2G-Aus in der Schweiz: Auch Sunrise schaltet jetzt GSM ab
Der digitale Mobilfunk hat mit GSM begonnen und wurde später als "2G" bezeichnet. Eines der ersten GSM-Netze weltweit installierte die Schweizer Swisscom bereits im Jahre 1991 rechtzeitig zur internationalen ITU-Messe in Genf. Es folgten die Technologien 3G (UMTS), 4G (LTE) und 5G. Und in einigen Jahren steht 6G vor der Tür. Analoge "1G"-Netze sind in Europa längst Geschichte.
Erste Abschaltungen
In Deutschland und weiteren Ländern wurde 3G (UMTS) bereits komplett abgeschaltet, aber 2G/GSM läuft vorerst weiter. Einige Länder haben bereits 2G/GSM ausgeknipst, etwa die USA und jetzt auch die Schweiz.
Schweiz gehörte zu den GSM-Pionieren
Die Schweiz gehörte zu den GSM-Pionieren. Jetzt schaltet auch sein GSM-Angebot im Netz ab.
Foto/Montage: teltarif.de, Logo: Sunrise
Der Schweizer "incumbent" und Marktführer Swisscom startete 1991 als einer der weltweit ersten Netzbetreiber sein GSM-Netz in Genf - passend zur ITU-Telekommunikationsmesse. Swisscom gehörte auch zu den ersten, die 2G / GSM abgeschaltet haben.
Die Gründe sind klar: Die GSM-Technik ist in die Jahre gekommen. Aufgrund der komplizierten Schweizer Rechtslage ("NIS-Verordnung") musste für den Ausbau mit 5G eine bisher genutzte Technik aufgegeben werden, um die in der Schweiz maximal zulässige Strahlenbelastung nicht zu überschreiten. "NIS" steht übrigens für Nicht-Ionisierende-Strahlung und wird dort seit Jahren sehr kontrovers diskutiert. Die Schweizer Grenzwerte für Sendestationen sind daher sehr niedrig. Dadurch ist die Anzahl der Sendestationen weitaus höher als anderswo und die theoretische Flächendeckung auf den ersten Blick weitaus besser, allerdings klagen Kunden über lokal geringe Datenraten.
Sunrise bot eine GSM-Softwarelösung
Der zweite Schweizer Netzbetreiber Sunrise (einst als "diAX" gestartet) hatte die allgemeine Schweizer GSM-Abschaltung zunächst nicht mitgemacht, weil die Techniker schnell herausfanden, dass die Übertragung von GSM-Signalen nur noch eine reine Software-Frage ist, d.h. die verbaute Hardware konnte einen GSM/UMTS/4G/5G-Mischbetrieb fahren. Wenn ein GSM-Signal benötigt wurde, wurde das vom Netz zugeschaltet.
Seit 3. Januar GSM-Abschaltung bei Sunrise
Seit dem 3. Januar 2023 hat sich das geändert. Ab diesem Datum hat Sunrise damit begonnen, "den veralteten 2G-Standard" abzuschalten. Bis dahin wollte Sunrise seinen Kunden eine längere Übergangsfrist bieten. Zuletzt waren vor allen Dingen noch Geräte für M2M-/IoT (Maschine zu Maschine, Sensoren, Tracker, etc.) im Geschäftsumfeld ("B2B") im Einsatz. Sunrise will seine Kunden beim "Wechsel auf einen modernen Mobilfunkstandard (4G/5G)" unterstützen.
"Wir haben zugunsten unserer Kundinnen und Kunden den Wechsel auf eine moderne Mobilfunkgeneration bewusst flexibler gestaltet. Da 2G-Verbindungen aber praktisch nicht mehr benötigt werden, schalten wir 2G ebenfalls ab", kündigte André Krause, der Chef von Sunrise an. Von der Abschaltung seien Kunden "nur in Einzelfällen" betroffen, da nur noch ein sehr geringer Teil entsprechende Geräte verwende.
Sunrise habe die betroffenen Kunden per Brief informiert und werde sie beim Wechsel auf neue moderne 4G/5G-Lösungen unterstützen. Kunden können sich in Sunrise Shops (z.B. SIM-Karten- und Gerätewechsel) oder beim Geschäftskunden-Vertrieb (Tel. +41 58 777 00 00) beraten lassen.
Die Swisscom hatte ihre Kunden schon zu einem früheren Zeitpunkt über einen Umstieg von GSM auf 4G/5G informiert.
Abschalttermin UMTS ab 2025
In diesem Zusammenhang kündigte Sunrise auch an, den "ebenfalls zunehmend veralteten 3G-Standard [...] in den kommenden drei bis vier Jahren" abzuschalten. Die Swisscom hatte bereits früher als Termin das Jahr 2025 für das Ende von 3G genannt.
Beim dritten Schweizer Anbieter salt.ch war leider keine qualifizierte Auskunft zu bekommen. Nach Angaben von Szenekennern wurde GSM im Netz von Salt längst schweizweit abgeschaltet. Es ist zu vermuten, dass Salt dann auch zeitgleich mit Swisscom oder Sunrise seine 3G-Netzelemente herausnehmen wird.
Tipps für Schweiz-Reisende
Für Schweiz-Reisende gilt die dringende Empfehlung, kein reines GSM-Gerät mehr mitzunehmen, da diese Geräte "kein Netz" anzeigen werden und damit sind auch Notrufe nicht mehr möglich. Einige ältere Handy-Modelle können neben 2G (GSM) schon 3G (UMTS), besser wäre jedoch ein 4G/LTE-fähiges Gerät zu verwenden.
Zu beachten ist unbedingt, dass in den allermeisten in Deutschland verkauften Tarifen die Schweiz als "Nicht-EU"-Ausland nur zu extrem teuren Tarifen abgerechnet wird. Selbst wenn man nicht in die Schweiz einreist, sich aber der Grenze nähert, kann es passieren, dass sich das eigene Handy in ein Schweizer Netz einbucht, weil auf deutsche Seite teilweise gruselige Funklöcher bestehen. Minutenpreise von teilweise 1,49 Euro (z.B. von der Schweiz nach Deutschland) stammen aus der "Steinzeit" des Mobilfunks.
Eine löbliche Ausnahme sind Original-Postpaid-Tarife der Telekom, welche als einziger deutscher Anbieter die Schweiz zu EU-Tarifen abrechnet (als ob die Schweiz EU-Mitglied wäre). Bei den Prepaid-Tarifen der Telekom sind wenigstens die heimischen Datenpakete inklusive, Telefonate jedoch nicht! Bei anderen Anbietern im Telekom-Netz wie Congstar oder verschiedenen Discountern im Telekom-Netz sind die Tariflisten sehr genau zu beachten, es gibt Unterschiede.
Vodafone bietet seinen Kunden ein Schweiz-Paket an, bei o2 gibt es das derzeit nur für Geschäftskunden, für Privatkunden sei es in Vorbereitung.
Roaming-SMS beim Einbuchen beachten!
Beim ersten Einbuchen in ein ausländisches Netz muss eine SMS empfangen werden, welche die aktuell gültigen Tarife im besuchten Land und Netz auflistet. Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte sein Handy vorher komplett ausschalten oder wenigstens den Mobilfunkteil deaktivieren und vielleicht auf ein WLAN im Hotel oder an anderen Stellen ausweichen. Ein Ausschalten der Roaming-Funktion könnte helfen, sofern sichergestellt ist, dass es sich nicht automatisch wieder einschaltet.
Schweizer Prepaid-Karte
Eine gute Idee könnte auch der Erwerb einer Schweizer Prepaid-SIM-Karte vor Ort sein. Dazu reichen deutscher Personalausweis/Reisepass und die deutsche Adresse aus. Das Guthaben hält fast unbegrenzt, wenn innerhalb einer gewissen Frist kostenpflichtige Aktionen mit der SIM-Karte durchgeführt werden. Die Schweizer Karte kann auch in Deutschland genutzt werden (und bucht sich bei Bedarf in alle deutschen Netze ein).
Bei Sunrise werden in Deutschland sofort hohe Daten-Roaming-Kosten abgerechnet, die das Guthaben in wenigen Minuten abschmelzen. Bei Swisscom ist Daten-Roaming gesperrt, wenn nicht explizit eine Auslandsoption, wie z.B. 1 GB mit maximal 50 MBit/s im Download für maximal 365 Tage Gültigkeit. Das kostet 14,90 CHF (aktuell 14,90 Euro). Mit Salt-Prepaid liegen uns keine Erfahrungsberichte vor.
Wir berichten immer wieder über Mobilfunk und Festnetz in der Schweiz.