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Editorial: Der unendliche Streit um eine Nebensächlichkeit

VDSL regulieren oder nicht regulieren - als ob es keine anderen Fragen gäbe
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Wird hingegen ein bestehender Dienst um eine "Luxus-Variante" erweitert, dann darf die Regulierung grundsätzlich auch mal warten. Schließlich gibt es ja den Basisdienst, wo die Regulierung von Endkunden- und/oder Vorleistungs-Entgelten sicherstellt, dass die Kunden nicht über den Tisch gezogen werden.

Natürlich muss sichergestellt weden, dass die Telekom-Konkurrenz in der Lage ist, selber VDSL-Produkte anzubieten. Die für VDSL unbedingt benötigten Vorleistungen - insbesondere Zugang zu den letzten hundert Metern der Teilnehmeranschlussleitung, zu Leerrohren und zu Telekom-Verteilern für den Einbau der VDSL-Technik, müssen diskriminierungsfrei zu regulierten Preisen den Telekom-Konkurrenten zur Verfügung gestellt werden. Das war bereits Thema eines eigenen Editorials. Bei allen VDSL-Vorprodukten hat die Telekom unzweifelhaft das Monopol, da bei der Privatisierung der ehemaligen Bundespost Telefonnetz und Telefondienst nicht getrennt wurden.

Durch den Netzzugang auf Vorleistungsebene wird ebenfalls sichergestellt, dass die Telekom bei VDSL zumindest langfristig keine Monopolgewinne einfahren kann. Denn schließlich würden bei überzogener Marge die Konkurrenten recht schnell eigene VDSL-Technik nachrüsten und die Dienste günstiger anbieten.

Eskalation?

Gerade deswegen, weil die Entscheidung im VDSL-Streit keinen allzugroßen wirtschaftlichen Einfluss auf den Tk-Markt haben wird, sollte er im Interesse aller möglichst bald beigelegt werden. Zwar würde die Bundesregierung an Ansehen verlieren, wenn sie hier gegenüber der EU einknickt. Andererseits gibt es wirklich wichtigere Themen, bei denen sich Deutschland gegen die EU durchsetzen sollte. So zahlt Deutschland weiterhin mit Abstand am meisten EU-Beiträge, obwohl die wirtschaftliche Entwicklung im letzten Jahrzehnt deutlich unter EU-Schnitt lag. Auch der Umstand, dass die EU die innergemeinschaftliche Verlagerung der Produktion in Billiglohnländer mit hohen Subventionen fördert, ist für das Hochlohnland Deutschland um ein Vielfaches wichtiger und dringender als die VDSL-Frage.

Die derzeitige Strategie der Bundesregierung - das ein Vertragsverletzungsverfahren wegen VDSL womöglich weniger kostet als der Wertverlust der noch im Bundesbesitz befindlichen T-Aktien - geht mit Sicherheit nicht auf. So lange die VDSL-Saga weitergeht, wird sie den Wert der T-Aktien belasten, so lange werden Investoren zögern, das Papier aus dem Keller zu hieven. Auch hier ist ein schnelles Ende mit Schrecken und ggfls. nochmal leichtem Wertabschlag um Längen besser als die Dauerhängepartie. Das sollte aber auch Herr Ricke erkennen und die Diskussion vielleicht sogar von sich aus beenden.

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