ARD und ZDF wollen bei DVB-T2 an kostenloser Verbreitung festhalten
DVB-T2-Receiver
Bild: DVB-T-Plattform Russland/DVB-T.ru
ARD und ZDF haben sich auf der IFA noch einmal deutlich für einen Fortbestand der terrestrischen Fernsehverbreitung (DVB-T) ausgesprochen und ihre Ziele für einen Übergang zum effektiveren Standard DVB-T2 beschrieben. Das gab der ARD-Vorsitzende und Intendant des Norddeutschen Rundfunks (NDR), Lutz Marmor, auf dem Presseforum der Produktions- und Technik-Kommission von ARD und ZDF im Rahmen der Funkaustellung bekannt. Er nannte es vor allem "erfreulich", dass neben den öffentlich-rechtlichen Sendern auch die großen privaten Programmveranstalter einen Übergang zu DVB-T2 unterstützen: "Wir wissen, dass DVB-T nur stark genutzt wird, wenn auch die Programmvielfalt groß ist."
Weniger Verbreitungskosten, mehr Programme auch in HD
DVB-T2-Receiver
Bild: DVB-T-Plattform Russland/DVB-T.ru
Für die Zuschauer bringe der Umstieg auf DVB-T2 Vorteile wie etwa eine bessere Bildqualität und eine verbesserte mobile Empfangbarkeit. Auch die Sender profitierten davon: "Wir streben mindestens 15 Prozent weniger Verbreitungskosten an", so Marmor. Dennoch soll es einen Mehrwert geben, etwa die hochauflösende Verbreitung der Programme in HDTV. Marmor ging aber nicht darauf ein, dass sämtliche bisherige DVB-T-Receiver und auch viele Sticks und Taschenempfänger durch die Umstellung zu Elektroschrott werden. Nach dieser werden auch aktuelle Fernseher mit eingebautem DVB-T-Empfänger wieder einen zusätzlichen externen Empfänger brauchen.
Problematisch sei laut Indendant Marmor die Tatsache, dass es weiterhin keine Planungssicherheit im Hinblick auf die Frequenzen des 700-MHz-Bandes gebe, welche aber für den Umstieg bis Mitte 2019 benötigt werde: "Um Missverständnissen vorzubeugen: Unser Ziel ist, die Bevölkerung möglichst gut und adäquat mit breitbandigem Internet zu versorgen. Auch aus Eigeninteresse, denn wir nutzen diesen Weg, um unsere Angebote zu verbreiten." Deshalb läge ein tragfähiger Kompromiss zur Räumung des 700-MHz-Bandes vor, der Zeitplan sei nochmals erheblich gestrafft worden. Der Zeitraum für den Umstieg bis Mitte 2019 werde jedoch zwingend benötigt. "Es wäre sehr bedauerlich, wenn der Umstieg auf DVB-T2 und damit der Fortbestand der Fernsehterrestrik in Deutschland an diesem Punkt scheitern würde." Medienberichten zufolge plant die Bundesnetzagentur, Teile des 700-MHz-Bandes bereits ab 2017 für den Mobilfunk einzusetzen.
Problem: Die Kommunikation der richtigen Empfangsgeräte
Auf dem Presseforum wurde anschließend der Zeitrahmen zum Umstieg auf DVB-T2 benannt. Zunächst sei ein "Runder Tisch" unter Leitung der Landesmedienanstalten und Beteiligung aller Marktteilnehmer geplant, bei der konstruktive und zielführende Diskussionen zu Zeitplänen, Spezifikationen und Kommunikationsmaßnahmen erörtert würden. Wichtig sei dabei die rechtzeitige Verfügbarkeit eines breiten Preis- und Technikspektrums. Für die ARD stehe fest, dass es auch bei DVB-T2 eine freie Empfangbarkeit der öffentlich-rechtlichen Programmangebote und eine Eignung für den Plattformbetrieb geben müsse. Wichtig sei zudem für ARD und ZDF die Abbildung hybrider Nutzungsmöglichkeiten unter Einbeziehung des Internets, etwa ein Zugang zu den Mediatheken.
Als große Herausforderung sieht man es, den Nutzern zu vermitteln, welche Geräte sie künftig zum Empfang benötigen werden. Es ist geplant, DVB-T2 in Deutschland ausschließlich im Kodierstandard HEVC einzuführen. Da in anderen Ländern andere Dekodierungsverfahren verwendet werden, sind zahlreiche DVB-T2-Empfänger auf dem Markt, welche die deutschen Sender nicht empfangen könnten. Ab dem kommenden Jahr sollen erste Geräte mit HEVC in den deutschen Handel kommen.
Pilotprojekte starten noch in diesem Jahr
Erste Pilotprojekte zu DVB-T2 soll es noch in diesem Jahr in Berlin und München geben. Ab 2017 wollen ARD und ZDF sukzessive mit der Umstellung beginnen, die im Jahr 2019 beendet werden soll. Netzbetreiber Media Broadcast plant zudem eine deutschlandweite Plattform, in der Privatsender verschlüsselt in DVB-T2 verbreitet werden sollen. Unkodiert und kostenfrei soll es RTL, SAT.1 und Co. dann nicht mehr im Antennenfernsehen geben.