Verzögerung

Handelsblatt: 1&1 schließt viel zu wenige Funklöcher

1&1 hat laut Medi­enbe­richten erst 48 Basis­sta­tionen zur Schlie­ßung weißer Flecken gebaut.
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Bei einem Gespräch mit teltarif.de während des Mobile World Congress 2024 in Barce­lona teilte 1&1 mit, das Mobil­funk­netz des Netz­betrei­bers bestehe derzeit aus etwas mehr als 100 aktiven Basis­sta­tionen. Eigent­lich hätten es laut Lizenz­auf­lagen schon Ende 2022 mindes­tens 1000 Stand­orte sein sollen. Aber auch an anderer Stelle erfüllt der Neuein­steiger unter den deut­schen Mobil­funk-Netz­betrei­bern seine Ausbau-Verpflich­tungen bislang einem Handels­blatt-Bericht zufolge nicht. 1&1 schließt zu wenig Funklöcher 1&1 schließt zu wenig Funklöcher
Foto: Image licensed by Ingram Image, Logo: 1&1, Montage: teltarif.de
Den Angaben zufolge hatte 1&1-Chef Ralph Dommer­muth im Rahmen der Frequenz­auk­tion zuge­sagt, mehrere hundert Basis­sta­tion in soge­nannten "weißen Flecken" zu bauen. Im Gegenzug darf der Konzern die Kosten für die Erstei­gerung von 5G-Frequenzen im Rahmen eines zins­losen Darle­hens abstot­tern. Die Sender sollten bis spätes­tens zum 1. Januar 2022 auch den Mitbe­wer­bern Deut­sche Telekom, Voda­fone und Telefónica zur Verfü­gung gestellt werden, um Funk­löcher zu schließen.

Erst 48 Stand­orte für "weiße Flecken"

Wie es weiter heißt, hat 1&1 mehr als zwei Jahre nach dem Stichtag erst 48 Stand­orte fertig­gestellt. Neben dem Unter­nehmen selbst habe das auch das Bundes­ver­kehrs­minis­terium einge­räumt. 50 weitere Stand­orte befinden sich demnach "in der Umset­zung". Es wurde aber kein Zeit­rahmen für die Inbe­trieb­nahme genannt. 32 weitere Sender seien laut 1&1 geplant, es gebe aber noch keine Bauge­neh­migung.

Nach eigenen Angaben kriti­siert 1&1 die kompli­zierten Abstim­mungs- und Geneh­migungs­ver­fahren. Diese seien für die Verzö­gerungen verant­wort­lich. Beim Ausbau des eigenen Mobil­funk­netzes reichte 1&1 die Verant­wor­tung für den schlep­penden Netz­ausbau teil­weise auch an Part­ner­unter­nehmen weiter, die Mobil­funk­stand­orte für das "vierte Netz" ausfindig machen und erschließen sollten.

1&1 kriti­sierte unter anderem die "fehlende Vermiet­bereit­schaft von geeig­neten Flächen sowie Bürger­initia­tiven, die dem Bau neuer Anten­nen­stand­orte entge­gen­treten". Diese Proble­matik war auch aus Kreisen der drei etablierten Netz­betrei­bern hinter vorge­hal­tener Hand schon zu hören. Erschwe­rend komme hinzu, dass Dach­stand­orte zum Teil gekün­digt werden, weil die entspre­chenden Gebäude zur Schaf­fung von weiterem Wohn­raum aufge­stockt werden sollen.

Etablierte Netz­betreiber lieferten erst 2021 Stand­ort­liste

Die Verzö­gerungen beim Ausbau haben den Angaben zufolge noch einen weiteren Hinter­grund: Telekom, Voda­fone und Telefónica hätten erst 2021 die Liste der benö­tigten Stand­orte für neue Basis­sta­tionen endgültig abge­stimmt. Eine Umset­zung bis Anfang 2022 war somit unrea­lis­tisch.

Konse­quenzen drohen 1&1 dem Handels­blatt-Bericht zufolge trotz der wieder­holt verletzten Über­gabe­frist laut Verkehrs­minis­terium zunächst nicht. Man prüfe derzeit, "ob und inwie­fern die Verzö­gerungen durch den Netz­betreiber zu vertreten sind". Abzu­warten bleibt, wie viele Stationen 1&1 für die Schlie­ßung von Funk­löchern tatsäch­lich baut. Durch immer weiter stei­gende Kosten sei das Budget früher verbraucht als vor einigen Jahren ange­nommen.

1&1 sieht sich außerdem bei der Frequenz­ver­gabe diskri­miniert.

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