Digitale Agenda

Warteschleife: Wie digital ist Deutschland wirklich?

Schnelles Internet, weniger Funk­löcher: Die Bundes­regie­rung hat sich im digi­talen Bereich viel vorge­nommen. Eine Repor­tage zeigt, dass auf Deutsch­land noch eine Menge Arbeit wartet.
Von dpa /

ZDF-Dokumentation zum Stand der Digitalisierung in Deutschland ZDF-Dokumentation zum Stand der Digitalisierung in Deutschland
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Die Digi­tale Agenda der Bundes­regie­rung hörte sich 2014 ambi­tioniert an: Inner­halb von vier Jahren sollten alle Haus­halte mit schnellem Internet ausge­stattet sein. Mindes­tens 50 Megabit pro Sekunde, so lautete damals das Verspre­chen. Ob es einge­löst worden ist, unter­sucht eine ZDF-Repor­tage [Link entfernt] , die an diesem Montag (24. Juni, 19:25 Uhr) im Programm steht.

"Kunden in der Warte­schleife" präsen­tiert das Ergebnis schon nach wenigen Minuten: "Das Ziel wurde krachend verfehlt", was die Bundes­regie­rung sogar selbst bestä­tigt. Was den Ausbau der digi­talen Infra­struktur betrifft, gibt es vor allem in den länd­lichen Gebieten weiterhin Probleme. Funk­löcher, und eine lang­same Daten­über­tragung erschweren die Kommu­nika­tion - und den Unter­nehmern die Arbeit.

Firmen verlieren Zeit und Geld wegen lahmem Internet

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Davon weiß Thorsten Mensching zu berichten, der in Nieder­sachsen einen Fuhr­park aus Bauma­schinen und Ernte­fahr­zeugen betreibt. Damit die Maschi­nenführer auf dem Feld Arbeits­anwei­sungen aufs Tablet herun­terladen können, ist eine schnelle Verbin­dung notwendig. Weil sie fehlt, verliert die Firma bei der Auftrags­abwick­lung unnötig viel Zeit und Geld, wie Mensching sagt.

Wer mit der lang­samen Daten­über­tragung unzu­frieden ist, kann den Anbieter wech­seln. Doch das zieht weiteren Ärger nach sich, wie die Repor­tage in einer anderen Episode veran­schau­licht: In ihr schil­dert Jörg Löhning aus Rhein­berg seinen Anbie­terwechsel, nach dem er mehrere Wochen ohne Internet bleibt. Obwohl ein Tech­niker bloß ein Kabel anschließen muss, zieht sich der Prozess hin. Löhning erzählt von perma­nenten Termin­verschie­bungen, endlosen Warte­schleifen in der Telefon-Hotline und einem bizarr wirkenden Gerangel der Anbieter um Kunden.

Andern­orts packen die Bürger selbst an, wie in der säch­sischen Gemeinde Amts­berg, wo sie in Eigen­regie Kupfer­kabel durch Glas­faser ersetzen. Die tech­nolo­gische Umstel­lung ist laut Fach­leuten, die neben Verbrau­chern, Poli­tikern und Netz­betrei­bern eben­falls zu Wort kommen, wichtig, damit eine leis­tungs­starke Infra­struktur entsteht, die güns­tige Bedin­gungen für möglichst viele Services schafft. Aber genau hier stockt es. Bei der Verbrei­tung des Glas­faser­netzes belegt Deutsch­land im inter­natio­nalen Vergleich Rang 59, hinter Angola und Italien.

In Deutsch­land ist noch einiges zu tun, das wird in der ZDF-Repor­tage überaus deut­lich. Sie deckt ein breites Themen­spek­trum ab und bemüht sich, unter­schied­liche Facetten des Problems zu zeigen. Daneben lässt sich einiges über Nach­rich­tentechnik lernen, wobei es dem Film gelingt, die Zuschauer trotz des hohen Infor­mati­onsge­halts nicht zu über­fordern. Komplexe Prozesse werden teil­weise in kurzen Anima­tions­videos erklärt, die die Zusam­menhänge verständ­licher machen. Fazit: absolut sehens­wert.

Auch die eigent­lich bis 2022 geplante Digi­tali­sierung der deut­schen Verwal­tung ist wohl kaum realis­tisch zu schaffen.

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