xxSIM: Roamingkarte mit 0800 Rufnummer

Test: Roaming-Karte xxSIM mit kostenloser Erreichbarkeit

Roaming-SIM-Karte, die kostenlos erreichbar ist, gabs bisher nicht
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xxSIM erlaubt in vielen Ländern (jedoch nicht allen) auch Datenübertragungen mit der vom besuchten Netz maximal möglichen Übertragungsrate. Viele Handys erkennen die xxSIM-Karte als SIM-Karte des Netzbetreibers EMT.ee, diese Einstellungen müssen vor dem ersten Surfen geändert werden. Als APN ist "send.ee" einzutragen, der Benutzername bildet sich aus der eigenen Rufnummer im Format 37254xxxxxx, das Passwort bleibt frei. Der Kunde bekommt eine estnische IP-Adresse zugewiesen.

Im Test kosteten 253 kB in Deutschland 17 Cent, was dem in der Preisliste genannten MB-Preis von 70 Cent entspricht, welcher zum Beispiel auch in Österreich oder Frankreich gilt. Das ist für kurze Text-E-Mails oder datensparende Anwendungen noch tolerabel. Die Taktung variiert je nach besuchtem Netz und Tarif, dabei können die Datenpreise in Ländern wie Weißrussland oder auf Seeschiffen auf 17,31 Euro pro MB (0,17 Euro pro 10 kB) steigen.

Für die Schweiz werden auf der Homepage noch saftige 10,65 Euro pro MB angegeben, laut Auskunft von Shaston sei der Preis für die Schweiz und Russland soeben gerade auf 0,70 Euro pro MB gesenkt worden. Für Kroatien, Thailand und die Ukraine wurden die Preise auf 1,50 Euro pro MB gesenkt.

Um unerwartete Daten-Kosten zu verhindern, kann die GPRS-Funktion im Kundenportal auf xxsim.com zur Sicherheit komplett abgeschaltet werden. Dort findet der Kunde unter "Card History" auch seinen Einzelverbindungsnachweis für Telefonate, Daten und SMS, der bereits wenige Minuten nach der Verbindung in jeweils aktueller Form zur Verfügung steht. Falls aktuelle Verbindungen vermisst werden, kann man einfach den Zeitraum auf einen Tag nach dem aktuellen Tagesdatum setzen.

Ortung: xxSIM-Karte anpeilen

Liste von Konfigurationsbefehlen für xxSIM Liste von Konfigurationsbefehlen für xxSIM
Screenshot: teltarif.de
Für 1 Euro im Monat inklusive 22 Peilungen kann im Kundentool eine Tracking-Funktion für eine gewisse Zeit aktiviert werden, die dann mit Hilfe von Google Maps eine Standort-Peilung der jeweiligen Karte erlaubt. Die Peilungenauigkeit reichte im Test von 500 Metern (eingebucht bei Vodafone) bis hin zu 1 bis 10 Kilometer (eingebucht bei o2) und 10 Kilometer (bei Telekom und E-Plus) abseits der dicht versorgten Ballungsgebiete. Das in Frage kommende Handy rührte sich während der Peilung übrigens nicht, wie man mit einem schlecht entstörten Billigradioempfänger feststellen konnte.

Verblüffend, dass auch eine Peilung im Netz von E-Plus möglich war, wo seit einiger Zeit gar keine Positionsdaten mehr übermittelt werden. Offenbar werden nur die im Netz vorhandenen LAC-Standortdaten ausgewertet. Für Fernreisende im Niemandsland könnte diese Peilung trotzdem ein grober Anhaltspunkt sein, wo sich der Karten-Nutzer in etwa befindet - für den Fall, dass Hilfe notwendig werden sollte.

Optionale Mailbox und Rufumleitungen

Ebenfalls im Kundentool abschaltbar ist die Sprachmailbox, die ein englisches Sprachmenü hat und mit eigenen Begrüßungs-Ansagen versehen werden kann. Ankommende Anrufe zur Mailbox sind in den erwähnten 122 Ländern kostenfrei. Mit kostenfreiem Anruf zur Kurzwahl 090 wird die Mailbox deaktiviert, mit 091 reaktiviert, zum Abhören ist die 095 zu wählen. Das Abhören wird innerhalb Deutschlands und Europa mit 19 Cent pro Minute berechnet, im Einzelverbindungsnachweis wird dazu ein Anruf zur Rufnummer +3726868987 aufgeführt.

Unpraktisch ist die Info gelöst, ob neue Nachrichten auf der Mailbox vorhanden sind. Diese trifft nicht wie gewohnt per SMS ein, sondern der Kunde muss - kostenfrei - selbst auf Verdacht die Kurzwahl 094 anrufen und erhält dann wenig später per Flash-SMS die gewünschte Auskunft, ob Nachrichten vorliegen oder nicht.

Rufumleitungen für ankommende Anrufe werden nicht - wie von anderen SIM-Karten gewohnt - per USSD-Codes 21, 61, 62 oder 67 gesteuert, sondern laufen ebenfalls über Kurzwahlen. Eine Umleitung auf eine Festnetznummer ist möglich und in den 122 Ländern, wo eingehende Anrufe nichts kosten, dann kostenlos, wenn die Karte nicht über die 0800-Einwahl angerufen wird.

Sondertarife auf Schiffen

Für Seereisende stellen die auf Kreuzfahrtschiffen installierten Mobilfunksysteme einen besonders drastischen Kostenfaktor dar. Auch hier bietet xxSIM auf einigen Schiffen, die wohl vor allem im Bereich der Ostsee unterwegs sind, interessante Preise an: Ankommende Gespräche kosten 30 Cent, abgehende 71 Cent pro angefangene Minute. Andere Anbieter könnten hier mehr als das Zehnfache berechnen.

Festnetznummer auch in Deutschland geplant

Für die Zukunft plant xxSIM, reguläre deutsche Festnetzrufnummern anzubieten, die dann direkt auf dem Handy enden. Hier soll ein einmaliger Freischaltungspreis, aber kein monatlicher Grundpreis berechnet werden; ankommende Gespräche würden dann auch mit 15 Cent pro Minute beaufschlagt. Wann diese Nummern verfügbar sein werden, steht jedoch noch nicht genau fest. In der Schweiz sind erste Tests mit Festnetzrufnummern angelaufen. xxSIM will sich dazu eines in diesem Markt bereits erfahrenen Dienstleisters bedienen, zumal in Deutschland in jedem Ortsnetz Rufnummern benötigt würden, um dem Wunsch der Bundesnetzagentur nach örtlichem Bezug Folge leisten zu können.

Kundenhotline und Kundenservice bei xxSIM

Mit der Kurzwahl 096 oder durch Anruf der +41-900-444445 wird die Hotline der xxSIM-Karte erreicht. Dieser Schweizer Premium-Rufnummer ist eine französischsprachige Warnansage vorgeschaltet, die einen Preis von 4,90 Franken ankündigt (umgerechnet etwa 4 Euro), der jedoch nur bei Anrufen aus Schweizer Netzen fällig wird. Bei Anrufen aus dem Ausland wird nur der reguläre Auslands-Preis des eigenen Netzes in die Schweiz berechnet. Von einer Simyo-Karte aus waren dies beispielsweise 12 Cent pro Minute. Der Kundenservice spricht in erster Linie französisch, ein wenig deutsch und ein wenig englisch. Um Verständigungsprobleme zu vermeiden, empfiehlt es sich, etwaige Anfragen per E-Mail an support@xxsim.com zu stellen.

Fazit: kostenlose Erreichbarkeit ist Trumpf bei xxSIM

Die estnische Plattform ist inzwischen stabil zu erreichen, die Karte roamt in allen vier deutschen Netzen und ist somit auch für innerdeutsche Reisen ein wertvoller Rettungsanker, wenn maximale Erreichbarkeit und Netzabdeckung gewünscht wird, wo die nationalen Netzbetreiber noch keine kostendeckenden Modelle zum Ausbau der letzten Funklöcher und weißen Flecken gefunden haben. Gekrönt wird die Karte durch die Erreichbarkeit per 0800-Rufnummer, was die Hemm- und Kostenschwelle bei Handy-Anrufen ins Ausland nimmt.

Ein xxSIM-Karteninhaber, der diese Kosten vermeiden möchte, müsste im Moment seine estnische Rufnummer extrem geheim halten oder abwarten, bis auch in Deutschland die ankommende Rufsignalisierung mit +999 freigeschaltet ist.

Für Reisen außerhalb der EU ist die Karte oft deutlich günstiger als die Roaming-Tarife der heimischen Anbieter. Gegenüber lokalen Prepaid-Karten, die man umständlich vor Ort besorgen müsste, können die Tarife kaum konkurrieren. Gegen lokale Karten sprechen aber oft praktische Gründe: Man müsste für jedes besuchte Land eine eigene Rufnummer bekannt geben, da ist die xxSIM-Lösung eindeutig die praktischere.

Anrufer aus Deutschland zahlen zu einer estnischen Mobilfunk-Nummer vom Festnetz aus je nach Tarif rund 29 Cent - genauso viel wie die Nutzer von No-Frills-Handy-Discountern wie Simyo oder Fonic. Bei anderen Anbietern sei ein genauer Blick auf die Preisliste oder die Nutzung der Kostenkontrolle empfohlen. Mit der 0800-Lösung lassen sich die Kosten auf Null drücken, 0800-Rufnummer und die +372-Nachwahl können in den meisten Handys mit der Pausen- oder Warte-Funktion programmiert werden (bei Nokia beispielsweise mehrfach die Sterntaste drücken). Richtig praktisch wird die "eigene" Festnetznummer werden, dann muss gar nicht mehr kommuniziert werden, dass der Anruf auf einem Handy landet, das zudem mit einer SIM-Karte aus dem Ausland ausgestattet ist.

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