Nokia: Netzausbau per Fernsteuerung
Ungewöhnliche Zeiten erfordern ungewöhnliche Maßnahmen. Die Federal Communications Commission (FCC) ist das Gegenstück zur Bundesnetzagentur in den USA und erteilte dem amerikanischen Mobilfunkanbieter U.S. Cellular vorübergehend eine temporäre Lizenz, zusätzliche Frequenzen zu nutzen, um den gestiegenen Anforderungen der Nutzer mit mehr mobiler Bandbreite während der COVID-19-Krise Platz zu schaffen.
Der Anbieter U.S.-Cellular hat sich dazu an den Netzwerkausrüster Nokia gewandt, um kurzfristig Kapazität in mehreren Regionen zu erhöhen, beispielweise im Nordwesten der USA.
Bei dieser Gelegenheit werden auch sogenannte "Endpoint-Security" von Nokia installiert, um die Kunden vor einem Ansturm von Malware im Zusammenhang mit der Pandemie zu schützen, die auf den Diebstahl persönlicher Daten abzielt. "Endpoint-Security" ist - stark vereinfacht erklärt - eine Art "Virenscanner" im Netz, der möglichst alle Arten von Malware, die über das Netz hereinkommt, erkennen und abwehren soll, bevor der ganze "Schrott" beim Kunden landet und Schaden anrichtet.
Massive Verlagerung
Nokia hat per Fernwartung neue Frequenzen für den amerikanischen Anbieter U.S.-Cellular freigeschaltet, um für Home-Office-Worker mehr Kapazität zu schaffen
Foto: Picture Alliance / dpa
Die massive Abwanderung von Menschen aus ihren Büros, Schulen und öffentlichen Räumen in ihre Wohnungen habe zu einem "beispiellosen Anstieg der Mobilität" und des Breitbandnetzwerkverkehrs geführt, teilte Nokia mit. Um sicherzustellen, dass die Netzwerke dieser wachsenden Nachfrage gerecht werden können, habe die Behörde FCC nicht nur an US-Cellular, sondern allen anderen US-amerikanischen Mobilfunkanbietern und virtuellen Netzbetreibern (Service-Providern) im ganzen Land eine befristete 60-Tage-Lizenz für zusätzliche Frequenzen erteilt.
Dazu wurden US-Frequenzen im sogenannten "AWS-3" Band gewählt, die zwischen 1695 MHz und 1710 MHz und bei 1755 MHz bis 1780 MHz/2155 MHz bis 2180 MHz liegen.
Gemeinsam haben Nokia und U.S.-Cellular dieses zusätzliche Spektrum eingesetzt, um die Konnektivität für die Kunden in den von COVID-19 betroffenen Märkten zu erhöhen. Dazu musste nicht mal ein Techniker vor Ort anwesend sein. Die temporär möglichen Frequenzen wurden per Fernzugriff in das Nokia "Airscale" Funknetzwerk (Radio Access Network - RAN) eingespielt, wodurch die Netzkapazität von 250 Standorten in Teilen von Kalifornien, Oregon, dem Bundesstaat Washington (Westküste) und in Wisconsin auf einen Schlag erhöht wurde.
Nokia Endpoint-Security
Seit kurzem setzt U.S.-Cellular die Endpoint Security-Lösungen von Nokia ein, um neue und bereits bekannte Formen von Malware im Zusammenhang mit COVID-19 zu erkennen. Das können Trojaner und Lösegeld-Malware sein, die sich als beliebte Karten mit den Standorten von Virenausbrüchen tarnen, sowie neue Anwendungen, die vorgeben, die Lieferbarkeit von medizinische Masken vor Ort anzuzeigen, drohen sich zunehmend auf den Endgeräten der Benutzer zu verbreiten.
Mit "NetGuard Endpoint Security" von Nokia sollen Service-Provider die Malware über mehrere Gerätetypen hinweg erkennen und proaktiv (vorausschauend) handeln können, um deren Auswirkungen zu minimieren. Die Lösung soll dem Netzbetreiber einen detaillierten Überblick darüber bieten, welche Geräte ihrer Kunden genau betroffen sind, welche Art von Malware da heruntergeladen wird und wie hoch die Gesamtbedrohung durch diese Malware ist, so dass ihre Sicherheitsabläufe und Kundenbetreuer entsprechend handeln können.
Scott Cohen, bei Nokia für Großkunden in den USA zuständig, schätzt die starke und vertrauensvolle Beziehung zu U.S.-Cellular. "Ganz gleich, ob Kunden zu Hause arbeiten und Video streamen oder im Außendienst wichtige Geschäftsfunktionen ausführen, wir unterstützen U.S.-Cellular dabei, ihre Kunden von überall und zu jeder Zeit mit dem Netzwerk sicher und geschützt zu verbinden."
Mike Irizarry, Technik-Chef (CTO) bei U.S.-Cellular, findet es gut, dass Nokia seit mehr als zehn Jahren seinen Netzbetreiber der Einrichtung, Skalierung und Modernisierung der Netze unterstützt.
Wer ist U.S. Cellular?
Die größten Mobilfunk-Anbieter in den USA sind AT&T, Verizon und als neue "Nummer 3" (New) T-Mobile USA (jetzt inkl. Sprint).
U.S. Cellular ist der viertgrößte "Full-Service"-Mobilfunkanbieter in den Vereinigten Staaten und bietet (teilweise über Roamingabkommen) eine landesweite Netzabdeckung. Der in Chicago ansässige Mobilfunkanbieter baut aktuell ein "stärkeres Netz" mit 5G-Technologie auf.