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Huawei MateBook X Pro im Test: Grün ist die Hoffnung

In smaragd­far­benem Metallic-Grün erscheint das Huawei MateBook X Pro mit seiner versenk­baren Webcam zum Test. Viele Diszi­plinen besteht das Laptop mit Bravour - es gibt aber auch Kritik­punkte.
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Das Huawei MateBook X Pro in Smaragdgrün Das Huawei MateBook X Pro in Smaragdgrün
Bild: teltarif.de / Alexander Kuch
Anfang Juni war es so weit: Huawei hat seine dies­jäh­rige Laptop-Genera­tion vorge­stellt. Den US-Bann, der die Smart­phone-Sparte Huaweis treffen soll, lässt das Unter­nehmen keines­wegs auf sich sitzen - und offenbar darf Huawei unge­straft Note­books mit Windows 10 veröf­fent­li­chen.

Damit greift Huawei direkt in den Laptop-Markt ein, der jahre­lang von Lenovo, Dell, HP, Apple, Micro­soft, Asus, Acer und anderen domi­niert wurde. Und das neue Huawei MateBook X Pro kann sich nicht nur optisch sehen lassen, es bringt darüber hinaus inter­es­sante Design-Features mit. Dass es manchmal aber auch etwas "hitzig" werden kann, erläu­tern wir in diesem Test. Das Huawei MateBook X Pro kostet in der von uns getes­teten Ausstat­tung mit 16 GB RAM und 1 TB SSD im Handel rund 1840 Euro. Das Huawei MateBook X Pro in Smaragdgrün Das Huawei MateBook X Pro in Smaragdgrün
Bild: teltarif.de / Alexander Kuch

Schi­ckes Design und stabile Verar­bei­tung

Das Huawei MateBook X Pro gibt es nicht nur im übli­chen Space­grau, sondern auch in der Farbe "Emerald Green", also Smaragd­grün. Damit möchte sich Huawei wohl vom Einheits­brei der schwarzen und grauen Laptops der Konkur­renz bewusst abheben. Nach unserem Geschmack sieht das smaragd­grüne Gerät mit seinem metal­li­schen Schimmer edel aus, ohne zu stark die Aufmerk­sam­keit auf sich zu ziehen. Mit 1,34 kg ist das MateBook X Pro auch ange­nehm leicht und mit 1,46 Zenti­me­tern schön flach.

Huawei ist ja nicht nur mit der MateBook-Serie auf dem Laptop-Markt vertreten, sondern neuer­dings auch über seine Marke Honor mit dem MagicBook. In unserem Test hatten wir bereits dem Honor MagicBook 14 eine robuste Verar­bei­tung beschei­nigt - und genau so ist es beim Huawei MateBook X Pro auch. Das Gerät ist verwin­dungs­steif, lässt sich nicht verbiegen und vor allem der Boden ist sehr robust. Wir würden aller­dings nicht empfehlen, Gegen­stände auf dem Deckel abzu­legen, da dieser sich dann leicht durch­biegt, was dem Display schaden könnte.

Tastatur und NFC-Tag-Aufkleber Tastatur und NFC-Tag-Aufkleber
Bild: teltarif.de / Alexander Kuch
Das 13,9-Zoll-Display (Auflö­sung: 3000 x 2000 Pixel, Seiten­ver­hältnis 3:2) weist nach unserem Geschmack eine sehr hohe Farb­treue, Hellig­keit und Bril­lanz auf (Pixel­dichte 260 PPI, Kontrast­ver­hältnis 1500:1, maxi­male Hellig­keit: 450 nits). Geschmack­sache ist und bleibt weiterhin aber das stark spie­gelnde Display: Multi­media-Fans lieben spie­gelnde Displays vor allem beim Film- und Seri­en­ge­nuss wegen der höheren Schärfe, Busi­ness-Anwender, die ab und zu auch mal in der Bahn oder auf dem Auto-Rück­sitz arbeiten müssen, bevor­zugen hingegen meist eher ein mattes Display (was beispiels­weise das Honor MagicBook bietet). Dafür ist das Display des MateBook X Pro deut­lich blick­win­kel­sta­biler und auch noch aus einem Winkel von rund 25 bis 30 Grad gut ablesbar. Der Touch­screen reagierte in unserem Test stets zuver­lässig und flott. Der Lieferumfang des MateBook X Pro Der Lieferumfang des MateBook X Pro
Bild: teltarif.de / Alexander Kuch

System und Spei­cher­ka­pa­zität

Auf dem Huawei MateBook X Pro ist Windows 10 Home vorin­stal­liert. Käufer, die sich über die 1-TB-SSD freuen, könnten aber bereits nach wenigen Tagen oder Wochen mit dem Laptop die erste Enttäu­schung erleben - zumin­dest erging es uns so im Test. Als wir anfingen, unsere typi­sche Bench­mark-Soft­ware für den Test zu instal­lieren, meldete Windows schon nach kurzer Zeit, der Spei­cher wäre fast voll. Und das bei einer 1-TB-SSD?

Ein Blick auf die Parti­tio­nie­rung der SSD zeigte die Misere: Huawei hat der Windows-10-Parti­tion nur 80 GB zuge­wiesen. Davon belegt Windows schon gut die Hälfte. Und wer viel Anwen­dungs­soft­ware instal­lieren will, benö­tigt dafür in der Regel mindes­tens 60 bis 70 GB, außerdem muss man immer etwas Platz für die Ausla­ge­rungs­datei von Windows übrig­lassen (am besten sollten unge­fähr 20 Prozent der System­par­ti­tion frei sein).

Wer mit dem MateBook X Pro also nur mit Cloud-Diensten wie Micro­soft 365 oder Adobe Crea­tive Cloud arbeitet, muss an der Parti­tio­nie­rung nichts ändern. Wer aber Soft­ware instal­lieren will, sollte die System­par­ti­tion am besten auf etwa 120 GB vergrö­ßern - für persön­liche Daten auf der zweiten Parti­tion ist dann noch genug Platz vorhanden.

Keines­falls vom Gehäuse entfernen sollte man übri­gens den "Huawei Share"-Aufkleber, denn darin befindet sich das NFC-Tag, mit dem das Laptop mit anderen Huawei-Geräten für den Daten­aus­tausch gekop­pelt wird. Ansonsten ist als Huawei-typi­sche Soft­ware nur der Huawei-Manager für Soft­ware- und BIOS-Updates vorin­stal­liert. Windows-Desktop des MateBook X Pro Windows-Desktop des MateBook X Pro
Bild: teltarif.de / Alexander Kuch

Leis­tung und Wärme­ent­wick­lung

Im Huawei MateBook X Pro werkelt als Prozessor die 10. Intel-Genera­tion in Form eines Core i7-10510U Quad-Core mit 1,8 GHz (Turbo bis zu 4,9 GHz). Diesem hat Huawei 16 GB LPDDR3-RAM (2133 MHz) zur Seite gestellt. Zusätz­lich zum in den Prozessor inte­grierten Grafik­chip hat Huawei dem MateBook X Pro als zweite GPU eine NVIDIA GeForce MX250 spen­diert.

Mit dieser Kombi­na­tion aus Prozessor, Grafik­chip und RAM ist das MateBook X Pro auch ein ordent­li­ches Arbeits­pferd, das selbst­ver­ständ­lich auch für Spiele geeignet ist, wobei es bei grafisch ganz aufwän­digen Spielen durchaus Ruckler zu sehen gibt. Im Cine­bench-R20-Bench­mark sahen wir dann das mess­bare Ergebnis: Unter einem "Core i7" stellen sich wohl die meisten Anwender eine Leis­tung vor, die zwischen dem des Core i5 und dem des Core i9 liegt. Beim MateBook X Pro muss man aber konsta­tieren, dass die Leis­tung nur etwas über der besten Core-i5-Modelle liegt.

Die CPU-Leistung liegt nur knapp über der besten Core-i5-Modelle Die CPU-Leistung liegt nur knapp über der besten Core-i5-Modelle
Screenshot: teltarif.de
Wenn man das Huawei MateBook X Pro einmal leis­tungs­mäßig ordent­lich auslastet, merkt man auch, warum sich Huawei wohl nicht für noch mehr Leis­tung entschieden hat: Das MateBook X Pro hat außer im Schar­nier­be­reich keinen einzigen Lüftungs­schlitz, ledig­lich einige wenige punkt­för­mige Öffnungen am Boden. Die beiden seit­lich ange­brachten schwarz umran­deten Öffnungen sind die Laut­spre­cher. Unter Vollast wurde das Huawei MateBook X Pro insbe­son­dere auf der Unter­seite so heiß, dass wir es kaum längere Zeit berühren konnten. Auf den Knien sollte man damit also nicht unbe­dingt arbeiten.

Da es echte Lüftungs­schlitze wie gesagt nur im Schar­nier­be­reich gibt, musste der Lüfter ordent­lich hoch­drehen, was sich durch ein bestän­diges Rauschen bemerkbar machte. Von daher müssen wir konsta­tieren, dass das MateBook X Pro zwar ein zuver­läs­siges Arbeits­pferd ist, wer es über­stra­pa­ziert, muss aller­dings mit Lüfter­rau­schen und einem erhitzten Gehäu­se­boden leben. Unterseite des MateBook X Pro Unterseite des MateBook X Pro
Bild: teltarif.de / Alexander Kuch

Tastatur und versenk­bare Webcam

Hoch­wertig verar­beitet ist nach unserem Geschmack auch die Tastatur des Geräts. Die Tasten sind ausrei­chend groß, haben einen guten Druck­punkt und eine ausrei­chend große Beschrif­tung mit Hinter­grund­be­leuch­tung. Der Finger­ab­druck­sensor wurde in den Power­button inte­griert.

Der beson­dere Clou des Geräts verbirgt sich eben­falls in der Tastatur - und zwar die Webcam. In Zeiten von Über­wa­chungs­wahn haben zahl­reiche Laptop-Nutzer damit begonnen, ihre Webcams abzu­kleben, was meist unschön aussieht und häss­liche Klebe­reste hinter­lässt. Beim Huawei MateBook X Pro ist die Kamera in die Tastatur versenkbar und sieht aus wie eine Taste. Drückt man darauf, springt die Kamera heraus und kann verwendet werden. Mit einem Tasten­druck wird sie nach Gebrauch wieder versenkt und es besteht keine Chance zur Geheim-Über­wa­chung.

Für Sicher­heits­fe­ti­schisten ist das eine geniale Idee, die noch den ange­nehmen Neben­ef­fekt hat, dass der obere Display­rand schmaler sein kann. In der Praxis muss man aber damit rechnen, dass auch die Bild­per­spek­tive eine andere ist, das Gesicht wird eben leicht von unten gefilmt statt direkt von vorne. Insbe­son­dere bei einem ausge­prägten Doppel­kinn mag das nicht immer eine ganz vorteil­hafte Perspek­tive sein. Die in der Tastatur versenkbare Webcam Die in der Tastatur versenkbare Webcam
Bild: teltarif.de / Alexander Kuch

Anschluss­mög­lich­keiten, Sound und Akku

Die flache Bauweise hat wie bei zahl­rei­chen anderen Ultra­books, die dem Apple Macbook Air nach­ei­fern, einen Verlust von Anschlüssen zur Folge. Das Huawei MateBook X Pro hat zwei USB-C-Ports (für Daten­über­tra­gung, Laden und DisplayPort), einen USB-A-3.0-Anschluss sowie eine 3,5-mm-Klin­ken­buchse für Kopf­hörer und Mikrofon - und das wars. Dass kein LAN-Anschluss vorhanden ist, ist bei derar­tigen Geräten heut­zu­tage normal. Das MateBook X Pro hat aber keinen sepa­raten Lade­an­schluss, sondern wird über die USB-C-Ports geladen.

Ist also einer fürs Laden belegt und der andere mögli­cher­weise für einen externen Beamer oder Monitor, wäre nur noch ein USB-Port frei. Glück­li­cher­weise legt Huawei dem MateBook X Pro ab Werk aber einen recht guten Adapter bei, der in eine der USB-C-Buchsen gesteckt wird. Er stellt zusätz­lich einen USB-C, einen USB-A, einen DVI- und einen VGA-Port bereit und über­nimmt damit sozu­sagen die Rolle einer Dock­ing­sta­tion. Was dem MateBook X Pro komplett fehlt, ist ein Spei­cher­kar­ten­leser.

Gut gelungen finden wir die Laut­spre­cher des Huawei MateBook X Pro, die deut­lich besser klingen als bei anderen Laptops. Obwohl ihnen natur­gemäß etwas der Bass fehlt, haben sie einen natür­li­chen und klaren Sound, womit sich das MateBook X Pro gut zum Musik­hören und für den Film- und Seri­en­ge­nuss eignet.

Der Lithium-Polymer-Akku des Geräts hat nomi­nell 56 Watt­stunden. Huawei gibt für das MateBook X Pro eine Akku­lauf­zeit von bis zu 13 Stunden Video-Wieder­gabe an. Das ist - insbe­son­dere bei hoch einge­stellter Display-Hellig­keit - deut­lich über­trieben und dürfte ledig­lich ein Ideal-Wert aus dem Test­labor von Huawei sein. In unserem Akku­test, der eine Mischung aus Büro­ar­beit, Inter­net­surfen, Video­te­le­fonie und Video­wie­der­gabe simu­liert, hielt der Akku bei hellster Display­ein­stel­lung exakt 8 Stunden durch. Doppelkinn gefällig? Die ungewöhnliche Perspektive der Webcam machts möglich. Doppelkinn gefällig? Die ungewöhnliche Perspektive der Webcam machts möglich.
Bild: teltarif.de / Alexander Kuch

Fazit: Schick und schnell, aber auch heiß

PRO
  • schi­ckes Design
  • viel Spei­cher­platz
  • versenk­bare Webcam
CONTRA
  • Hitze- und Geräusch­ent­wick­lung
  • nur 1 USB-A, kein Card­reader
  • teuer
Die Einzelnoten im Tablet-Test:
  • Technische Ausstattung: 1
  • Material / Verarbeitung: 2
  • Bedienung / Handling: 2
  • Betriebssystem / Apps: 2
  • Einschätzung des Redakteurs: 2
  • Gesamtnote: 1,8
Das Huawei MateBook X Pro erweist sich im Test als schi­ckes, stabiles und zuver­läs­siges Alltags-Laptop, das schön leicht ist und mit viel Spei­cher­platz glänzt. Das glän­zende Display dürfte viel­leicht nicht allen gefallen, von der Darstel­lung her ist das Display aber sehr gut. Eine geniale Idee ist die in der Tastatur versenk­bare Webcam, die das nervende Abkleben erspart. Wo viel Licht ist, gibt es auch Schatten: Die System­par­ti­tion ist ab Werk zu klein bemessen und der ordent­lich arbei­tende Core-i7-Prozessor macht das Laptop mitunter recht heiß. Zusätz­lich zu den gut klin­genden Laut­spre­chern sollte sich Huawei also trauen, auch Lüftungs­schlitze ins Display zu fräsen.

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