Breitbandausbau

Glasfaser-Netzbetreiber: „Bürger werden gezielt getäuscht“

Die Deut­sche GigaNetz macht ihren Ärger Luft. In diversen Gemeinden führt sie eine Vorver­mark­tung für den Bau eines Glas­faser­netzes durch. Die wird durch einen Wett­bewerber gestört, indem beim Vertrieb an der Haustür Fehl­infor­mationen gegeben werden.
Von Marc Hankmann

„Die Vorge­hens­weise des Wett­bewer­bers macht uns fassungslos und wir kriti­sieren ein derart unpro­fes­sio­nelles Verhalten scharf“, sagt Guido Rost, Projekt­leiter bei der Deut­schen GigaNetz. „Durch die Verbrei­tung von Fehl­infor­mationen werden die Bürge­rinnen und Bürger gezielt getäuscht.“ Konkret wird nach Angabe der Deut­schen GigaNetz behauptet, dass das bestehende VDSL-Netz ein Glas­faser­netz sei. „Wir gehen davon aus, dass hierbei das Ziel verfolgt wird, unser geplantes Vorhaben zu stören und sich durch falsche Aussagen Bestands­kun­dinnen und -kunden weiter zu sichern“, vermutet Rost. Nachdem sich die Deutsche GigaNetz über Fehlinformationen im Haustürvertrieb in der Gemeinde Edingen-Neckarhausen beschwerte hatte, setzte Bürgermeister Florian König (l.) ein Zeichen und vereinbarte für 12 kommunale Liegenschaften den Anschluss an die Glasfaserinfrastruktur der Deutschen GigaNetz. Hier unterzeichnet König die Vereinbarung m Beisein von Baris Bayram Bilgic, Senior Key Account Manager B2B Süd bei der Deutschen GigaNetz. Nachdem sich die Deutsche GigaNetz über Fehlinformationen im Haustürvertrieb in der Gemeinde Edingen-Neckarhausen beschwerte hatte, setzte Bürgermeister Florian König (l.) ein Zeichen und vereinbarte für 12 kommunale Liegenschaften den Anschluss an die Glasfaserinfrastruktur der Deutschen GigaNetz. Hier unterzeichnet König die Vereinbarung m Beisein von Baris Bayram Bilgic, Senior Key Account Manager B2B Süd bei der Deutschen GigaNetz.
Foto: Deutsche GigaNetz
Immerhin hat inzwi­schen die Gemeinde Edingen-Neckar­hausen ein Zeichen für den Glas­faser­ausbau gesetzt. Bürger­meister Florian König hat mit der Deut­schen GigaNetz eine Koope­rati­ons­ver­ein­barung für die Anbin­dung von 12 kommu­nalen Liegen­schaften unter­schrieben, darunter das Rathaus, die Feuer­wehr, eine Schule sowie Kinder­tages­stätten. „Mit der Wahl eines flächen­deckenden Netz­aus­baus eröffnen wir gemeinsam den Weg zu ultra­schnellem Internet und fördern so die digi­tale Teil­habe für alle“, zeigte sich König bei der Vertrags­unter­zeich­nung opti­mis­tisch, dass die Vorver­mark­tungs­quote von 35 Prozent erreicht werde.

Darüber hinaus darf sich die Deut­sche GigaNetz über eine Absichts­erklä­rung der Stadt Dresden freuen, die mit dem Netz­betreiber in 37 Stadt­teilen Glas­faser­netze mit rund 19.000 Anschlüsse für 45.000 Wohn­ein­heiten errei­chen will. Im Januar 2024 ist die Vorver­mark­tung in Cosse­baude, Ober­wartha, Gompitz, Altfranken, Mobschatz, Klein­zschach­witz, Meuß­litz und Laube­gast ange­laufen. In den weiteren Stadt­teilen folgt die Vorver­mark­tung in den kommenden Monaten. Sie wird insge­samt voraus­sicht­lich bis 2025 andauern. Die Deut­sche GigaNetz plant für Dresden zu Beginn eine Inves­tition in Höhe von ca. 180 Millionen Euro.

Geför­derter Ausbau im Erzge­birgs­kreis kurz vor dem Start

Während die Deut­sche GigaNetz in Dresden mit eigenen Finanz­mit­teln Glas­faser­netz errichtet, greift envia TEL südwest­lich von Dresden auf Förder­mittel zurück. Im Erzge­birgs­kreis hat der Netz­betreiber die Planungen abge­schlossen, sodass erste Vorbe­rei­tungen für die Baumaß­nahmen je nach Witte­rung in diesen Tagen anlaufen. Voraus­sicht­lich wird der Glas­faser­ausbau im Früh­jahr 2024 im Cluster 1 beginnen. Dazu zählen unter anderem die Gemeinden Lugau, Nieder­dorf und Zwönitz. Für den Beginn des zweiten Quar­tals 2024 plant envia TEL den Ausbau­start im südwest­lichen Erzge­birgs­kreis (Cluster 5 und 6). Insge­samt sollen in 21 Kommunen 170.000 Glas­faser­anschlüsse errichtet werden. Sie versorgen dann 29.000 Haus­halte. Für die Glasfaseranbindung der sechs Gemeinden der Verwaltungsgemeinschaft Kranichfeld wurden 4,593 Millionen Euro investiert. Die Summe besteht fast zur Gänze aus Fördermitteln vom Bund und dem Land Thüringen. Für die Glasfaseranbindung der sechs Gemeinden der Verwaltungsgemeinschaft Kranichfeld wurden 4,593 Millionen Euro investiert. Die Summe besteht fast zur Gänze aus Fördermitteln vom Bund und dem Land Thüringen.
Foto: TEAG Thüringer Energie AG
Im Land­kreis Sömmerda, nörd­lich von Erfurt, ist die Thüringer Netkom schon weiter. Ende des vergan­genen Jahres wurde der geför­derte Glas­faser­ausbau in Teilen des Land­kreises bereits abge­schlossen. In der Region Bilzings­leben, Kindel­brück und Weißensee werden 412 Haus­halte, 51 Unter­nehmen und 3 Schulen auf das neue Glas­faser­netz aufge­schaltet. Auch in Kranich­feld, südlich von Erfurt, ist der Glas­faser­ausbau auf die Ziel­gerade gegangen. Nach zwei­jäh­riger Bauzeit werden auch hier in den 6 Kranich­felder Gemeinden die Anschlüsse aktiv­geschaltet.

Neue Glas­faser­netze im Nord­westen und Westen Deutsch­lands

Vom Osten in den Westen der Repu­blik: Die Glas­faser Nord­west will in Book­holz­berg ein neues Glas­faser­netz errichten. Im größten Orts­teil der Gemeinde Gander­kesee sollen 3000 Glas­faser­anschlüsse entstehen. In der Gemeinde selbst, die vor den Toren Bremens liegt, hat das Joint Venture von Deut­scher Telekom und EWE bereits 4500 FTTH-Anschlüsse reali­siert. Ab April 2024 sollen die Book­holz­berger dann die Glas­faser­anschlüsse bei den Joint-Venture-Part­nern bestellen können. Darüber hinaus erwei­tert Glas­faser Nord­west seinen FTTH-Ausbau in Bremen um die Stadt­teile Grohn (5600 Anschlüsse) und Arbergen Mahn­dorf (4900 Anschlüsse) sowie in Minden um Minden Ober­stadt (3200 Anschlüsse) sowie die Innen­stadt Nord (1900 Anschlüsse) und West (2400 Anschlüsse).

Der Netz­betreiber htp freut sich darüber, dass in Degersen, Devese und Wilken­burg nahe Hannover die Vorver­mark­tungs­quote erreicht wurde. Im Früh­jahr 2024 sollen die Bagger anrollen. Bis dahin können sich die Einwohner immer noch für einen Glas­faser­anschluss von htp entscheiden. Aller­dings ist er nach Auslaufen der Vorver­mark­tung nicht mehr kostenlos. Spät­ent­schlos­sene müssen sich mit einem Zuschuss zu den Baukosten in Höhe von 1975 Euro betei­ligen. „Wenn unser Tief­bauer nach­träg­lich einzelne Adressen bauen muss, ist dies leider nicht mehr kostenlos möglich“, sagt htp-Geschäfts­führer Thomas Heit­mann. Bevor im Keller der Glasfaseranschluss installiert werden kann, benötigen Netzbetreiber wie Westconnect genügend Vertragsabschlüsse. Dafür hat Westconnect in zahlreichen Orten nun die Vorvermarktung gestartet. Bevor im Keller der Glasfaseranschluss installiert werden kann, benötigen Netzbetreiber wie Westconnect genügend Vertragsabschlüsse. Dafür hat Westconnect in zahlreichen Orten nun die Vorvermarktung gestartet.
Foto: Westconnect
West­con­nect hingegen star­tete Anfang des Jahres in mehreren Orten erst die Vorver­mark­tung für Glas­faser­anschlüsse unter der Marke "EON-High­speed". Dazu zählen neben Wals­dorf, Stef­feln, Büchel und Kordel auch Warstein, Dort­mund-Wickede, Sundern, Horperath und Welsch­billig. In der Orts­gemeinde Mert­loch hat West­con­nect die Vorver­mark­tung erfolg­reich abge­schlossen und in Kastellaun haben die Bauar­beiten begonnen. Hier moder­nisiert West­con­nect parallel auch das Strom­netz. Im kommenden Sommer sollen dann auch die Bagger in Brakel anrollen, zuerst im Zentrum und anschlie­ßend nach und nach in den Orts­teilen. All diese Schritte stehen Nettetal noch bevor. Die Stadt hat mit West­con­nect den Ausbau von 21.000 Wohn- und Geschäfts­ein­heiten in den Orts­kernen der Stadt­teile Kalden­kir­chen, Breyell, Leuth, Lobbe­rich und Schaag mit FTTH-Anschlüssen verein­bart. Das Baupro­jekt wird voraus­sicht­lich bis 2026 andauern.

Damit es in Vorver­mark­tungs­phasen mit rechten Dingen zugeht, wurde ein Kodex verab­schiedet, der das Verhalten der Vertriebs­mit­arbeiter an der Haustür regeln und besser über­wachen soll.

Mehr zum Thema Glasfaser