Hacker-Angriff

Bloßstellung: Anonymous greift Initiative für Urheberrecht an

Private Daten von Unterzeichnern im Netz veröffentlicht
Von mit Material von dpa

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Mit der Veröffent­lichung per­sönlicher Daten haben un­bekannte Täter die Unterschriftenaktion von Künst­lern für eine Stärkung des Urheberrechts an­ge­griffen. Auf einer Internet-Plattform für die Ver­öffent­lichung von Doku­menten wurden unter anderem Namen, Geburts­daten, Adressen und Telefon­nummern der Unter­zeichner ver­öffent­licht - unter ihnen promi­nente Schrift­steller wie Charlotte Roche und der Musiker Sven Regener, der die Debatte im März ausgelöst hatte. Die Täter sollen aus dem Umkreis der Anonymous-Bewegung kommen, die keine festen Strukturen kennt. Sie überschrieben die Ver­öffent­lichung der Daten mit den Worten "fuck your copyright blah blah blah".

Der öffentliche Aufruf "Wir sind die Urheber! Gegen den Diebstahl geistigen Eigentums" wurde bislang von mehr als 6 000 Personen unterzeichnet. Diese bezeichnen das Urheberrecht als "historische Errungenschaft bürgerlicher Freiheit" und als "materielle Basis für individuelles geistiges Schaffen". Sie wenden sich indirekt gegen Initiativen aus mehreren Parteien, das Urheberrecht an die veränderten Bedingungen im Netz anzupassen. Internet-Nutzer reagierten mit einer Gegenerklärung "Wir sind die Bürger" und riefen zur gemeinsamen Suche nach Lösungen auf.

Initiative weist mittlerweile auf Gefahr hin

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Mittlerweile weist die Aktion selbst auf den Vorfall hin. Auf der Seite zum Eintragen der Unterschrift ist zu lesen: "Achtung: Wir werden bedroht! Kriminelle, die das Urheberrecht bekämpfen, kündigen an, von jedem der Unterzeichner die Postanschrift (oder denic-Adresse) zu hacken und ins Netz zu stellen, wenn wir unsere Unterschriftenliste nicht schließen. Bitte sehen Sie von einer Unterschrift ab, wenn Ihnen darum bang ist. Natürlich geben wir keinerlei Adressen weiter." Ein direktes Eintragen der eigenen Daten ist auf der Seite momentan nicht möglich. Interessenten werden gebeten, eine E-Mail mit Postadresse an das Aktionsbündnis zu schicken.

Die Aktion von Anonymous stieß auch bei Kritikern des Künstleraufrufs auf Ablehnung. Frank Rieger vom Chaos Computer Club (CCC) schrieb im Kurzmitteilungsdienst Twitter: "Das #Anonymous-Label wurde auch schon mal für sinnvollere und zielführende Aktionen benutzt. Künstler bedrohen ist wirklich dumm." Allerdings könne sich jeder Dummkopf als Teil von Anonymous bezeichnen.

Reaktionen von Verlagen und Politikern

Die illegale Veröffentlichung von Unterzeichnerdaten solle "Künstler mundtot machen und für vogelfrei erklären", hieß es in einer gemeinsamen Reaktion von 16 großen Verlagen, darunter Kiepenheuer & Witsch, Suhrkamp, Rowohlt und Hanser. "Wir werden die betroffenen Künstler mit allen, auch juristischen Mitteln gegen diese Nötigung und gegen die Verletzung ihrer Persönlichkeitsrechte verteidigen."

Die bayerische Justizministerin Beate Merk (CSU) sagte, es sei "völlig inakzeptabel, wenn Menschen, die die Möglichkeiten des Internets nutzen, um sich an politischen Diskussionen zu beteiligen, von Andersdenkenden unter Veröffentlichung sensibler persönlicher Daten wie Telefon- und Faxnummern sowie E-Mail-Adressen bedroht werden". Es sei absurd, wenn das Internet gerade von denen als Pranger und zur Einschüchterung missbraucht werde, "die den Wert eines freien Internets stets besonders hervorheben".

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