Fernsehen

20 Jahre DVB-T/T2: Zukunft des Antennen-TVs ungewiss

Genau vor 20 Jahren star­tete mit DVB-T die Digi­tali­sie­rung des Anten­nen­fern­sehens. Sie sorgte für einen Boom und eine Renais­sance. Doch die Zukunft ist unge­wiss.
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20 Jahre digital-terrestrisches Antennenfernsehen 20 Jahre digital-terrestrisches Antennenfernsehen
Bild: teltarif.de
Am 4. August 2003 wurde in Berlin die Umstel­lung auf das digi­tale terres­tri­sche Fern­sehen auf Basis des Über­tra­gungs­stan­dards DVB-T gestartet. Dazu wurde das analoge terres­tri­sche Fern­sehen an diesem Tag endgültig abge­schaltet.

Die Gründe für die Umstel­lung waren einleuch­tend: Bild und Ton wurden besser, der Empfang prak­tisch störungs­frei, das Programm­angebot wuchs um ein Viel­faches auf bis zu 30 Programme, und mobiler Empfang wurde erst durch die digi­tale Technik richtig möglich.

DVB-T löste neuen Antennen-TV-Boom aus

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Bild: teltarif.de
Außerdem ist diese Form der Über­tra­gung für die Sender wesent­lich kosten­güns­tiger. Das galt natür­lich nicht nur für die Bundes­haupt­stadt. Deshalb wurde der Umstieg auch in anderen Ballungs­gebieten einge­leitet. 2004 folgten Hamburg und Bremen, große Bereiche Nieder­sach­sens, Nord­rhein-West­falens sowie Hessens und Bayerns. Im Jahr 2005 waren Ballungs­gebiete in Baden-Würt­tem­berg, Rhein­land-Pfalz, Schleswig-Holstein und Meck­len­burg-Vorpom­mern an der Reihe. Die digi­tale Verbrei­tung des Fern­sehens via Antenne schritt zügig voran und war nach nur rund fünf Jahren 2008 abge­schlossen. Somit wurde die Vorgabe der Bundes­regie­rung aus dem Jahr 1998, bis zum Jahr 2010 den Flächen­ausbau des digi­talen terres­tri­schen Fern­sehens beendet zu haben, schon sehr viel früher erreicht als ursprüng­lich erwartet.

Die Digi­tali­sie­rung sorgte fortan für eine Renais­sance der Antenne. Vor allem in Städten kündigten zahl­reiche Menschen den Kabel­anschluss, bekamen sie doch fortan ein Grund­angebot der wich­tigsten öffent­lich-recht­lichen und privaten Programme kostenlos und oft bloß mit kleiner Zimmer­antenne ins Haus gelie­fert.

Neue, nicht unum­strit­tene Ära ab 2016

Auf DVB-T folgte DVB-T2 HD: Am 31. Mai 2016 begann in Deutsch­land der Gene­rati­ons­wechsel des Anten­nen­fern­sehens: Ergän­zend zum bishe­rigen Stan­dard DVB-T ging DVB-T2 HD an den Start. Die neue Technik ist dem bishe­rigen Über­tra­gungs­ver­fahren deut­lich über­legen. So erlaubte sie in Deutsch­land erst­mals auch terres­tri­sche Ausstrah­lungen in HD-Qualität. In 18 Ballungs­räumen star­tete das neue terres­tri­sche HDTV mit einem Sender-Multi­plex aus sechs öffent­lich-recht­lichen und privaten Programmen. Vom Früh­jahr 2017 an wurde das DVB-T2-Angebot weiter ausge­baut – auf bis zu 40 HDTV-Programme. Die bishe­rige DVB-T-Ausstrah­lung wurde Schritt für Schritt durch DVB-T2 HD ersetzt. Bis zum Sommer 2019 schlossen die öffent­lich-recht­lichen Programme den Umstieg in der Fläche ab.

Die neue Gene­ration des Anten­nen­fern­sehens bietet im Vergleich zum herkömm­lichen DVB-T größere Reich­weiten und kann im selben Frequenz­spek­trum höhere Daten­raten trans­por­tieren. Weiterer Gewinn an Über­tra­gungs­kapa­zität resul­tiert aus einer neuen Video-Kodie­rung: Die Programme werden nach dem Stan­dard HEVC aufbe­reitet, der die bewegten Bilder fast viermal so effi­zient kodiert wie das für DVB-T verwen­dete Verfahren MPEG-2.

DVB-T2 vor unge­wisser Zukunft

Die Privaten senden seither jedoch nicht mehr kostenlos: Die HD-Programme der Privat­sen­der­fami­lien um ProSieben, Sat.1, RTL und anderen werden verschlüs­selt ausge­strahlt und über die Bezahl­platt­form freenet TV vermarktet. Diese verän­derte Geschäfts­politik sorgte dafür, dass der Boom des Anten­nen­fern­sehens wieder vorbei ist und immer weniger Menschen die Antenne als primären Weg zum Fern­sehen nutzen. Vor allem Internet-basiertes Strea­ming über Platt­formen wie waipu.tv hat das Antennen-Angebot freenet TV inzwi­schen über­flü­gelt.

Vor allem in vielen länd­lichen Regionen sorgte die Umstel­lung auf DVB-T2 auch für ein Ende der Antenne: ARD-Anstalten schal­teten aus ihrer Sicht unwirt­schaft­liche Sende­anlagen ab, so sind in Mittel­gebirgen wie der Schwä­bischen Alb oder dem Huns­rück außer in beson­ders günstig gele­genen Regionen keine Programme mehr über Antenne empfangbar.

Ob DVB-T2 über­haupt noch eine Zukunft hat, entscheidet sich nicht zuletzt auf der Welt­funk­kon­ferenz, die vom 20. November bis zum 15. Dezember 2023 in Dubai statt­findet. Neben dem Anten­nen­fern­sehen haben auch der Mobil­funk und der Behör­den­funk Inter­esse an den begehrten Frequenzen.

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