Riesen-Verlust

Schlappe für Nokia: Schmerzhafte Verluste trotz Anstrengungen

Nokia schneidet sich mit Smartphone-Verkauf ins eigene Fleisch
Von Marleen Frontzeck-Hornke mit Material von dpa

Herbe Verluste für Nokia Herbe Verluste für Nokia
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Der Handy-Riese Nokia steckt trotz aller Anstrengungen tief in den roten Zahlen fest. Im dritten Quartal gab es wieder einen hohen Verlust von 969 Millionen Euro. Seit Jahres­beginn addierte sich das Minus damit auf 3,3 Milliarden Euro. Der Quartals­umsatz brach im Jahres­vergleich um fast ein Fünftel auf 7,24 Milliarden Euro ein, wie das Unternehmen mitteilte.

Nokia muss einen schmerzhaften Rückschlag verkraften, denn der Absatz der Smartphones der Lumia-Reihe fällt deutlich geringer aus, als erhofft. Die Lumia-Verkäufe sanken im Quartalsvergleich von vier auf 2,9 Millionen Geräte. Demnächst kommen allerdings neue Modelle mit dem Microsoft-Betriebssystem Windows Phone 8 auf den Markt. Mit ihnen verbindet Nokia die Hoffnung, wieder Anschluss im Smartphone-Markt an Rivalen wie Apple und Samsung zu finden. Zum Vergleich: Samsung verkauft mehr als 50 Millionen Smartphones pro Quartal, Apples iPhone kam noch auf rund 26 Millionen Geräte - selbst als viele Fans schon auf die nächste Generation warteten.

Einbruch von 22 Prozent

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Im dritten Quartal konnte Nokia insgesamt etwa 83 Millionen Handys und Smartphones verkaufen. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet dies einen Einbruch von 22 Prozent - im Vergleich zum zweiten Quartal stellt dies immerhin nur ein geringes Minus von einem Prozent dar. Der Durchschnittspreis der verkauften Geräte sinkt allerdings kontinuierlich, auf zuletzt 43 Euro statt 51 Euro vor einem Jahr und 48 Euro noch im vergangenen Quartal. Als Erfolg wertete Nokia den Start seiner "Billig-Smartphones" der Asha-Serie mit 6,5 Millionen verkauften Geräten.

Zugleich konnte Nokia den Absatz einfacher Handys im Quartalsvergleich um vier Prozent auf 76,6 Millionen Geräte steigern. Gemessen zum Vorjahresquartal bedeutet das allerdings einen satten Rückgang von 15 Prozent.

Nokia hatte bei Smartphones zu lange auf seine betagte Symbian-Software gesetzt und war in den vergangenen Jahren von Apple mit seinem iPhone und Geräten mit dem Google-Betriebssystem Android abgehängt worden. Anfang 2011 setzte Nokia vor allem auf Microsofts Windows Phone als Smartphone-Plattform. Die vor einem Jahr erschienenen Smartphones der Lumia-Reihe konnten jedoch bisher nicht mit dem Absatz der Konkurrenz mithalten. In diesem Jahr stieß Samsung den finnischen Konzern nach mehr als einem Jahrzehnt vom Thron des weltgrößten Handy-Herstellers.

Ein großes Problem für Nokia stellt die Schwäche der Smartphones dar. Diese bedeuten für das Unternehmen zwar ein gewinnbringendes Geschäft, allerdings werden die normalen Handys immer mehr verdrängt, und gerade in diesem Bereich hat Nokia sein Steckenpferd und ist stark positioniert. Somit schneidet sich Nokia zum Teil ins eigene Fleisch.

Nokia-Ratings auf Ramsch-Niveau abgestuft

Der Netzwerkausrüster Nokia Siemens Networks (NSN), der die Bilanz in den vergangenen Quartalen mit hohen Sanierungskosten schwer belastet hatte, steuerte diesmal einen operativen Gewinn von 182 Millionen Euro bei. Das wurde am Markt als Auslöser für das Kursplus der Aktie gesehen, die nach Vorlage der Quartalszahlen um über vier Prozent auf fast drei Euro zulegte. Sie entfernte sich damit weiter von ihren Tiefständen bei nur 1,60 Euro, noch vor einem Jahr war sie aber mehr als doppelt so viel wert. Internationale Agenturen hatten die Nokia-Ratings in den vergangenen Monaten auf Ramsch-Niveau abgestuft. Der Konzern erwägt auch, sein Hauptquartier in Finnland zu verkaufen und zurückzumieten.

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