Laufzeitende

Welt: Neuvergabe der GSM-Frequenzen schon kommendes Jahr

Auch Deutsche Bahn will um GSM-Frequenzen mitbieten
Von Thorsten Neuhetzki

GSM-Neuvergabe schon 2013? GSM-Neuvergabe schon 2013?
Foto: dpa
Alle Frequenzen, die in Deutschland vergeben werden, sind an eine bestimmte Laufzeit gebunden. Das gilt entsprechend auch für Frequenzen der Handynetze. Die GSM-Frequenzen, also die Frequenzen des ältesten aktiven Mobilfunknetzes in Deutschland, sind befristet bis 2016 vergeben. Trotzdem gibt es nach einem Bericht der Welt schon jetzt Überlegungen, ob eine Neuvergabe nicht schon 2013 stattfinden könnte. Das würde den Unternehmen genügend Zeit für die Netzplanung bis 2016 geben, wie es laut der Tageszeitung aus der Bundesnetzagentur heißt.

GSM-Neuvergabe schon 2013? GSM-Neuvergabe schon 2013?
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Die Netzbetreiber sehen das unterschiedlich. Telekom und Vodafone fordern in ersten Stellungnahmen gegenüber der Behörde, dass die bestehenden Frequenzen schlicht in ihrer Laufzeit verlängert werden. Reine Verlängerungen würden nicht zu Wettbewerbsverzerrungen führen, heißt es bei Vodafone. Bedarf an den Frequenzen bestehe in jedem Fall - alleine schon, weil es M2M-Kommunikation gebe. Hier könnten die Module in den Maschinen zum Teil nicht einfach getauscht werden könnten, würden die GSM-Frequenzen wegfallen. Zudem ist in weiten Regionen Deutschlands nur das GSM-Netz ausgebaut. UMTS oder gar LTE sind hier nicht verfügbar. Die Telekom fordert nach Darstellung der Welt gleich eine Verlängerung um 15 bis 20 Jahre.

o2 für gemeinsame Vergabe von GSM und UMTS in 2020

Telefónica (o2) sieht eine Neuvergabe im kommenden Jahr kritisch und bezeichnet sie als zu früh. Man wisse bis dahin noch gar nicht, wie der Bedarf im Jahr 2016 sein werde und wie die LTE-Netze angenommen werden, heißt es dem Bericht zufolge in einer Stellungnahme des Münchener Anbieters. Dort sprach man sich jedoch für eine Harmonisierung der Laufzeit mit den UMTS-Frequenzen aus. Sprich: Im Jahr 2020 sollten dann sowohl GSM als auch UMTS neu ausgeschrieben werden. Die UMTS-Frequenzen waren im Jahr 2000 versteigert worden.

Für E-Plus ist das Thema Frequenzen traditionell eher heikel. Das Unternehmen sieht sich historisch benachteiligt durch ein zu kleines Frequenzspektrum. Ergo sprechen sich die Düsseldorfer als einziges Unternehmen für eine Neuvergabe aus - in der Hoffnung, ein größeres Spektrum abzubekommen. E-Plus ist von den vier Anbietern in Deutschland auch der mit der Kriegskasse, die am meisten geschont wurde in den vergangenen Jahren: Telekom, Vodafone und o2 hatten im Jahr 2010 für mehrere Milliarden LTE-Frequenzen im 800-MHz-Band ersteigert während E-Plus auf diesen teuren Bereich am Ende verzichtete. Stattdessen will E-Plus LTE auf Frequenzen um 900 MHz anbieten - den bisherigen GSM-Frequenzen.

Neben den vier klassischen Anbietern gibt es noch einen fünften Netzbetreiber, der Interesse an den GSM-Frequenzen hat: Die Deutsche Bahn. Sie betreibt über ihre Tochter DB Netz bereits ein GSM-Netz, das zur Realisierung des bahninternen Funkverkehrs dient (GSM-R). Sie hat Bedarf an zusätzlichen Frequenzen. Würde es also zu einer Auktion der bestehenden Frequenzen kommen, so würden nicht nur E-Plus und o2 mit dem aktuell kleineren Spektrum versuchen, zusätzliche Frequenzen zu bekommen, sondern auch die Bahn würde für eine Umverteilung sorgen.

Für die Kunden wird sich, solange die Mobilfunkanbieter GSM-Frequenzen behalten, nichts Gravierendes ändern. Bekommt ein Anbieter mehr Frequenzen aus einer möglichen Versteigerung, kann er die Kapazitäten erhöhen oder leichter GSM und LTE im Bereich um 900 MHz realisieren. Verliert ein Anbieter ein Teil des Spektrums, so kann es möglicherweise eher zu Engpässen im GSM-Netz kommen, das zum überwiegenden Teil für die Sprachkommunikation genutzt wird. Bei Umverteilungen von Frequenzen innerhalb des Spektrums regeln die Handys selbstständig den Wechsel auf die neuen Frequenzen. Nur bei einem Totalverlust von GSM-Frequenzen hätten die Kunden dieses Anbieters vor allem auf dem Land oder mit alten bzw. Einfachst-Handys keinen Empfang mehr.

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