Swisscom schaltet GSM-Netz komplett ab
Wer in die Schweiz reist, sollte besser kein 2G-GSM-only-Handy mehr mitnehmen. Sonst könnte er ohne Netz dastehen.
Fotos: fotofabrika-fotolia.com/teltarif.de, Montage: teltarif.de
Während in Deutschland über die Erweiterung des 5G-Standards auf 5G-SA diskutiert wird und die Abschaltung von 3G (UMTS) bereits begonnen hat, ist einer der ältesten Digital-Mobilfunknetz-Netzbetreiber der Welt, die Schweizer Swisscom, gerade dabei, sein 2G (GSM) Netz komplett herunterzufahren und abzuschalten. Es war seit 1991 ununterbrochen in Betrieb.
GSM in wenigen Tagen komplett offline
Wer in die Schweiz reist, sollte besser kein 2G-GSM-only-Handy mehr mitnehmen. Sonst könnte er ohne Netz dastehen.
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Wie uns die Swisscom auf Anfrage bestätigte, hat man sich dort für ein stufenweises Vorgehen entschieden. Zwischen Januar und März dieses Jahres wurde "mit verschiedenen Maßnahmen" das 2G-Netz bereits "entlastet", damit bei der endgültigen Netzabschaltung gar nicht mehr viele Kunden betroffen sind. Durch diese zeitliche Verteilung konnte Swisscom sicher stellen, "dass alle Kunden bei der Umstellung begleitet werden können." Regionale Maßnahmen gab es dabei nicht. Es sei richtig, dass gewisse Geräte aktuell das Netz zwar noch sehen, sich aber nicht mehr einbuchen können. Bis Mitte April will Swisscom das 2G-Netz vollständig abgeschaltet haben.
Abfrage, ob Gerät passt
Wer sich im Schweizer Swisscom-Netz befindet und noch Netz hat, könnte eine Kurzmitteilung mit dem Text "2G" an die Kurzwahl 444 schicken und bekommt dann eine Antwort, ob das eigene Handy nur 2G-tauglich ist oder ob auch neuere Technologien genutzt werden können.
Kunden, die sich im Roaming befinden, können diese SMS auch verschicken, bekommen aber möglicherweise eine irreführende Antwort, wenn in der Antwort-SMS ein Gerät beschrieben wird, worin die SIM-Karte aktuell gar nicht steckt. Der Grund ist folgender: Das Swisscom Netz "erkennt" nur das Handy, das letztmalig im Swisscom-Netz eingebucht war. Aus dem Roaming-Netz bekommt die Swisscom die IMEI des aktuell benutzten Gerätes nicht mitgeliefert.
Bei der Ermittlung, welche Technologie das Gerät unterstützt, wird die GSMA Device Database abgefragt. Diese Webseite können interessierte Nutzer auch direkt aufrufen, müssen dann aber ihre IMEI-Seriennummer manuell eingeben.
Im Schweiz-Urlaub besser kein GSM-only-Gerät mitnehmen
Roaming-Kunden, welche die Schweiz besuchen, können also mit einem reinen 2G-Gerät in der Schweiz über das Swisscom-Netz nicht mehr telefonieren oder erreicht werden. Auch Notrufe sind über das Swisscom-Netz nicht mehr möglich! Wer ein 4G-VoLTE-fähiges Gerät dabei hat, wird beim Telefonieren eine Verzögerung bemerken. Beim Telefonieren in der Schweiz kann es passieren, dass das Smartphone von 4G (LTE) auf 3G zurückschaltet (CSFB), weil noch nicht alle Anbieter und Netze VoLTE-Roaming unterstützen.
Schweizer Swisscom-Kunden, die mit einer Swisscom-SIM ins Ausland fahren, wo es noch 2G-Netze gibt, sollten diese Netze auch in einem 2G-only-Handy weiter wie gewohnt benutzen können. Wir haben es mit einer Natel-Prepaid-SIM-Karte in einem Nokia 101 (GSM only) erfolgreich ausprobiert.
Gibt es gar kein GSM mehr in der Schweiz?
Auch der dritte Netzbetreiber Salt wollte etwa bis Jahresende 2020 sein GSM-Netz weitestgehend abgeschaltet haben, möglicherweise laufen einige Stationen aber heute noch.
Der zweite Netzbetreiber Sunrise hingegen betreibt ein "Schmalspur GSM Netz" in GSM-Technologie ("bis mindestens Ende 2022") weiter, wird dieses aber nicht weiter ausbauen. Möglich macht das eine Softwarelösung (Single RAN). Das bedeutet: Wo es GSM-Empfang von Sunrise gibt, kann man vermutlich noch telefonieren. Wo es das nicht gibt, braucht man unbedingt ein moderneres Gerät.