Zukunftsweisend

GSMA-Chef erklärt Roaming-Kosten den Krieg

Ein wirklich flächendeckendes Netz mit schneller Technologie und radikale Senkung der Roamingkosten sind die Ziele der GSMA. Der ARM-Chef träumt derweil von einem weltweit flächendeckenden Breitband-Netz per Satellit.
Vom Mobile World Congress in Barcelona berichtet

José Maria Álvarez-Pallete Lopez ist der vollständige Name des neuen "Chairman & CEO", der weltweit tätigen Telefónica. Er hat einen Abschluss in Wirtschaftswissenschaften der Universität von Madrid, studierte in Brüssel und kam 1999 als Finanzchef zur Telefónica Internacional S.A.U. (Societa Anominica Unipersonal). Seit dem 8. April 2016 ist Álvarez-Pallete Chef der Telefónica S.A., wo er schon seit 2006 im erweiterten Vorstand sitzt.

Für sein Unternehmen ist die Innovation der Kern des Ganzen. Nach dem Start des digitalen Mobilfunks in den 1990er-Jahren wurde klar, dass Mobilität viel mehr als Sprache ist. Erst die Sprache im Festnetz, dann die mobile Sprache und schließlich Daten, immer mehr Daten bis hin zu Gigabytes und mehr.

Telefonica kümmert sich priorisiert um das Netz in Deutschland Telefónica kümmert sich priorisiert um das Netz in Deutschland
Bild: Telefonica
Um mit diesen unendlichen Datenmengen fertig zu werden, muss das Netzwerk massiv aus- und aufgerüstet werden. Mit der "kognitiven Intelligenz" möchte Álvarez-Pallete dem System eine Art von Gehirn aufsetzen. Ihm schwebt eine völlig neue Kundenbeziehung vor. Die Kontrolle über das Netz soll an die Kunden zurückgegeben werden.

Das bedeutet eine radikale Umwandlung aller bestehenden Vorgänge und Prozesse. "Wir sind analog geboren worden. Die Digitalisierung ist schwierig. Die Netze, Systeme und Prozesse müssen vereinfacht werden. Informationen müssen in Echtzeit jederzeit verfügbar sein." Dem steht noch ein Haufen altes Zeug (englisch: Legacy) im Weg.

Telefónica: Deutschland vor Spanien

Álvarez-Pallete nennt seine Prioritäten: Als Erstes kommt Deutschland, dann gefolgt von Spanien, Großbritannien und schließlich Brasilien, Peru und weitere Länder in Südamerika. Das sei eine gigantische Aufgabe für die Informationstechnologie und die menschlichen Ressourcen, also das Personal. "Wir müssen da tief rein gehen", unabhängig von Geographie, Abteilungen oder technischen Plattformen.

Sein neues Netz der Zukunft besteht aus Schichten: Die erste Schicht sind die physikalischen Anlagen und Geräte (im Wirtschaftsjargon "Assets"), also beispielsweise die Basisstationen. Dabei sollen möglichst alle Stationen mindestens mit 3G/4G ausgerüstet sein. Nächste Schicht sind die IT-Systeme, die er als "Nerven des Körpers" bezeichnet, hier wurden 6 Milliarden US-Dollar investiert, und schon 59 Prozent der Kunden auf das neue Kontrollsystem (OCS) migriert. In 15 Ländern wurden die Schnittstellen zu den Kunden überarbeitet.

Wesentliche Produkte neben der klassischen Sprachtelefonie und dem Zugang zum Internet sind die Verbindung von Maschinen (M2M), zu Sensoren im Internet der Dinge (IoT) oder elektronische Hilfssysteme wie "eHelp", beispielsweise wenn ein Auto verunglückt oder wegen technischer Mängel stehen bleibt.

Álvarez-Pallete kündigte eine Steigerung der "digitalen Umsätze" an, etwa um 23 Prozent im Bereich Sicherheit, 17 Prozent im Bereich Cloud oder 22 Prozent im Bereich der Maschinen-zu-Maschine-Steuerungen.

Die oberst Schicht: Kognitive Intelligenz

Ganz oben drauf soll das bereits vorgestellte System "Aura" kommen. Als Gehirn des ganzen, das 24 Stunden und sieben Tage lang im Netz für den Kunden zur Verfügung steht und "mehr als ein Assistent" sein soll. "Aura" wird ein offenes System sein, das Wissen über den Kunden kann auch Partnern zur Verfügung stehen, wenn der Kunde dem zustimmt. Beispielsweise können in Ländern mit schlechter Verwaltungsinfrastruktur die Mobiltelefongesellschaften den Banken gewisse Informationen zur Verfügung stellen, wenn neue Konten eröffnet oder ein Kredit vergeben werden soll.

Álvarez-Pallete ist sich dessen bewusst, dass dies keine einfache Aufgabe ist: "Je mehr wir daran arbeiten, desto mehr entdecken wir."

ARM ist nicht nur ein Chip-Entwickler: Der Chef des Unternehmens träumt von Computern, die viel intelligenter sind als Menschen sowie von einem weltumspannenden mobilen Datennetz per Satellit.

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