Zukunftsweisend

GSMA-Chef erklärt Roaming-Kosten den Krieg

Ein wirklich flächendeckendes Netz mit schneller Technologie und radikale Senkung der Roamingkosten sind die Ziele der GSMA. Der ARM-Chef träumt derweil von einem weltweit flächendeckenden Breitband-Netz per Satellit.
Vom Mobile World Congress in Barcelona berichtet

Während der offizielle Startschuss für 5G erst im Jahre 2020 fallen soll, ist man in Korea schon wesentlich weiter. Dort stehen bereits nächstes Jahr die Olympischen Spiele in Pyeongchang ins Haus und deswegen möchten die koreanischen Telekommunikationsanbieter KT und SK bis dahin dort lauffähige 5G-Netze präsentieren. Nur ist der Standard noch nicht ganz fertig, also wird mit provisorischen Normen und weiter entwickelter 4G-Technik gearbeitet und experimentiert.

Der Vorsitzende der Korean Telecom (KT), Dr. Hwang Chang-Gyu erklärte in einem sehr gut verständlichen Vortrag seine Ziele auf dem Weg zu 5G. Bereits seit 2015 wird zusammen mit dem US-Netzbetreiber Verizon geforscht, die ersten 5G Anrufe haben bereits stattgefunden: "Wir machen 5G real". Manchem europäischen Mobilfunkrepräsentanten ist dabei "unheimlich", denn: "Die erzeugen einen unheimlichen Hype und am Ende haben wir etwas Halbfertiges, was nicht richtig läuft. Wir sollten uns ein wenig mehr Zeit nehmen und gründlicher arbeiten", so ein kundiger Vertreter gegenüber teltarif.de, der nicht namentlich genannt werden wollte.

Bharti erklärt den Roamingkosten den Krieg

Telekom-Chef Höttges ist nicht als einziger gegen Roaming-Gebühren Telekom-Chef Höttges ist nicht als einziger gegen Roaming-Gebühren
Bild: teltarif.de / Alexander Kuch
Die drittgrößte Telefongesellschaft der Welt ist Bharti Airtel Communications in Indien. Deren Chef heißt Sunil Bharti Mittal und ist der aktuelle Vorsitzender des Mobilfunkverbandes GSMA (Global Standard for Mobile Communication Association) und damit oberster Chef der bereits erwähnten "Weltregierung".

Die GSMA gestaltet den Kern des digitalen Lebens und hat in den letzten Jahren eine Industrie-Revolution ausgelöst. Die Zahl der Mobilfunkverträge (inkl. Prepaid) ist um 7 Prozent gestiegen, der Datenverkehr um 18 Prozent, der Umsatz insgesamt um 3 Prozent. Jedes Jahr werden weltweit 200 Milliarden US-Dollar (CAPEX) in das Netz investiert, und seit dem Netzstart der digitalen Welt (ab etwa 1991) wurden weltweit Anlagen für 2,25 Billiarden (2250 Milliarden) US-Dollar aufgebaut. Weltweit gingen der ROCE (Return on Capital Employed, also die Gesamtrentabilität) zurück, der Markt stagniere.

Nicht alles laufe ideal: "Warum kämpfen wir immer noch um Anerkennung? Warum wird unsere Industrie nicht anerkannt?" Nach der massiven weltweiten Wirtschaftskrise stelle er sich die Frage: "Was machen wir falsch?"

Die Leute lieben die Netze, aber nicht den Weg dahin

Es sei schon verrückt: "Kein Autohersteller baut Straßen selbst", aber von der Mobilfunkindustrie werde das wie selbstverständlich erwartet. Deswegen plädierte Mittal für Konsolidierung, das heißt kleinere Netzbetreiber sollten sich zu größeren Unternehmen zusammenschließen dürfen, um gemeinsam die gewaltigen Kosten des Netzausbaus stemmen zu können. Er wandte sich gegen überdrehte Frequenzauktionen: "Die Frequenzen sind einfach zu teuer. So können wir nicht die Netze bauen, die ihr alle haben wollt. Diese Industrie kann wunderbare Dinge tun - wenn ihr sie lasst."

Es sei wohl so, dass die Leute da draußen "die Netze mögen, aber nicht den Weg dorthin." Und weiter: "Die Kunden erinnern uns, wenn der Anruf abbricht oder Daten hängen bleiben. Wir müssen das hinkriegen!"

Krieg gegen Roamingkosten

Bharti Airtel ist derzeit in 17 Ländern der Welt (überwiegend im asiatischen Bereich) aktiv. "Früher hatten wir unterschiedliche Technologien, jetzt haben wir ein weltweites Netz bis in entlegenste Gebiete".

Und dann machte Herr Mittal aus heiterem Himmel eine klare Ansage: "Ich erkläre hiermit den Roaming-Tarifen den Krieg" ("I declare war on roaming"). "55 Prozent der Leute schalten bei Roaming ihr Handy aus oder kaufen sich eine lokale SIM oder suchen ein möglichst freies WLAN." Mittal versprach die Reduktion von "Roaming Bill Shocks", also weg mit den Schockerlebnissen nach dem Erhalt einer Roaming-Rechnung.

Europa führend?

Telekom Chef Timotheus Höttges, auf diese Ankündigung seines "Chefs" angesprochen, stimmt dem uneingeschränkt zu und sieht Europa vorne: "Wir sind die ersten auf der Welt, die 'Roam like home' wirklich umgesetzt haben." Nicht ohne den Hinweis, dass die längerfristige Verwendung ausländischer SIM-Karten im Inland (weil sie unter Umständen günstiger als einheimische Karten sein können) auf die Dauer geregelt werden müsse (teltarif.de berichtete).

Alle unsere Berichte vom Mobile World Congress in Barcelona finden Sie gesammelt auf unserer Übersichtsseite.

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