Ausprobiert: 1&1-Netz-SIM im Ausland und im eigenen Netz
Wir haben nach dem Netzstart über erste Erfahrungen mit der SIM-Karte von 1&1 berichtet. Im zweiten Teil soll es um die Mailbox, das Roaming und ein Besuch im "eigenen" Netz von 1&1 (in Karlsruhe) gehen.
Aufmerksamen teltarif.de Lesern war aufgefallen, dass die Roaming-Liste viele weltweite Länder enthält, dass aber ausgerechnet Frankreich fehlt(e). Das könnte damit zusammenhängen, dass die Liste von Orange (vormals France Telecom) übernommen wurde, wo Frankreich logischerweise nicht aufgeführt wird. Auf unseren Hinweis hat 1&1 sofort reagiert und die Liste ergänzt.
Roaming-Kurztest
Wir sind also nach Frankreich, genauer nach Wissembourg (Weißenburg) in der Region Alsace (Elsass) gefahren und haben es selbst ausprobiert. Da in Grenznähe das Netz von o2 noch sehr stark einfällt, wurde eine manuelle Netzwahl im iPhone 15 vorgenommen. Zur Auswahl standen nach einiger Wartezeit neben "o2" noch "Orange", "Bouygues Telecom", "SFR", "Vodafone.de" und zweimal "Free", dem Tiefpreisdiscounter in Frankreich.
Orange funktioniert
Netzangebot in Wissembourg (Weißenburg) im Elsass (Frankreich) unweit der deutschen Grenze.
Screenshot: Henning Gajek / teltarif.de
Manuelles Einbuchen in Orange (Frankreich) funktionierte sofort und Telefonate waren in beide Richtungen (nach Deutschland abgehend und aus Deutschland ankommend) möglich, die Rufnummern wurden auch korrekt übermittelt, was bei Roaming möglicherweise nicht immer der Fall ist. Zum mobilen Surfen musste im iPhone noch das Datenroaming eingeschaltet werden.
Free funktionierte bei uns nicht
Anwender berichten, in Frankreich auch bei Free eingebucht gewesen zu sein, möglicherweise war in Wissembourg das Signal zu schwach, wir konnten deshalb dort keine Verbindung aufbauen.
Über Land nach Karlsruhe
Von Wissembourg (Weißenburg) ging es über verwinkelte Nebenstraßen der Südpfalz nach Karlsruhe. Erfreulicherweise gab es hier immer Netz (von o2). Das Ziel in Karlsruhe: Die Straße "Hinterm Hauptbahnhof", wobei diese Adresse wörtlich zu nehmen ist.
Unterhalb des "Hauptbahnhof Südeingang" (blauer Pfeil") befindet sich das "Werksgelände" von 1&1 mit dem eigenen Sender.
Grafik: Apple Karten / Screenshot: teltarif.de
Am Südausgang des Karlsruher Hauptbahnhofs auf dem ehemaligen Gelände des Dampflokbetriebswerks befinden sich heute zwei über eine Tiefgarage und einen Tunnel verbundene Bürogebäude. Das eine Gebäude beherbergt den Internet-Dienstleister Ionos (früher 1&1 und vorher Puretec, der vermietet Cloudspeicher und betreibt Webspace-Domain-Hosting) und gegenüber das Gebäude von 1&1. Auf dem Dach steht einer der beiden ältesten Sender des vierten Netzbetreibers mit seiner Netz-Kennung 262-23 in Deutschland.
Einer der ältesten "eigenen" 1&1 Sendestationen, hinter dem Hauptbahnhof in Karlsruhe auf dem 1&1 Gebäude.
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Gegenüber die Firma Ionos (Webhosting, Cloudspeicher) die ebenfalls zu United Internet (wie 1&1) gehört.
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Mit einer 1&1-SIM-Karte kann dieser Sender genutzt werden, das Mobiltelefon fand den Sender automatisch ohne Zutun des Anwenders. Wir haben ein paar Speedtests durchgeführt und erzielten zwischen 300 und 370 MBit/s im Downstream bei 30 ms Ping. Mit der Technik vertraute Personen berichten, dass auf dem 1&1-Campus einige Dauer-Netzlasttests durchgeführt werden, im Idealfall seien dort noch höhere Downloads möglich.
Blick in den Netzmonitor: Die Ankerzelle des Netzes 262-23 (Netz 1&1) funkt auf Band 7 (2600 MHz) in LTE
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Im Netzmonitor ist klar zu erkennen: Das LTE-Ankerband ist 2600 MHz (Band "B7"), der NR-5G-Anteil sendet auf 3500 MHz (Band "n78").
Blick in den Netzmonitor: Der 5G(NR) Anteil funkt auf Band n78 (3500 MHz).
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Die Sprachqualität war wie immer hervorragend. Es fällt auf, dass beim Rufaufbau oft kein Freizeichen ("Klingelzeichen") zu hören ist.
Die Sprachmailbox
Zu jedem 1&1-Anschluss gehört eine Sprachmailbox. Hier führt eine männliche Stimme durch die Menüs. Die eigene Begrüßungsansage kann individuell gestaltet werden. Zur Ersteinrichtung ruft man vom eigenen Handy die Kurzwahl 333 an und wird durch das Menü geführt. Die Mailbox bittet auch um Einrichtung eine Mailbox-Geheimzahl (PIN). Wer ein iPhone verwendet, kann danach auch Visual Voice Mail verwenden. Alle eingehenden Nachrichten werden dann auf das Mobiltelefon (gepusht) und sind auch unter der 333 erreichbar. Fragt man die Rufumleitungen ab, wird als Ziel "+49 155 66 000333" angezeigt.
Möchte man seine Mailbox "von außen", also von einem fremden Telefon abhören, ist das möglich. Nehmen wir an, die eigene Rufnummer wäre "0155 66 012345". Dann wird die Mailbox-Direkt-Anwahl 01550066 012345 gewählt. Das Einfügen der 00 zwischen 0155 und 66 ist eine Vorgabe der Bundesnetzagentur. Nun fragt die Mailbox nach der o.g. PIN. Ein direktes Aufsprechen von Nachrichten, wie es im Telekom-, Vodafone- oder o2-Netz möglich ist, wurde bei der 1&1 Mailbox nicht vorgesehen.
5G-Standalone oder Non-Standalone?
Moderne 5G-Netze können wahlweise "Standalone" (5G-SA oder "5G+") gefahren werden, dabei wird der 4G-Teil nicht mehr gebraucht. Aktuell ist das 1&1-Netz nur mit NSA (Non-Standalone = es wird 4G gebraucht) aktiviert. Eine Freischaltung von 5G-SA und von 5G-VoNR (Sprache über 5G) sind für 2024 vorgesehen, wie uns 1&1 auf Anfrage bestätigte.
Erste Bestellungen erfolgreich
Leser berichten, die ersten für Neuverträge bestellten SIM-Karten mit der neuen Vorwahl 015566 erhalten zu haben. Bei den Drillisch-Marken wird die zugeteilte Rufnummer kurz nach der Bestellung in der "Servicewelt" (Online-Kundenverwaltung) sichtbar.
Gibt es Wunschrufnummern?
Der nicht mehr existierende Netzbetreiber E-Plus konnte von Anfang an Wunschrufnummern vergeben, was sich trotz eines einmaligen Aufpreises größter Beliebtheit erfreute. Bei VIAG-Interkom (heute o2) und auch bei 1&1 sind Wunschrufnummern nicht möglich, es seien aber "schöne" Nummern "im Pool", verriet man uns.
Probleme mit VoLTE oder VoWiFi?
Beim Testgerät (iPhone 15, iOS 17.1.2 und inzwischen 17.2) funktionierten VoLTE und VoWiFi einwandfrei.
Anwender berichten aber, dass je nach Endgerät die Funktionen VoLTE (Sprache über LTE) oder VoWiFi (Telefonieren über WLAN) nicht oder noch nicht funktionieren. Hier sollte, wenn möglich zum Austesten ein anderes Endgerät (anderer Hersteller, anderes Modell) verwendet werden, um den Fehler eingrenzen zu können. Probleme mit VoLTE scheint es auch bei anderen Netzen und bei bestimmten Herstellern zu geben, wie eigene Tests und Leserzuschriften berichten.
Diese Probleme können nur in Abstimmung zwischen Netzbetreibern, Systemlieferanten und Handyherstellern gelöst werden. Möglichst präzise Fehlerbeschreibungen können hilfreich sein.
Erneutes Fazit:
Ein Vertrag bei 1&1 bietet im Moment ein "o2-Netz-Plus", also im Prinzip "zwei Netze": Einmal das bekannte o2-Netz plus - wo schon vorhanden - das neue Netz von 1&1. Der Anbieter beginnt nun seine Kundendaten vom o2-HLR (Home Location Register) in die eigene 1&1-Netzdatenbank zu verschieben. Endkunden sollten davon eigentlich nichts merken.
Das nächste spannende Datum wird die "Umbuchung" vom o2- ins Vodafone-Netz sein, die für Mitte 2024 vorgesehen ist. Dabei kann sich die Nutzererfahrung (Netzqualität, Netzverfügbarkeit) spürbar ändern, das hängt vom Aufenthaltsort des Kunden ab.