Kupferdoppelader

Telekom-Wettbewerber wollen niedrigere Kosten für letzte Meile

Absenkung um 25 Prozent soll eigenem Netzausbau zugute kommen
Von Thorsten Neuhetzki

Während die Deutsche Telekom fordert, die Kosten für die letzte Meile zum Kunden von derzeit 10,50 Euro auf 12,90 Euro netto zu erhöhen, fordern vier der größten alternativen Netzbetreiber eine Absenkung der Kosten. Dabei handelt es sich um HanseNet, Versatel, Telefonica und die QSC. In einer gemeinsamen Erklärung fordern sie eine Absenkung der Kosten für die für sie wichtigste Vorleistung der Deutschen Telekom um 25 Prozent. Das entspräche einem monatlichen Preis von 7,87 Euro.

Bei den aktuell vermarkteten Tarifen mache der Kostenanteil der TAL am gesamten Umsatz eines Kunden fast 50 Prozent aus. Dabei weisen die vier Netzbetreiber die Verantwortung von sich, Schuld an dieser Misere und der geringen Marge zu sein. In erster Linie habe die Telekom mit ihrer Tochter Congster das Preisniveau im Jahr 2007 entsprechend gedrückt, so Versatel-Geschäftsführer Peer Knauer. Auch die Kabelnetzbetreiber, die nicht die Vorleistung der TAL benötigen, sorgen für einen entsprechenden Preiskampf, auf den die Mitbewerber reagieren müssten.

Würden die Kosten der Kupferdoppelader entsprechend der Forderungen der Anbieter gesenkt, so käme das in den nächsten fünf Jahren einer Kostenersparnis von 1,2 Milliarden Euro gleich. Dieses Geld soll aber nicht etwa in neue Preisrunden investiert werden, sondern in den Ausbau der eigenen Netze. Dabei denken die vier Alternativanbieter zum einen an eigene Glasfaser-Netze (FTTx), zum anderen aber auch an den Ausbau der bisherigen weißen Flecken. Alleine Telefónica investiere in den Jahren 2008 bis 2010 3,5 Milliarden Euro in das eigene Fest- und Mobilfunknetz, unterstrich Johannes Pruchnow, Geschäftsführer der Telefónica Deutschland.

"Telekom-Vorstand sollte die Schamesröte ins Gesicht steigen"

Angesichts dessen, dass die Deutsche Telekom in einer wirtschaftlich ohnehin schwierigen Situation die TAL-Preise derart drastisch anheben wolle, "sollte dem Vorstand der Deutschen Telekom die Schamesröte ins Gesicht steigen", so Peer Knauer. Die Telekom müsse sehr ineffizient arbeiten, wenn sie für ein abgeschriebenes Kupfernetz derart hohe Preise verlangen müsse. Derzeit befinden sich die Kosten für die TAL bereits im oberen Bereich in Europa. "Die Telekom nutzt derzeit die Krise aus, um den Wettbewerb in die Ecke zu treiben. Das ist nicht in Ordnung", so Knauer. "Die Deutsche Telekom wird in das Kupfernetz nicht mehr viel investiereren", so Dr. Bernd Schlohbohn, Vorstandsvorsitzender der QSC. Nun aber wolle die Telekom den Wiederbeschaffungswert dieses Netzes als Basis für die TAL-Kosten-Berechnung annehmen.

Man brauche nicht in jedem Haushalt 100 MBit/s, so der Geschäftsführer der HanseNet, Carlos Lambarri. Wichtig sei es, den Kunden auch Service zu bieten. Und das Land zu erschließen. Zudem sei auch die Penetration mit DSL in DSL-fähigen Gebieten noch nicht abgeschlossen.

Gedankenspiel: Open Access Netze

Aus Sicht der Anbieter macht es keinen Sinn, wenn jeder Anbieter in jeder Straße sein eigenes Glasfasernetz aufbaut. Das wären enorme Kosten, die sich wirtschaftlich nicht als sinnvoll erweisen würden. Daher gibt es das Gedankenspiel eines Open Access Netzes. Das bedeutet, jeder Anbieter baut in anderen Bereichen sein Netz aus und stellt es den Mitbewerbern auf Wunsch zur Verfügung. Dieses würde vermutlich einer gewissen Regulierung unterliegen, da jeder Anbieter dann in seinem Straßenzug ein Monopol habe.

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