Die Lösung?

Breitband auf dem Land: Das bringt die digitale Dividende

"Funk-Internet" könnte schon 2010 viele "weiße Flecken" schließen
Von Marc Kessler

Versteigert die Bundesnetzagentur im Herbst/Winter dieses Jahres die Frequenzen der digitalen Dividende, könnte die flächendeckende Nutzung bereits im kommenden Jahr beginnen. Vodafone-CEO Fritz Joussen kündigte vor wenigen Tagen in einem Interview mit der FAZ vollmundig an, "Internet für alle" durch die Nutzung der digitalen Dividende mit bis zu fünf Megabit pro Sekunde zu ermöglichen - und das auf jeden Fall bis Ende 2010. Da man die bestehenden Antennenstandorte mit der neuen LTE-Technik nur aufrüsten und für das neue Frequenzband modifizieren müsse, könne der Ausbau schnell gehen. Dafür werde man einen dreistelligen Millionenbetrag einplanen, so Joussen.

Für die Frequenzen gibt es viele Interessenten

Aber auch die anderen Mobilfunker werden mit Sicherheit versuchen, sich bei der anstehenden Versteigerung der Bundesnetzagentur ein Stück des Kuchens zu sichern. Schon jetzt, so BNetzA-Abteilungsleiter Rüdiger Hahn vor kurzem gegenüber teltarif.de, gebe es mehr Interessenten als Frequenzen zur Verfügung stünden.

Eine fixe Bandbreite können die Anbieter jedoch nicht garantieren. Denn beim Funk-Internet handelt es sich - wie auch bei UMTS in dessen "klassischem" Frequenzband - um ein shared medium, bei dem die Bandbreite pro User von der Kapazität der jeweiligen Zelle abhängt: Verursachen viele Surfer gleichzeitig viel Traffic, sinkt die Bandbreite, die jeder Einzelne zur Verfügung hat.

Ländliche Gebiete ohne DSL müssen zuerst ausgebaut werden

Die Politik fokussiert sich zunächst auf den Ausbau ländlicher Gegenden, in denen bislang kein DSL oder andere Breitband-Alternativen zur Verfügung stehen. Hierzu kann und wird die Bundesnetzagentur den künftigen Nutzern der Frequenzen der digitalen Dividende Auflagen machen, indem sie sogenannte Frequenznutzungsbestimmungen festlegt. Danach will die BNetzA festlegen, dass "der Frequenzbereich von 790 bis 862 MHz (...) vorrangig zur Schließung von Versorgungslücken im ländlichen Bereich genutzt wird". Dazu ist allerdings "eine schnelle Benennung der Versorgungslücken durch die Länder notwendig".

Konkret will die Bundesnetzagentur den Anbietern auch untersagen, andere Gebiete aufzubauen, bevor sie nicht die ländlichen Gebiete ausreichend erschlossen haben. Dazu heißt es wörtlich: "Der Frequenzbereich (...) dient der Verbesserung der Breitbandversorgung ländlicher Bereiche. Dies bedeutet, dass zunächst Versorgungslücken in ländlichen und danach in anderen Regionen geschlossen werden sollen und dass nicht zunächst eine Planung für nichtländliche Gebiete erfolgen darf."

Bundesnetzagentur-Präsident Kurth: Anbieter erhalten feste Ausbauverpflichtung

Matthias Kurth Bundesnetzagentur-Präsident Matthias Kurth
Foto: Bundesnetzagentur
Bundesnetzagentur-Präsident Matthias Kurth erläuterte im Interview mit teltarif.de, in den künftigen Vergaberichtlinien werde man eine klare Ausbauverpflichtung für die Frequenznutzer festlegen. Danach erfolge der Ausbau in einem Stufenplan, oberste Priorität hätten dabei breitbandlose ländliche Gemeinden mit weniger als 5 000 Einwohnern. Erst wenn hier 80 Prozent der Haushalte versorgt würden, könne der Anbieter auch dichter besiedelte Regionen erschließen. Kurth: "Wir vertrauen hier nicht auf Versprechungen, sondern setzen klare Ziele." Bei dem von der BNetzA geplanten Vergabeverfahren handele es sich um "ein neues, innovatives Modell der Versorgungsverpflichtung."

Auf der letzten Seite erfahren Sie, warum die Kabelnetzbetreiber enorme Vorbehalte gegen die Nutzung der digitalen Dividende haben und welche Risiken auf die künftigen Frequenznutzer zukommen könnten.

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