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Editorial: Befrei mich!

Wie lange kann Apple den zentralen App-Store noch durchhalten?
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Apples iPhone ist immer wieder Gegenstand heftiger Kontroversen: Die einen loben die gute Funktion der von Haus aus integrierten Dienste und die vielen Apps. Die anderen beklagen die restriktive Politik Apples: Kein Flash, lange kein Multitasking, genaue Vorschriften für Apps bis hin zur Zensur von Inhalten, insbesondere, wenn zu viel Haut zu sehen ist.

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Beide Seiten haben auch grundsätzlich recht: Es gibt schöne Browser-Games, die auf dem iPhone und iPad aber leider nicht laufen. Stattdessen ist man gezwungen, sich Spiele über den App-Store zu kaufen.

Leider sind aber auch viele Flash-Applikationen schlecht programmiert, fordern beispielsweise den Prozessor dauerhaft zu 100 Prozent oder verbrauchen viel Hauptspeicher. Wenn nicht gar das Plugin einen Total-Absturz verursacht. Apple möchte das nicht und hat den Flash-Player verbannt. Man ist damit auch nicht alleine: So haben die Entwickler des Browsers Firefox jüngst die Plugins in einen eigenen Prozess ausgelagert, damit deren Fehler nicht mehr den eigentlichen Browser mit runterreißen.

Einen vergleichbar pragmatischen Ansatz wünscht man sich auch von Apple: Der User sollte die Wahl haben zwischen einem perfekt funktionierenden iPhone, auf dem aber nicht alles läuft, und einem bestmöglich kompatiblen iPhone, auf dem dann schon mal der Browser abstürzen oder die Batterie schneller als erwartet leer werden darf. Der Nutzer kann dann zwischen "stabilem" und "kompatiblem" Modus hin- und herschalten.

Dass der Bedarf an solcher Befreiung der User groß ist, zeigt der Bibliothekar des US-Kongresses, der nun in einer Verfügung von Ausnahmeregelungen zum US-Copyrightgesetz ausdrücklich das Jailbreaking von Handys erlaubt, um eigene Applikationen installieren zu können. Apple ist in der entsprechenden Verfügung nicht ausdrücklich erwähnt, aber ganz klar gemeint.

Alternative App-Stores!?

Nun bedeutet ein Jailbreak, dass Apple auf einen Schlag die komplette Kontrolle verliert. Malware wie Viren und Würmern wird Tür und Tor geöffnet. Ebenso lässt sich nicht lizensierte, möglicherweise raubkopierte, Software installieren.

Die Frage ist daher, ob Apple nicht gut daran täte, wie oben erwähnt, etwas mehr Freiheit zu geben, ohne dass es gleich ein Jailbreak sein muss. So könnte Apple eine kleine Zahl alternativer App-Stores zuzulassen. Im oben erwähnten kompatiblen Modus wären dann die zusätzlichen Apps aus den alternativen Läden ebenfalls ausführbar. Dazu gehören dann auch E-Book-Reader, die den Kamasutra nicht schamvoll ausblenden, oder Browser mit Flash-Plugin.

Natürlich verliert Apple auf diesem Weg ein Stück weit Umsatz und Kontrolle. Die Alternative ist aber, wie gesagt, der inzwischen in den USA legale Jailbreak, der noch mehr Umsatz- und Kontrollverlust mit sich bringt. Und dann gibt es da ja noch das Kartellverfahren von Adobe gegen Apple, das bei negativem Ausgang sogar richtig teuer werden könnte.

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