Streit

Klage gegen VW: Keine Lizenz für 4G-Mobilfunk im Auto?

In modernen Autos ist heute viel Elek­tronik und Mobil­funk­technik verbaut. Und diese Technik braucht Lizenzen. Aktuell hat der Compu­ter­bauer Acer den Volks­wagen-Konzern verklagt.
Von

Der Auto­bauer Volks­wagen sieht sich einer millio­nen­teuren Klage des Compu­ter­her­stel­lers Acer wegen der "Verlet­zung von Mobil­funk­patenten" konfron­tiert, das berichtet die Zeit­schrift Wirt­schafts­woche (WiWo).

Lizenzen nur für 2G und 3G bezahlt?

Der in Taiwan behei­mate Compu­ter­her­steller Acer ist der Ansicht, die Wolfs­burger hätten ledig­lich Lizenzen für die Mobil­funk­stan­dards 2G und 3G bezahlt, während in neueren Autos längst fast ausschließ­lich 4G/LTE-Technik verbaut sei. Der Autohersteller VW wurde vom Computerbauer Acer verklagt. Das Bild zeigt eine Greenpace Aktion zum Thema Verbrenner. Der Autohersteller VW wurde vom Computerbauer Acer verklagt. Das Bild zeigt eine Greenpace Aktion zum Thema Verbrenner.
Foto: Picture Alliance/dpa
Rechnen wir kurz: Volks­wagen müsste pro verkauften Auto eine Lizenz erwerben. Der Konzern verkauft jähr­lich etwa 9,3 Millionen Autos. Das macht nach Angaben der Wirt­schafts­woche alleine in zwei Jahre mehr als 88 Millionen Euro (100 Millionen Dollar) Lizenz­kosten, die zu bezahlen wären. Die Klage wurde in den USA einge­reicht und Volks­wagen versprach, die Sache zu "prüfen". Nach der ersten Durch­sicht der Unter­lagen ist sich VW sicher: "Die darin erho­benen Unter­stel­lungen und Vorwürfe sind unbe­gründet und werden unsere Posi­tion vertei­digen“. Volks­wagen stellt sich auf den Stand­punkt, dass die Bauteile-Liefe­ranten die Lizenz­gebühren zahlen müssten.

Die Geschichte ist kein Einzel­fall. Der Netz­werk­aus­rüster und frühere markt­füh­rende Handy­her­steller Nokia hatte sich mit dem Auto­bauer Daimler (Mercedes Benz) einen heftigen und lang­jäh­rigen Patent­streit gelie­fert. Seit Juni zahlt Daimler nach Finn­land für Lizenzen, aber so ganz bis ins Detail ist das Thema wohl noch nicht geklärt. Daimler wird vom Unter­nehmen Conti­nental belie­fert, die nicht nur Auto­reifen, sondern noch viel mehr Auto­mobil­technik herstellen. Conti­nental half Daimler in dem Patent-Verfahren vor Gericht. Der erzielte Kompro­miss hat offenbar einen Schön­heits­fehler: Jetzt sind die Lizenz­fragen bei 3G und 4G geklärt. Beim Thema 5G, was in aktu­ellen Autos Einzug hält und für das auto­mati­sierte Fahren notwendig ist, fehlt diese Eini­gung jedoch noch.

Immer wieder Streit um Rechte und Lizenzen

Solche Strei­tig­keiten sind nichts Neues. Der japa­nische Zulie­ferer Sharp hatte sich mit Daimler duel­liert, der ameri­kani­sche Chip-Hersteller Broadcom hatte VW wegen der angeb­lichen Nutzung von Patenten bei Navi­gations- und Enter­tain­ment­sys­temen vor den Kadi gezerrt. Die Amis langten ordent­lich hin und wollten eine Milli­arde Dollar haben. Wenn Infor­mationen des Maga­zins „Spiegel" stimmen, hatte Broadcom gedroht, die Produk­tion von Fahr­zeugen der Marken VW, Porsche und Audi per Gericht stoppen zu lassen. Die Eini­gung fand außer­halb des Gerichtes statt.

Der bayri­sche Auto­mobil­her­steller hat eine bessere Stra­tegie: „BMW ist seit längerem in konstruk­tivem Austausch mit den Liefe­ranten und zahlt die entspre­chenden Lizenz­gebühren.“

Beson­ders komplex kann es werden, wenn soge­nannte "Patent-Trolle" unter­wegs sind. Die besorgen sich uralte scheinbar unge­nutzte Lizenzen und über­ziehen dann mögli­cher­weise betrof­fene Unter­nehmen vor Gericht mit Verfahren. Es kann Jahre dauern, bis gerichts­fest geklärt ist, welches Patent gilt und welches nicht, manche Unter­nehmen zahlen da lieber, um Ruhe zu haben. Einige "Trolle" haben daraus ein florie­rendes Geschäfts­modell entwi­ckelt.

Mehr Lizenz­rege­lungen notwendig

Dass Lizenzen notwendig sind, ist unum­stritten. Moderne Autos stehen perma­nent via Mobil­funk mit dem Auto-Hersteller (wann ist die nächste Wartung, was könnte als nächstes ausfallen?) oder mit anderen Fahr­zeugen in Verbin­dung (Achtung Gegen­ver­kehr, glatte Straße oder umge­fal­lener Baum etc.). Die EU schreibt den eCall, das auto­mati­sche euro­paweite Notruf­system, vor, der läuft über Mobil­funk.

Künftig wird diese Technik noch wich­tiger, wenn beispiels­weise die Soft­ware von E-Autos übers Internet (OTA = Over the Air) auf dem neuesten Stand gebracht werden soll.

Rech­tepools vs. Lizenz­ver­bund

Viele Patent­inhaber haben sich in Rechte-Pools zusam­men­geschlossen, weil die Durch­set­zung ihrer Rechte vor Gericht oder gegen­über den Herstel­lern ziem­lich kompli­ziert ist. Auto­bauer und Zulie­ferer sind hier noch nicht so gut orga­nisiert. Die Idee ist aber, eine Art Verband zu gründen, der dann Hersteller über­grei­fend Lizenzen orga­nisieren und verhan­deln könnte.

Auch inter­essant: Der digi­tale Impf­pass ist nur noch neun Monate lang nach Ausstel­lung gültig.

Mehr zum Thema Volkswagen (VW)