BREKO: VDSL Vectoring ist "Herzschrittmacher fürs Kupfernetz"
BREKO befürchtet Blockade des VDSL-Ausbaus durch die Deutsche Telekom
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Der Bundesverband Breitbandkommunikation (BREKO) hat den Entscheidungsentwurf der Bundesnetzagentur (BNetzA) zum VDSL Vectoring erneut scharf kritisiert. "Der Entwurf der BNetzA ist schon sehr nahe an den Forderungen der Telekom", sagte BREKO-Präsident Ralf Kleint auf der heute und morgen stattfindenden Breitbandmesse des Verbandes in Frankfurt am Main.
BREKO-Geschäftsführer Dr. Stefan Albers verwies darauf, dass vor allem die Mitgliedsunternehmen seines Verbandes zur "dynamischen Entwicklung in puncto Breitband" in den vergangenen Jahren beigetragen hätten. Dies sei auch bei der Deutschen Telekom angekommen - die nun auch deshalb am Einsatz von Vectoring interessiert sei.
"Vectoring ist Herzschrittmacher für das Kupfernetz"
BREKO befürchtet Blockade des VDSL-Ausbaus durch die Deutsche Telekom
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Zwar sieht auch der Branchenverband, der vor allem die Festnetz-Wettbewerber der Telekom - darunter viele City- und Regionalcarrier - zu seinen Mitgliedern zählt, VDSL Vectoring als "Brückentechnologie" auf dem Weg zu einem flächendeckenden Glasfasernetz (FTTH / FTTB) in Deutschland. Dennoch, so Kleint: "Vectoring ist der Herzschrittmacher für das Kupfernetz", der das bestehende Netz aus Kupferleitungen noch einmal veredele.
BREKO-Befürchtung: Telekom könnte VDSL-Ausbau ihrer Wettbewerber blockieren
Kleint kritisiert vor allem die Tatsache, dass die Telekom ihren Wettbewern den Zugang zu einem Kabelverzweiger (Kvz) verweigern kann, wenn sie diesen selbst mit VDSL Vectoring ausbauen will (teltarif.de berichtete). Der Verbandspräsident sieht hier vor allem ein Praxisproblem: Kann die Telekom das Ausbau-Argument nur vorschieben oder einen angekündigten Ausbau wieder streichen? Kleint: "Die Telekom muss ihre Ausbauplanung offenlegen, sonst kann sie den Ausbau durch die Wettbewerber blockieren." Dr. Stefan Albers fordert von der BNetzA, Sanktionen gegen die Telekom zu verhängen, wenn sich diese nicht an ihre Ausbaupläne halten will.
"Vectoring ist Herzschrittmacher für das Kupfernetz"
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Ein großes Problem sieht der Verband zudem darin, dass die Telekom in Gebieten, in denen es bereits eine parallele Festnetzinfrastruktur gibt - etwa ein Kabelnetz -, ihren Wettbewerbern den Zugang zum Kvz verweigern kann, wenn sie mehr Kvz-TAL erschlossen hat als ihr Konkurrent und gleichzeitig als Ersatz für den Zugang zur Kvz-TAL einen Layer-2-Bitstream-Zugang anbietet. Dieses Szenario führe in der Praxis jedoch "zu einem Duopol zwischen Telekom und Kabelanbietern in den Städten", befürchtet BREKO-Vizepräsident Johannes Pruchnow.
Kleint: "VDSL-Vectoring in Städten ist ein Luxusproblem"
Ralf Kleint stellte zudem die Frage in den Raum, ob es politisch gewollt sein könne, dass Vectoring in den Städten zu einer Bandbreitenerhöhung von 50 MBit/s auf 100 MBit/s führe, gleichzeitig aber weiterhin weiße Flecken im ländlichen Raum bestehen blieben. "VDSL Vectoring in den Städten ist ein Luxusproblem", sagte Kleint.
BNetzA-Vizepräsidentin: VDSL-Entscheidungsentwurf ist grundsätzlich richtig
Die Vizepräsidentin der Bundesnetzagentur, Dr. Iris Henseler-Unger, hielt wie auf dem gestrigen Kongress TK Europa auch heute an dem vorgelegten Entwurf ihrer Behörde fest (teltarif.de berichtete). Auch wenn man an einzelnen Stellen "nachsteuern" könne, sei das Konzept "in der Grundstruktur richtig".
Wie Sanktionen aussehen könnten, wenn sich die Telekom nicht an ihre Ausbaupläne hält (und unter Verweis auf diese den Zugang zu einem Kabelverzweiger verweigert hat), ließ die BNetzA-Vizepräsidentin allerdings offen. Genaue Regelungen unter anderem zu diesem Komplex könne man erst im Nachgang der Konsultation über den vorgelegten Entwurf sowie der am 24. April stattfindenden Anhörung zu dem Thema klären.