Harmonisierung

BNetzA warnt vor Risiken europaweit einheitlicher Regulierung

Regulierer: "Keine einheitliche Soße über Europa ausschütten"
Aus Duisburg berichtet Marc Kessler

BNetzA warnt vor Risiken europaweit einheitlicher Regulierung BNetzA warnt vor Risiken europaweit einheitlicher Regulierung
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Die Bundes­netz­agentur (BNetzA) warnt vor den Risiken einer europaweit einheitlichen Regulierung des Telekom­munikations­marktes. Das "One-size-fits-all"-Prinzip funktioniere nicht, sagte Friedhelm Dommermuth, BNetzA-Abtei­lungs­leiter für "ökonomische Fragen der Regulierung" auf dem heutigen Kongress des Zentrums für Telekom­munikations- und Medien­wirtschaft (ZfTM) in Duisburg.

Keine "einheitliche Soße", sondern Berücksichtigung nationaler Besonderheiten

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"Wir dürfen keine einheitliche Soße über Europa ausschütten", sagte Dommermuth im Rahmen seines Vortrags zur europaweiten Regulierung. Vielmehr müssten nationale Besonderheiten berücksichtigt werden. So gebe es etwa deutliche Kosten­unterschiede beim Netzausbau - bedingt durch Unterschiede bei der Bevölkerungs­dichte sowie beim jeweiligen Lohn-Niveau. Daneben gebe es in jedem Land gewachsene Wettbewerber­verhältnisse sowie unterschiedliche Gewohnheiten und Vorlieben der Verbraucher - etwa bei der Nutzung von Festnetz und Mobilfunk.

Empfehlungen der EU seien zwar ein Weg, um zur grenz­überschreitenden Harmonisierung der Regulierung beizutragen. Hierbei dürfe es indes nicht zu strikte Vorgaben geben - ansonsten sei kaum noch Flexibilität für die Berück­sichtigung nationaler Gegebenheiten vorhanden, warnt Dommermuth. Zudem entstünden durch europäische Co-Regulierung hohe Bürokratie­kosten.

Flexibilität bei der Regulierung zum Erreichen der Breitbandziele

Der Regulierungs­fachmann der Bundes­netz­agentur sprach sich auf dem heutigen ZfTM-Kongress dafür aus, den "bewährten Austausch" zwischen den nationalen Reguliern und die gemeinsame Entwicklung optimaler Abläufe beizubehalten, um einen "möglichst wettbewerbsoffenen und technologie­neutralen Ansatz zu implementieren" und "die verschiedenen Wettbewerbs­verhältnisse angemessen abzubilden". Dies eröffne die Chance, "den jeweils effizientesten Mix an Technologien und Strategien" zu finden, um die Breitband­ziele der Bundes­regulierung und der EU im Rahmen der Digitalen Agenda realisieren zu können.

Digitale Agenda: Bis 2020 mindestens 30 MBit/s in ganz Europa

Die EU will bis zum Jahr 2020 schnelles Breitband mit 30 MBit/s oder mehr für alle Haushalte in Europa. Ebenfalls bis zu diesem Zeitpunkt soll mindestens 50 Prozent der Haushalte "ultraschnelles Breitband" mit 100 MBit/s zur Verfügung stehen. 2011 verfügten immerhin schon 95 Prozent der EU-Haushalte über eine festnetz­basierte Breitband­versorgung - hier waren bei 50 Prozent aller Haushalte mindestens 30 MBit/s möglich. EU-Kommissarin Neelie Kroes hatte Breitband-Internet als "digitalen Sauerstoff" bezeichnet.

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