Standpunkt

Monopolkommission-Chef plädiert für Frequenzverlängerung

Prof. Jürgen Kühling (Regens­burg), Vorsit­zender der Mono­pol­kom­mis­sion, ist ein Anhänger des Wett­bewerbs. Doch er hält eine Frequenz­ver­län­gerung für sinn­voll.
Vom VATM-Dreiländer-Kongress in Köln berichtet

Im Rahmen der Drei­länder-Konfe­renz des VATM in Köln gab der Vorsit­zende der 1973 gegrün­deten Mono­pol­kom­mis­sion, Prof. Dr. Jürgen Kühling, einen kurzen Über­blick über die Wett­bewerbs­situa­tion im Lande.

Deut­sche Telekom gewinnt Markt­anteile

Ihm ist anhand von Zahlen­mate­rial aufge­fallen, dass der Markt­anteil der Deut­schen Telekom wieder wächst. Wett­bewerb sei wichtig und könne viele aktu­ellen Probleme lösen. Im Verlauf der letzten Jahre wurden von seiner Kommis­sion viele wich­tige Entschei­dungen begleitet, zuletzt die Diffe­ren­zie­rung der Regu­lie­rung von Kupfer- und Glas­faser-basierten Vorleis­tungs­pro­dukten. Prof. Dr. Jürgen Kühling, der Vorsitzende der Monopolkommission Prof. Dr. Jürgen Kühling, der Vorsitzende der Monopolkommission
Foto: Picture Alliance/dpa
Regel­mäßig gibt die Mono­pol­kom­mis­sion ein "Sektor­gut­achten" heraus, zuletzt 2023 unter dem program­mati­schen Titel "Gigabit Ziele durch Wett­bewerb errei­chen."

Der Tätig­keits­bericht der Bundes­netz­agentur 2022/23 hat eine stei­gende Nach­rage nach schnellen Breit­band­anschlüssen ermit­telt, insbe­son­dere bei 100 MBit/s und mehr. Der Glas­faser­ausbau ziehe an, die Nach­frage (TakeUp Rate) stagniere aber. Viel­leicht hänge das mit der nega­tiven Bericht­erstat­tung zum Glas­faser­ausbau zusammen, vermutet der Forscher. Kühling plädierte dafür, die Glas­faser­netze weit­gehend zu öffnen und den frei­wil­ligen offen Netz­zugang ("Open Access") voran­zubringen. Grund­sätz­lich sollten in Deutsch­land alle verfüg­baren Vorleis­tungs­pro­dukte ange­boten werden, dazu müssten Prozesse, Schnitt­stellen und Vorleis­tungs­pro­dukte verein­heit­licht werden. Das könne den Doppel­ausbau von Glas­faser­netzen vermeiden und schaffe Trans­parenz und erleich­tere die Miss­brauchs­kon­trolle.

Kühling sieht die Probleme beim FTTH-Überbau, wenn der Netz­ausbau dann an bestimmen Stellen teil­weise oder ganz unter­bleibe oder lang­fristig verzö­gert werde. Neben dem Ausbau­wett­bewerb müsse es auch Preis­wett­bewerb geben. Eine Paral­lel­ver­legung sollte eher die Ausnahme sein und bleiben. Der Bericht der Bundes­netz­agentur habe gezeigt, dass es proble­mati­sche Fälle geben könne.

Mobil­funk: Etablierte Netz­betreiber domi­nieren

Im Mobil­funk domi­nierten die drei etablierten Netz­betreiber den Markt, stellte Kühling fest. Die virtu­ellen Netz­betreiber (früher "Service-Provider") spielten beim Preis- und Inno­vati­ons­wett­bewerb eine wich­tige Rolle. Der Vorleis­tungs­markt dürfe nicht ganz verschlossen bleiben.

Laut den Zahlen der VATM TK Analyse sind die Markt­anteile zwischen 2022 und 2023 bei der Telekom quasi gleich geblieben (von 27,4 auf 27,3 Prozent), bei Telefónica (o2) von 30,4 auf 30,6 Prozent, bei Voda­fone von 25,0 auf 24,5 Prozent leicht gesunken, bei Freenet von 8,8 auf 7,7 Prozent gesunken und 1&1 von 7,4 auf 8,6 Prozent bzw. andere Anbieter von 1,0 auf 1,4 Prozent gestiegen.

Kühling für kurz­zei­tige Frequenz­ver­län­gerung

Kühling steht einer mögli­chen Verlän­gerung der Frequenz­zutei­lung nicht grund­sätz­lich ableh­nend gegen­über. Er plädiert aber für eine kürzere Lauf­zeit dieser Verlän­gerung, maximal drei Jahre bis Ende 2028. Dann könnten verschie­dene Frequenzen auf einmal verstei­gert werden.

Er hatte dabei Pro und Contra abge­wogen. Für eine Verlän­gerung spreche unter anderem dann den Ausbau­fort­schritt bei 1&1 besser beur­teilen zu können.

Würde diese Verlän­gerung mehr Zeit bekommen, könnte z.B. 1&1 nur auf extra zu bezah­lende Vorleis­tungen (dann via Voda­fone-Roaming) zurück­greifen und die Diens­tean­bieter oder virtu­ellen Netz­betreiber könnten nicht vom inten­siveren Wett­bewerb profi­tieren. Wichtig sei ein "diskri­minie­rungs­freier Mobil­funk­netz­zugang für Diens­tean­bieter und MVNOs", den Begriff "Diens­tean­bie­ter­ver­pflich­tung" nannte er dabei nicht.

An die Regu­lie­rung appel­lierte Kühling, den Wett­bewerbs­kurs in Fest­netz und Mobil­funk beizu­behalten, die Regu­lie­rung der Kupfer­netze nicht zu vernach­läs­sigen und eine wett­bewerbs­kon­forme Migra­tion (Über­gang) von Kupfer- auf Glas­faser­netze sicher­zustellen.

Über weitere Inhalte der VATM Drei­län­der­tagung in Köln werden wir noch berichten.

Mehr zum Thema VATM