Handy-Roaming

EU-Minister wollen offenbar 10 Euro pro Gigabyte im Roaming

Kommt das kostenlose EU-Roaming nun doch nicht? Die zuständigen EU-Minister wollen offenbar morgen einen Beschluss über die Großhandelspreise fassen, der das faktische Aus für die grenzenlose Nutzung bedeuten würde.
Von Thorsten Neuhetzki

Sorgenloses Roaming: Großhandelspreise auf der Kippe. Sorgenloses Roaming: Großhandelspreise auf der Kippe.
Foto: dpa
Das Thema EU-Roaming ist immer noch nicht bis zu Ende durchdekliniert. Während bei der breiten Masse der Bevölkerung schon vor Monaten die Information angekommen ist, dass Roaming ab dem nächsten Jahr kostenlos sei, scheint es hinter den politischen Kulissen eine Rolle rückwärts zu geben. Wie Spiegel Online heute berichtet, wollen morgen die für Telekommunikation zuständigen Minister neue Großhandelspreise für Datenroaming beschließen. Diese neuen Preise wären das faktische Aus für das kostenlose Roaming. Denn nach Informationen von Spiegel Online sollen die Großhandelspreise für 1 Gigabyte Daten dann bei 10 Euro liegen. Spiegel Online bezieht sich dabei auf einen Beschlussentwurf, der den Kollegen vorliegt.

Der Preis für die Daten soll demnach bis 2021 absinken, allerdings nur auf einen Betrag von 5 Euro pro GB. Bei Großhandelspreisen handelt es sich um Netto-Preise. Rein kaufmännisch dürfte jedem klar sein, dass damit die kostenlose Mitnahme von Roamingpaketen von mehreren Gigabyte aus Deutschland ins EU-Ausland wirtschaftlich nicht sinnvoll für die Anbieter ist. Faktisch bedeutet das dann eine Abschaffung des noch nicht einmal eingeführten Roamings ohne Aufpreis.

Reding: Vorgang ist "an Dreistigkeit nicht zu überbieten"

Sorgenloses Roaming: Großhandelspreise auf der Kippe. Sorgenloses Roaming: Großhandelspreise auf der Kippe.
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Die ehemalige EU-Kommissarin und heutige EU-Abgeordnete Viviane Reding zeigt sich im Spiegel-Artikel wenig erbaut von den Vorgängen. Sie hatte sich zu ihrer Zeit als EU-Kommissarin stark gemacht für eine Abschaffung der Roaming-Entgelte. "Die EU-Staaten kungeln mit den Telekomkonzernen, um die Abschaffung des Roaming aufzuweichen. Zum Nachteil der Verbraucher, zum Vorteil der Großkonzerne", kritisiert sie die Vorgänge scharf. Das Gemauschel zwischen nationalen Ministern und den Konzernen sei "an Dreistigkeit nicht zu überbieten". Sie fordert ihre Politiker-Kollegen auf, ihr Versprechen, die Roaming-Entgelte abzuschaffen, einzuhalten.

Erst Anfang dieser Woche hatte das EU-Parlament eine Senkung der Großhandelspreise beschlossen; hier ging es auch um die Datenpreise. Beschlossen wurde hier eigentlich ein Gigabyte-Preis von 4 Euro. Teil des Beschlusses sind zudem schrittweise weitere Preissenkungen auf einen vorläufigen Endbetrag von 1 Euro je Gigabyte.

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