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Streaming: Amazon Prime Video und MGM in der Krise

Hunderte Mitar­beiter müssen Prime Video und MGM Studios verlassen. Amazon baut den Geschäfts­bereich im Rahmen von Spar­maß­nahmen stra­tegisch um. Die Entwick­lung kommt nicht über­raschend.
Von Björn König

Amazon steht vor einem tief­grei­fenden Umbau seiner Produk­tions- und Strea­ming-Sparte um Prime Video und MGM. In der Einheit müssen hunderte Mitar­beiter das Unter­nehmen verlassen, auch bei Twitch wurde bereits der Rotstift ange­setzt. Diese Entwick­lung war zur erwarten, denn Amazon-Chef Andy Jassy hatte bereits bei Amts­antritt durch­bli­cken lassen, dass der US-Konzern mit seinem Cash Flow umsich­tiger arbeiten muss. Schon zu dieser Zeit war klar, dass es wohl nicht nur bei Strei­chungen in der Entwick­lung von Echo bzw. Alexa bleibt.

Amazon muss Prio­ritäten setzen

Amazon setzt bei Streaming und MGM den Rotstift an Amazon setzt bei Streaming und MGM den Rotstift an
Foto/Logo: Amazon Studios, Montage: teltarif.de
Im Gegen­satz zur Strea­ming-Konkur­renz gibt Amazon nicht nur Geld für Inhalte aus, sondern inves­tiert einen nicht uner­heb­lichen Teil seines Umsatzes in Forschung, Entwick­lung und Groß­pro­jekte. Neben der fort­lau­fenden Weiter­ent­wick­lung von Echo ist in diesem Zusam­men­hang auch das globale Kommu­nika­tions-Satel­liten­netz Kuiper in Konkur­renz zu Star­link von SpaceX zu nennen.

Zumin­dest in die Entwick­lung von Kuiper dürfte bereits eine nicht uner­heb­liche Summe geflossen sein, demnach war bislang ein Aufbau ab diesem Jahr geplant. Der Knack­punkt ist aller­dings, dass Amazons Akti­enkurs bereits Anfang 2023 einen histo­rischen Tief­stand erreichte. Der von Jeff Bezos ins Leben geru­fene Konzern steht unter seinem aktu­ellen Manage­ment vor größeren Heraus­for­derungen, welche sich nicht nur aus einem schwie­rigen ökono­mischen Umfeld ergeben.

Vision von Bezos wird zum Flop

Zwar steht in vielen Haus­halten mitt­ler­weile ein Smart Speaker, doch hat sich die eigent­liche Hoff­nung über diese neue Gerä­teklasse zerschlagen. Geplant war, dass Amazon-Kunden die smarten Laut­spre­cher vor allem zum Shop­ping nutzen. Tatsäch­lich dürften sie in der über­wie­genden Zahl von Haus­halten eher Musik abspielen oder besten­falls als Gerä­testeue­rung für das Smart Home fungieren.

Aber zurück zur Situa­tion bei Prime Video: Strea­ming bietet sich beson­ders als Geschäfts­bereich an, in dem möglichst zügig Einspa­rungen reali­sierbar sind. Durch Amazon Studios und MGM werden viele Inhalte mitt­ler­weile sowieso "In House" produ­ziert. Neben bereits ange­kün­digten Perso­nal­kür­zungen ist somit auch damit zu rechnen, dass künftig weniger Geld in hoch­karä­tige Inhalte fließt. Ein Para­debei­spiel ist die teure Strea­ming-Adap­tion von "Herr der Ringe".

Strea­ming ist Zuschuss­geschäft

Einspa­rungen im Strea­ming bieten sich bei Amazon aber noch aus einem anderen Grund an. Tatsäch­lich war Prime Video von Anfang an ein Zusatz­angebot, um die Prime-Mitglied­schaft attrak­tiver zu gestalten. Somit stand schon unter Jeff Bezos fest, dass Strea­ming ein Zuschuss­geschäft ist, welches aus erfolg­rei­chen Geschäfts­berei­chen quer­sub­ven­tio­niert wird.

Und die beiden zentralen Geschäfts­bereiche sind für Amazon weiterhin Versand­handel und nicht zu vergessen Amazon Web Services (AWS) mit lukra­tivem Cloud Compu­ting. Dort hat Amazon sich eine welt­weite Vormacht­stel­lung erar­beitet. Im bunten Produktmix spielt Strea­ming lang­fristig eine unter­geord­nete Rolle. Das werden nicht nur eigene Mitar­beiter durch Entlas­sungen spüren, sondern letzt­end­lich alle Partner, die am Produk­tions­geschäft von Amazon Studios und MGM betei­ligt sind.

In einer weiteren Meldung geben wir einen Über­blick, was uns im Strea­ming 2024 erwartet.

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