Senioren-Handy bei Kaufland: Keine Kaufempfehlung
Die Supermarkt-Kette Kaufland bietet aktuell ein "Seniorenhandy" der Marke Bea-Fon und der Typenbezeichnung "SL 595" zum Preis von 44,99 Euro (ohne SIM-Karte, ohne Vertragsbindung) in seinem Prospekt an. Hervorgehoben werden zwei Direktwahltasten, bis zu 250 Telefonbucheinträge, Kamera, Taschenlampe UKW-FM-Radio, Wecker, Rechner, Kalender, sogar Bluetooth und ein Fach für eine MicroSD-Speicherkarte (bis 16 GB, nicht im Lieferumfang).
Eine Ladeschale (und wohl auch ein Ladegerät) sind ebenfalls dabei, große Tasten und ein Außendisplay können die Bedienung erleichtern. Strom kommt über eine Micro-USB-Buchse.
Da könnte man doch denken, das kaufe ich mir, stecke eine Prepaid-Karte hinein und lege mir das ins Handschuhfach für den Fall der Fälle? Wir finden: Das ist keine gute Idee. Nachfolgend lesen Sie, warum.
Ungenutzte Notfallhandys sind problematisch
Kein Schnäppchen: Ein reines GSM-Telefon ist heute nicht mehr zeitgemäß
Bild: Prospekt Kaufland (Schwarz Gruppe)
Erstens entladen sich Handyakkus irgendwann, wenn sie selten gebraucht werden, immerhin ist der Akku des Gerätes vom Nutzer wechselbar. Zweitens haben die meisten Prepaid-SIM-Karten aber keine unendliche Lebensdauer.
Veraltete Technik
Schwerwiegender ist aber die veraltete Technik des Gerätes. Das Gerät verlangt eine Mini SIM - also müsste eine bereits vorhandene SIM-Karte möglichst nicht auseinander gebrochen sein oder wäre vorsichtig mit einem Adapter (Nano auf Micro auf Mini) in das Handy einzulegen. Wäre die SIM-Karte noch "neu", müsste man beim Einlegen aufpassen, dass die inneren Teile nicht herausbrechen.
Der wesentliche Schwachpunkt ist der Mobilfunkteil des Bea-Fon SL 595. Es sendet und empfängt ausschließlich in GSM-Technologie ("2G"), und GSM ist weltweit gesehen bekanntlich ein Auslaufmodell.
Länder ohne GSM
Wer beispielsweise in die Schweiz fährt, bekommt dort mit diesem Handy keinen Funkkontakt mehr, auch nicht im Notfall. Sollte man die Idee haben, dieses Gerät ("Quadband 850/900/1800/1900") mit in die USA zu nehmen, wird auch dort das Handy völlig kontaktlos bleiben, in beiden Ländern wurde GSM bereits komplett abgeschaltet.
Ende von GSM in Deutschland?
Wann es z.B. in Deutschland mit dem Ende von GSM soweit ist, wurde noch nicht definiert. Aber die Netzbetreiber sind bereits dabei, ihre GSM-Technik auf das notwendigste reduzieren: Zum Übertragen von Nachrichten von Sensoren und Maschinen, da ist es je nach Anwendungszweck nicht tragisch, wenn das Netz einmal kurzzeitig "weg" ist.
4G/LTE ist Mindeststandard
Aktuell funken alle vier Mobilfunkanbieter mit 4G/LTE-Technologie. Es kann Ecken im Land geben, wo nur 4G-Signale anliegen, GSM-Signale aber nicht (mehr) empfangbar sind. Viele "günstige" Handy-Angebote im Versandhandel oder auf dem Wühltisch der Kaufhäuser können aber kein 4G, und sie werden es auch nie unterstützen. Selbst wenn mal eines mit 4G dabei sein sollte, unterstützt es auch schon VoLTE (Telefonie über 4G)?
Preis unattraktiv
Auch der Preis des Bea-Fon-Modells ist wenig attraktiv. Der Hersteller Nokia/HMD beispielsweise hat sein Modell 110 (2021) in Angebot, das zwei SIM-Karten aufnehmen kann und 4G/LTE und VoLTE tatsächlich beherrscht. Theoretisch könnte damit sogar im Netz gesurft werden. Und: Das Nokia 110 kam 2021 auf den Markt und kostet aktuell in etwa das Gleiche, teilweise auch deutlich weniger als das Bea-Fon bei Kaufland.
Wenn Sie noch ältere Handys in der Schublade haben: Brauchen Sie diese wirklich noch? Schalten sie sie ein, prüfen Adressbuch-Einträge (notfalls von Hand "herausschreiben"), löschen Sie alles, entfernen Sie Akku und die SIM-Karte und geben das Gerät zum Recycling. Damit tun Sie Ihrer Schublade und der Umwelt etwas Gutes.