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Editorial: Der lange Irrweg zum Erfolg bei Social Media

Oder: Setzen Nokia, Sony Ericsson und Vodafone heute auf das falsche Pferd?
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Zum Jahrtausendwechsel wurde dem mobilen Internet eine mindestens genauso große Zukunft zugesprochen wie heute dem Social Media auf dem Handy. Probleme seinerzeit wie heute waren überzogene Hoffnungen und noch waghalsigere Zeitpläne. Vor zehn Jahren hat dies in der heißgelaufenen Versteigerung der UMTS-Lizenzen gegipfelt. In der Zwischenzeit verging eigentlich kein Quartal, in dem nicht ein Mobilfunk-Netzbetreiber, Netzwerkausrüster oder Handyhersteller mehr oder weniger kostspielig den baldigen Erfolg des mobilen Internets ausrief und die Nutzung des mobilen Internets als "Must-Have" für jeden deutschen Bürger oder gar jeden Handy-Besitzer auf der Welt bezeichnete.

Wir alle wissen um den weiteren Leidensweg des mobilen Internets weltweit und im speziellen in Deutschland. Der Durchbruch gelang erst in den letzten zwei oder drei Jahren, als bedienbare Geräte mit hinreichenden Datenübertragungsraten auf den Markt kamen und vor allem die Preise für das mobile Internet bezahlbar wurden. Erst dann interessierte sich wirklich eine nennenswerte Zahl an Kunden für den neuen Service. Das mobile Internet konnte sein Schattendasein verlassen und sich mittlerweile mit Fug und Recht als Produkt für den Massenmarkt bezeichnen. Dies geschah aber, weil ausgereifte Produkte zu meist fairen Preisen angeboten wurden und die Verbraucher den Nutzen für sich erkannten und nicht, weil die Telekommunikations-Industrie einen bestimmten Service als "Must-Have" für alle Kunden bezeichnet und verkauft.

Der Unterschied zwischen "ein" und "das"

Bei der derzeitigen Entwicklung von Social Media ist dies sehr ähnlich. Sicherlich nutzen bereits viele Freaks und Medieninteressierte - auch teltarif.de - zahlreiche soziale Netzwerke regelmäßig. Bis diese aber wirklich breite Gesellschaftsschichten, also auch etwa die Generation meiner Eltern oder gar Großeltern, erreichen, vergehen sicherlich noch einige Jahre.

Es ist also zweifelsfrei richtig, Social Media auf dem Handy als "ein" Trendthema zu bezeichnen, für "das" Trendthema ist die wirkliche Nutzerschaft sicherlich eine zu spitze Zielgruppe. Ob sich die versammelte Telekommunikationsindustrie dann heute einen Gefallen tut, diesen Bereich so in das Zentrum aller Aktivitäten zu schieben und Social Media auf dem Handy bereits heute an den Massenmarkt zu adressieren, darf also mit Recht stark bezweifelt werden.

Ohne klaren Mehrwert von Social Media auf dem Handy für jeden einzelnen werden sich viele Kunden verwirrt abwenden und ähnliche Dienste unternehmensübergreifend pauschal ablehnen. Letztendlich würden Handy-Hersteller, Netzbetreiber oder sonstiger Marktteilnehmer besser damit fahren, den Kunden einen breiten, aber doch übersichtlichen und einfach zu bedienenden Katalog an Web-2.0-Anwendungen bereitzustellen und diesen nicht durch eine Vorauswahl zu bevormunden oder ihn heute durch die Zwangsinstallation auf dem Handy zur Nutzung zu drängen.

Gerade im Bereich Social Media entstehen durch begeisterte Nutzer innerhalb von Communities neue, spannende Nutzungsmöglichkeiten, die in individuellen Zielgruppen Mehrwert schaffen. An diesen Mehrwerten sind dann häufig auch "Randgruppen" beteiligt, so dass auch Handy-Hersteller, Netzbetreiber und Netzwerk-Ausrüster nicht leer ausgehen.

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