewegungsprofile aus den Handys auslesen und auf diese Weise sehr treffsicher feststellen, wo sich die Menschen aufhalten. Wir müssen uns halt jetzt entscheiden, was wichtiger ist, der Gesundheitsschutz oder der Datenschutz."
Kelber zog einen Vergleich mit der Corona-Warn-App. Die sei zur Überwachung der 15-Kilometer-Regel ebenfalls ungeeignet. In Frankreich beispielsweise habe die App nur zwei Millionen Nutzer gefunden und sei gescheitert. "Die Akzeptanz würde schlagartig sinken und man würde Ressourcen und Zeit vergeuden", betonte Kelber.
Kritik auch von Grünen, FDP und AfD
Datenschützer gegen Handy-Ortung
Foto: teltarif.de
Neben dem Bundesdatenschutzbeauftragten äußerten sich auch Vertreter von Grünen, FDP und AfD negativ zum Vorschlag der Überwachung über Handy-Daten. Aus Sicht der Fraktionsvorsitzenden der Grünen, Katharina Schulze, handelt es sich bei dem Vorschlag um eine "Schnapsidee", die Verunsicherung und Misstrauen in der Bevölkerung befeuere. Das Erheben pauschaler Bewegungsprofile der Bürger sei in einer freiheitlichen Demokratie nicht vorstellbar und verstoße gegen das Grundgesetz.
Der FDP-Fraktionsvorsitzende Martin Hagen bezeichnete den Vorschlag als "Tabubruch". Deutschland dürfe kein Überwachungsstaat werden, der seinen Bürgern digitale Fußfesseln anlege. "Die Bewegungsdaten von 83 Millionen Menschen auszuspionieren, um eine ohnehin fragwürdige Regelung zu kontrollieren - das wird auf den erbitterten Widerstand von uns Liberalen treffen."
Der digitalpolitische Sprecher der AfD-Fraktion, Gerd Mannes, sagte: "Wir verurteilen diese Tendenz, in einem freiheitlichen und demokratischen Staat Überwachungsmethoden anzudenken, die wohl eher in totalitären Staaten beheimatet ist."
In einer weiteren Meldung haben wir bereits darüber berichtet, dass das Interesse an der Corona-Warn-App eher gering ist.