Unter der Lupe

Meisterleistung von Amazon: Kindle Fire HDX 8.9 im Tablet-Test

Tablet punktet mit Ausstattung und Leistung, System muss man mögen
Von Rita Deutschbein

Wichtig ist bei den Amazon-Geräten auch ein Blick auf deren Oberfläche. Statt dem typischen Android-Design zeigt sich auf dem Bildschirm eine vollkommen andere Ansicht. Denn das Kindle-Fire-System basiert zwar auf der Google-Software, doch hat Amazon die Oberfläche derart stark angepasst, dass von dieser nichts mehr zu sehen ist. Auch auf den Google Play Store haben Nutzer des Kindle Fire HDX keinen Zugriff. Zum Download von Apps steht ihnen lediglich der Amazon App-Shop bereit. Dessen Auswahl ist seit dem Deutschland-Start Ende August 2012 stark gewachsen und auch sind die Versionen der Anwendungen nicht mehr so veraltet wie bisher. Dennoch bleibt die Auswahl hinter dem Original-Pendant von Google zurück. Kleiner Trost: Amazon bietet jeden Tag eine sonst kosten­pflichtige App gratis zum Download an.

Amazon Fire HDX 8.9

Meisterleistung von Amazon: Kindle Fire HDX 8.9 im Tablet-Test Browsen via Silk
Bild: teltarif.de / Rita Deutschbein
Im Fokus der Amazon-Oberfläche steht das sogenannte Karussell, auf dem die zuletzt geöffneten Filme, E-Books, Musik-Dateien und Apps gezeigt werden. Mit einem Wisch nach links oder rechts kann sich der Nutzer die einzelnen Elemente ansehen. Besonders wichtige Anwendungen oder Dokumente können für einen schnellen Zugriff unter dem Karussell fest verankert werden. Über dem Karussell finden sich Reiter wie Suche, Einkaufen, Apps, Bücher etc. die den Nutzer zu den verschiedenen Menü-Abteilungen führen. So verbirgt sich unter "Einkaufen" beispielsweise der Online-Store von Amazon, unter Apps der App-Shop und über Bücher gelangt der Nutzer zu seinen E-Books.

An jeder Ecke des Systems wird deutlich, dass Amazon die eigenen Inhalte in den Mittelpunkt rückt. Der Kauf von E-Books, Musik, und Apps oder das direkte Streamen von Filmen ist nur über die Dienste von Amazon möglich – das muss der Nutzer mögen. Auch bei einfachen Dingen wie dem Surfen im Web stützt sich das Kindle Fire HDX 8.9 auf Amazon. Auf dem Tablet ist der sogenannte Silk-Browser vorinstalliert, der vom Online-Händler speziell für die Kindle-Fire-Tablets entwickelt wurde. Ein Teil des Browser läuft während des Surfens parallel auf den Servern von Amazon. Dabei bestimmt Silk beim Aufruf einer Webseite eine Arbeits­teilung zwischen dem Tablet und den Servern und berücksichtigt dabei Faktoren wie Netzwerk-Bedingungen und die Komplexität der Seite. Dies soll zum einen dafür sorgen, dass Webseiten noch schneller geladen werden können - Amazon nennt eine Latenzzeit von etwa 5 Milli­sekunden. Auf der anderen Seite hinterlässt die Auslagerung auf die Server von Amazon in Zeiten der Daten­spionage aber auch einen etwas bitteren Beigeschmack.

Kamera, Multimedia und Akku

Meisterleistung von Amazon: Kindle Fire HDX 8.9 im Tablet-Test Fotobeispiel
Bild: teltarif.de / Rita Deutschbein
Zu guter Letzt widmen wir uns noch kurz der Kamera. Die rückseitige Hauptkamera ist ein Novum bei der Kindle-Reihe von Amazon. Die bisherigen Tablet-Modelle verfügten lediglich über eine Front­kamera. Da ist es umso spannender, welche Qualität die mit der 8-Megapixel-Kamera aufgenommenen Fotos haben. Eine überraschend gute, wie sich in unseren kurzen Foto-Sessions heraus­stellte. Selbst bei einem schnellen Klick auf den Auslöser ohne vorherige Optimierungs­arbeit kamen für ein Tablet recht brauchbare Bilder heraus. Allerdings gibt es zur Optimierung auch kaum Möglich­keiten, denn die Kamera-App bietet unter Einstellungen lediglich die Punkte HDR und Panorama.

Der Akku ist ein weiterer wichtiger Aspekt, der kurz beleuchtet werden sollte. Auch hier kann das Kindle Fire HDX 8.9 überzeugen. Im Standby-Modus und bei einge­schaltetem WLAN hält das Tablet über eine Woche durch, ohne an die Steckdose zu müssen. Aktives Arbeiten mit dem Gerät saugt die Batterie natürlich schneller leer, aber es sind auch hier mehrere Arbeits­stunden möglich, ohne auf den Akku schielen zu müssen. Bei der Wiedergabe von Filmen hat Amazon nachge­bessert: Hier hält die Batterie des Kindle Fire HDX etwas länger durch als die des Vorgängers Kindle Fire HD, den wir ebenfalls bereits getestet haben.

Bei der Tonwiedergabe hingegen nehmen sich beide Modelle wenig. Die Stereo-Lautsprecher des HDX sorgen wie schon beim HD für einen vergleichsweise ausgewogenen Klang mit erkennbaren Höhen und Tiefen. Meisterleistung sollte man aber auch von den Stereo-Lautsprechern nicht erwarten, da beim Tablet schlichtweg der Klangkörper fehlt.

Fazit: Ein Kauf, der sich lohnt

Die Einzelnoten im Tablet-Test:
  • Technische Ausstattung: 1,2
  • Material / Verarbeitung: 1,4
  • Bedienung / Handling: 1,6
  • Betriebssystem / Apps: 1,7
  • Einschätzung des Redakteurs: 1,3
  • Gesamtnote: 1,4
Amazon hat bei dem Kindle Fire HDX 8.9 eigentlich alles richtig gemacht. Ein schlankes und vor allem leichtes Gehäuse wird gepaart mit einer Top-Ausstattung, die auch Samsungs Tablet-Flaggschiff Note 10.1 2014 Edition kaum übertreffen kann. Fehler erlaubt sich das Amazon-Gerät kaum. System und Technik sind gut aufeinander abgestimmt und sorgen daher für eine ruckelfreie, schnelle Leistung.

Allerdings ist das System auch der Punkt, der Nutzer möglicherweise abschrecken könnte. Denn die Software und Dienste sind vollkommen in die Infrastruktur des Online-Händlers eingebunden. Alternative Shops für den Kauf von E-Books oder Apps kann der Nutzer nicht nutzen und auch der Browser ist eine Eigen­kreation des Herstellers. Für eine solch enge Bindung an Amazon muss der Nutzer bereit sein.

Vergessen kann man die Origami-Hüllen, die Amazon für das Kindle Fire HDX 8.9 anbietet. Sie sehen zwar ansprechend aus, sind aber in der Praxis wenig brauchbar. Sie verdoppeln das Gewicht des Tablets nahezu und bieten darüber hinaus wenig Schutz, da das Tablet lediglich von Magneten gehalten wird. Hier sollten sich Nutzer daher nach alternativen Covern umschauen.

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