Geringere prozentuale Zuwächse

Deutschland tritt bei Digitalisierung von Fernsehen und Radio auf der Stelle

Der Digitalisierungsgrad beim Fernsehen steigt nach der Analogabschaltung via Satellit nur noch ganz langsam. Während im TV-Bereich immerhin knapp 80 Prozent der Zuschauer inzwischen digital fernsieht, nutzt nur jeder fünfte Deutsche mindestens einen digitalen Verbreitungsweg um darüber Radio zu hören.
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Bild: ARD
Deutschland tritt bei der Digitalisierung des Fernsehens zunehmend auf der Stelle. Im Juli sind nach Angaben der AG Fernsehforschung nur rund 200 000 TV-Haushalte auf digitalen Fernsehempfang über die Verbreitungswege DVB-C (Kabel), DVB-S (Satellit), DVB-T (Terrestrik) oder IPTV (Internet) umgestiegen. Insgesamt empfingen am Stichtag 1. August 29,33 Millionen Haushalte über mindestens einen Verbreitungsweg digital, das sind 79,9 (Vormonat: 79,3) Prozent. Ausgangspunkt der Statistik sind die 36,71 Millionen TV-Haushalte in Deutschland. Seit Jahresanfang ist der Digitalisierungsgrad um 2,6 Prozent gestiegen. Zum Vergleich: Zwischen dem 1. Januar 2012 und dem 1. Januar 2013 gab es einen Anstieg von 13,4 Prozent. In diesen Zeitraum fiel jedoch unter anderem die Analogabschaltung über Satellit.

Sachsen kippt Ende von Analog-TV im Kabel

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Allerdings muss man erwähnen, dass es nur noch einen Verbreitungsweg in Deutschland gibt, über den im Fernsehbereich noch analoge Programme ausgestrahlt werden: das Kabel. Zuletzt ist die CDU/FDP-Mehrheit im Sächsischen Landtag vor dem Interesse der großen Kabelnetzbetreiber eingeknickt und hat den Ausstieg aus dem analogen Kabelfernsehen um vier Jahre hinausgeschoben - bis zum 31. Dezember 2018. Normalerweise sollte Ende 2014 Schluss sein mit analogem TV im Kabel im Freistaat.

Keine Angaben macht die AG Fernsehforschung, wie viele der neuen digitalen Haushalte beim Kabel als Verbreitungsweg geblieben oder auf die Alternativen Satellit, IPTV oder DVB-T umgestiegen sind. Diese detaillierten Angaben gibt es erst wieder im neuen Digitalisierungsbericht 2014 der Landesmedienanstalten, der zur IFA in Berlin Anfang September erscheint und mit großer Spannung erwartet wird.

Radio wird fast nur analog gehört

Im Vergleich zum Fernsehen sieht der Digitalisierungsgrad beim Radio weit düsterer aus. Auch hier rechnen Experten mit einem geringeren prozentualen Anstieg als im Vorjahr. Ein Indiz dafür sind die vor Kurzem veröffentlichten Zahlen der Funkanalyse Bayern. Laut Digitalisierungsbericht 2013 hört 94 Prozent der Bevölkerung nach wie vor analoges Radio über UKW - als stärkster digitaler Verbreitungsweg wird Internetradio stationär und zunehmend mobil mit 26,5 Prozent eingeschaltet (eine Mehrfachnennung war auch bei dieser Umfrage möglich). Allerdings ist hier die durchschnittliche Hördauer weit geringer als bei der UKW-Verbreitung. Immerhin 14,8 Prozent der Haushalte hört digitales Radio über Satellit.

Die eigentlich als UKW-Nachfolger gehandelte Digitaltechnik DAB/DAB+ nutzen bisher nur 4,5 Prozent aller Deutschen. Auch hier erwarten Experten nach Bekanntgabe der Funkanalyse Bayern keinen signifikanten Anstieg im Digitalisierungsbericht 2014 der Landesmedienanstalten. Während es in Bayern zwischen 2012 und 2013 noch einen Anstieg um 1,1 Prozent bei Haushalten mit DAB/DAB+-Geräten gab, stieg die Zahl von 2013 auf 2014 nur noch um 0,9 Prozent auf inzwischen 9,7 Prozent. Das geringe Niveau bei der Digitalisierung des Radios dürfte sich erst ändern, sollte die Politik Maßnahmen ergreifen, wie beispielsweise die Verkündigung eines UKW-Abschalttermins oder den verpflichtenden Einbau von Digitalradio-Chips in alle künftigen Radiogeräte.

Derzeit ist dies aber nicht absehbar, auch weil es eine sehr starke Lobby der etablierten UKW-Radiosender gibt, die eine Digitalisierung des Mediums gänzlich ablehnt oder nach Möglichkeit noch lange hinauszögern will [Link entfernt] . Denn Digitalisierung bedeutet in erster Linie mehr Konkurrenz – in Zeiten sinkender Werbeeinnahmen und einem immer stärkeren Rabattdruck im Werbemarkt schmeckt das den etablierten Radiosendern überhaupt nicht. Umgekehrt ist es aber den Digitalradio-Gesellschaften auch noch nicht gelungen, die Deutschen von den durchaus vorhandenen Vorzügen des Digitalradios zu überzeugen wie zum Beispiel der Rauschfreiheit des Programms und dem umfangreicheren Programmangebot.

Haben Sie Interessa am Einstieg in das digitale Radio? Auf unserer Übersichts-Seite zu DAB+ stellen wir Ihnen neue Radios und aktuelle Themen rund um den digitalen Rundfunk vor.

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