Themenspezial: Verbraucher & Service ARD/ZDF

Sendungen der Öffentlich-Rechtlichen frei verfügbar?

Der öffent­lich-recht­liche Rund­funk will seine Akzep­tanz in der Gesell­schaft vertiefen. Als einen mögli­chen Hebel führen manche an, bestimmte Bildungs­inhalte der Sender für alle zur freien Verfü­gung nutzbar zu machen. Wie ist der Stand solcher Ideen?
Von dpa /

Diverse ZDF-Inhalte gibt es inzwischen unter einer freien Lizenz Diverse ZDF-Inhalte gibt es inzwischen unter einer freien Lizenz
picture alliance/dpa/ZDF
Der Verein Wiki­media Deutsch­land fordert von öffent­lich-recht­lichen Rund­funk­sen­dern, einen Teil ihrer Inhalte zur weiteren Nutzung frei verfügbar zu machen. Öffent­lich-recht­liche Bildungs- und Wissens­inhalte sollten frei nutzbar werden, sagte der Geschäfts­füh­rende Vorstand Chris­tian Humborg heute der Deut­schen Presse-Agentur auf der Digi­tal­messe re:publica in Berlin. Er verwies auch darauf, dass die Gesell­schaft die Sender finan­ziere.

Es gibt bereits Ansätze: Das ZDF initi­ierte vor Jahren ein Projekt, bei dem Erklär­clips des Formats "Terra X" unter anderem auch auf der Platt­form Wiki­pedia mit entspre­chenden Lizenzen frei zur Verfü­gung stehen. Schüler zum Beispiel können die Inhalte für Refe­rate im Unter­richt nutzen. "Terra X" ist bekannt für Dokus über Geschichte, Archäo­logie, Tiere, Umwelt und Geowis­sen­schaften.

ZDF-Programm­direk­torin Nadine Bilke sprach auf der Digi­tal­messe von bislang rund 40 Millionen Views auf Wiki­pedia. Auf den eigenen Platt­formen steige die Nutzung, auf Wiki­pedia habe sie sich inzwi­schen auf einem bestimmten Niveau einge­pen­delt. Das ZDF plant, das Projekt weiter­zuführen. Ob es künftig darüber hinaus auch weitere Inhalte des Senders zur freien Nutzung geben wird, ist nicht bekannt. Man sei in Gesprä­chen, sagte Bilke. Diverse ZDF-Inhalte gibt es inzwischen unter einer freien Lizenz Diverse ZDF-Inhalte gibt es inzwischen unter einer freien Lizenz
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Problem: Urhe­ber­rechte müssen geklärt sein

Der gemein­nüt­zige Verein Wiki­media Deutsch­land wurde 2004 von ehren­amt­lichen Wiki­pedia-Aktiven gegründet. Er unter­stützt vor allem Ehren­amt­liche, die für die Wissens­platt­form Wiki­pedia und andere Wiki­media-Projekte aktiv sind.

Auf der re:publica wurde bei einem gemein­samen Podi­ums­gespräch auch deut­lich, dass eine solche freie Nutzung vor allem vorab mit der Klärung von Urhe­ber­rechten zusam­men­hängt und hier Hürden bestehen können. Die ZDF-Programm­direk­torin erläu­terte, dass es zum Beispiel bei histo­rischem Mate­rial schwie­riger als bei aktu­ellen Produk­tionen sei.

Auch andere öffent­lich-recht­liche Sender beschäf­tigt das Thema frei nutz­bare Inhalte. Das Deutsch­land­radio teilte auf dpa-Anfrage mit: Man prüfe, "in welcher Form beitrags­finan­zierte Inhalte von Deutsch­land­radio auf recht­lich verläss­licher Grund­lage und unter Beach­tung der Inter­essen der Urhe­berinnen und Urheber außer­halb eigener Platt­formen nutzbar gemacht werden können" - im Rahmen von soge­nannten Crea­tive-Commons-Lizenzen und insbe­son­dere für Bildungs- und Forschungs­zwecke. Weiter hieß es: "Aktuell unter­liegt eine solche Nutzung einer Einzel­fall­prü­fung unter Berück­sich­tigung der damit verbun­denen recht­lichen Fragen."

Einbinden ohne zeit­liche Beschrän­kung

Die ARD bietet nach eigenen Angaben ausge­wählte "Tages­schau"-Videos unter einer entspre­chenden Lizenz an. Man wolle Schüler, Studie­rende und Lehrende unter­stützen, "aber auch alle anderen, die Infor­mations- und Wissens­inhalte nutzen wollen", hieß es von der ARD. Solche Lizenzen schafften recht­liche Klar­heit. Ziel sei, dass Nutzer ohne recht­liche Probleme und ohne zeit­liche Beschrän­kung etwa ein Video in ihren Blogs oder Audio in ihren Podcasts einbinden können.

Von der ARD hieß es auch, gerade wissen­schaft­liche Autoren, Experten und Gesprächs­partner legten Wert darauf, "die inhalt­liche Hoheit über ihre Beiträge zu behalten" und dass diese im Rahmen einer Lizenz nicht verän­dert und nicht kommer­ziell genutzt werden. "Inner­halb der recht­lichen - auch urhe­ber­recht­lichen - Grenzen haben wir uns entschieden, eine Crea­tive-Commons-Lizenz zu verwenden, die es nicht erlaubt, den Beitrag zu verän­dern und die es nicht erlaubt, den Beitrag kommer­ziell zu nutzen." Der Ansatz des ZDF mit den Erklär­clips geht hingegen deut­lich weiter.

"Wir beob­achten mit großem Inter­esse den Weg, den das ZDF bei den offe­neren Crea­tive-Commons-Lizenzen beschreitet. Wir sehen die Vorteile, die dieses Vorgehen bei der Wissens­ver­mitt­lung hat und über­prüfen unsere Stra­tegie vor dem Hinter­grund der Erfah­rungen, die zum Beispiel "Terra X" mit freien Lizenzen sammelt", hieß es von der ARD.

Unterschied­lich haben die beiden Privat­funk­ver­bände auf die Eini­gung der Minis­ter­prä­sidenten zur Struk­tur­reform des öffent­lich-recht­lichen Rund­funks in Deutsch­land reagiert. Der Vaunet sieht wich­tige Beschrän­kungen, die APR eine vertane Chance.