"Ab" statt "bis zu": Die Bandbreiten-Garantien der DSL-Anbieter
Die Bezeichnungen der Internetprovider für die Geschwindigkeitsklassen des DSL-Anschlusses sagen nichts über die tatsächlich für den Kunden verfügbare Bandbreite aus. Wer einen DSL-6000-Anschluss bestellt, kann sich nur sicher sein, dass er auf keinen Fall eine höhere Datenübertragungsrate als 6 MBit/s im Downstream nutzen kann - in der Regel sind es weniger. Die von den Providern genannten DSL-Geschwindigkeiten sind immer nur als "Bis-zu"-Werte zu verstehen. Bei unerfahrenen Nutzern, die ab der Freischaltung des DSL-Anschlusses das Maximale aus der Leitung herausholen wollen, kann das schnell zu einer großen Enttäuschung führen.
Schlimmer ist es noch, wenn Einsteiger einen DSL-Anschluss mit einer theoretisch sehr hohen Bandbreite buchen, von der -
beispielsweise aufgrund der Entfernung zur Vermittlungsstelle - am Anschluss des Kunden kaum noch übrig bleibt. Diese
Nutzer zahlen unter Umständen zu viel Geld für ihren DSL-Anschluss und würden mit einer niedrigeren
DSL-Geschwindigkeitsklasse günstiger fahren. Nach der ersten DSL-Auftragsstellung ist jedoch in den meisten Fällen
ein schneller Wechsel in ein günstigeres Angebot oder zu einem anderen Internetprovider nicht mehr möglich, da der
Kunde an eine lange Mindestvertragslaufzeit gebunden ist.
Surfen per DSL
Foto: Vodafone
Bei der DSL-Tarifwahl sollten Einsteiger und Provider-Wechsler also nicht blind den Geschwindigkeitsangaben der Anbieter vertrauen, sondern vor der Bestellung versuchen, die im eigenen Haushalt tatsächlich erreichte Bandbreite möglichst genau zu ermitteln. Teilweise geben die Verfügbarkeitsabfragen der Anbieter auf ihren Websites entsprechende Hinweise, auch Nachfragen bei schon DSL nutzenden Nachbarn können bei der Einschätzung helfen. Noch besser wäre es jedoch, wenn die DSL-Anbieter selbst gewisse Bandbreiten garantierten. Wir zeigen Ihnen, welche Mindest-Bandbreiten ausgewählte DSL-Provider für Neuanschlüsse einhalten oder ansonsten auf einen Vertragsabschluss verzichten wollen.
Feste Geschwindigkeitsgrenzen kommunizieren nur 1&1 und HanseNet
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Ohne das Risiko, sich für ein vergleichsweise teures DSL-Angebot mit sehr geringer Bandbreite für eine lange Vertragslaufzeit zu entscheiden, können Einsteiger und Provider-Wechsler ein DSL-Anschlusspaket bei o2 buchen. Hier genießt der Neukunden im Rahmen der sogenannten "Geld-zurück-Garantie" ein außerordentliches Kündigungsrecht in den ersten drei Nutzungsmonaten. Der o2-Neukunde kann den freigeschalteten DSL-Anschluss also in der Praxis testen und dann immer noch entscheiden, ob er den gewählten Anschluss bzw. Tarif behalten oder lieber vom Vertrag zurücktreten möchte.
Bei allen Internet-Vertragsabschlüssen haben Online-Bucher ein Widerrufsrecht für die Dauer von zwei Wochen nach Erhalt der Auftragsbestätigung. In diesem Fall können sie jedoch nur dann vom Vertrag zurücktreten, wenn sie den neuen Internet-Anschluss nicht schon genutzt haben.
Die Regelungen zur DSL-Mindest-Bandbreite im Überblick
Garantierte DSL-Mindestbandbreite | |
1&1 | 1&1 ermittelt jetzt bei Auftragseingang die am Anschluss erreichte Bandbreite und informiert den Auftragsteller über das Ergebnis. Wird bei DSL 16000 weniger als 8 MBit/s oder bei DSL 6000 weniger als 3 MBit/s im Downstream erreicht, können die Kunden einen niedrigeren Tarif wählen oder auch vom Vertrag zurücktreten. Alternativ erhalten Kunden bei weniger als 6 MBit/s im Downstream in einem DSL-16000-Anschlusspaket einen Rabatt in Höhe von 5 Euro pro Monat. |
Arcor / Vodafone | Während des Bestellprozesses werden nach einer Prüfung der Adresse des Auftragstellers nur passende DSL-Tarife zur Auswahl angeboten. Bei "krassem Missverhältnis" kann der Kunde entweder nur den Telefonanschluss buchen oder vom Vertrag zurücktreten. Bei einem bestellten DSL-6000-Anschluss liegen laut Arcor 2 MBit/s im Downstream noch im Rahmen, 1 MBit/s nicht mehr. |
freenet | Kunden, die sich bei einem "eklatanten Unterschied" zwischen tatsächlicher Bandbreite an ihrem Anschluss und nomineller Bandbreite an freenet wenden, können in ein günstigeres Tarifangebot von freenet mit niedrigerer Bandbreite wechseln. |
HanseNet (Alice) | HanseNet vertreibt nur DSL-Anschlüsse mit bis zu 16 MBit/s im Downstream. Können am Anschluss des Kunden weniger als 4,4 MBit/s im Downstream realisiert werden, weist HanseNet ihn darauf hin. Sind weniger als 1,5 MBit/s möglich, wird dem Kunden kein DSL-Vertrag angeboten. Bei Bestellung im Shop oder über die telefonische Hotline wird der Kunde auf die zu erwartende Bandbreite hingewiesen. |
o2 | "Geld-zurück-Garantie" und außerordentliches Kündigungsrecht für alle DSL-Neukunden in den ersten drei Vertragsmonaten. Bei geringfügiger Abweichung der tatsächlichen Bandbreite zur theoretisch maximalen Datenrate bietet o2 eine kostenfreie Abstufung in den nächstniedrigeren Tarif an. Bei großen Unterschieden, die sich technisch nicht beheben lassen, bietet o2 den Neukunden die Vertragsauflösung an. |
T-Home | DSL-Verfügbarkeitsabfrage auf der Website gibt nur DSL-Tarife mit passender Bandbreite aus. Wer im Online-Shop ein DSL-Paket bestellt, wird gegebenenfalls mit der Auftragsbestätigung über eine geringere Bandbreite informiert. Beispielsweise gibt es den DSL-6000-Anschluss auch mit einer tatsächlichen Bandbreite von 3 MBit/s im Downstream (T-DSL 6000 [3072 R]). Online-Bucher genießen wie üblich eine zweiwöchige Widerrufsfrist, in der sie ohne Angabe von Gründen vom Vertrag wieder zurücktreten können. Wünscht der Kunde trotz Einschränkung den Vertragsabschluss, kommt dieser zustande. |
Versatel | Liegt die verfügbare Bandbreite am Anschluss des Kunden deutlich unter dem theoretisch erreichbaren Maximalwert, bietet Versatel einen Wechsel auf einen günstigeren Tarif mit passender Bandbreite an. Nur wenn dem Kunden kein Tarif mit geringerer Bandbreite angeboten werden kann, besteht für diesen ein außerordentliches Kündigungsrecht. |
Verlässliche Angaben oft erst nach DSL-Freischaltung
Den Internetprovidern kann nicht der Vorwurf gemacht werden, teilweise langsames DSL anzubieten. Die Abnahme der Datenübertragungsrate von DSL über eine zunehmende Distanz hat unter anderem physikalische Gründe. Allerdings ist es für den Kunden schwer verständlich, wenn die Kunden mit hohen Datenraten werben und vor und während des Bestellprozesses den Kunden im Unklaren über die tatsächlich zur Verfügung stehende Bandbreite lassen. Hier wäre ein kundenfreundlicheres Verhalten vieler DSL-Provider wünschenswert. Derzeit erhalten die Nutzer erst mit der Freischaltung ihres beantragten DSL-Anschlusses eine verlässliche Angabe zur tatsächlich an ihrem Anschluss erreichten Bandbreite - über die Anzeige des Modem-Menüs im Browser. Zumindest HanseNet arbeitet nach eigenen Angaben an einem Modell, die neuen Alice-Kunden zukünftig im Rahmen des Bestellprozesses besser über die zu erwartende Bandbreite zu informieren.