Kampf gegen Insolvenz

Call-Center-Betreiber Walter Services kämpft ums Überleben

Unternehmen beantragt Gläubiger­schutz durch Schutz­schirm­verfahren
Von Marc Kessler mit Material von dpa

Walter-Services-Zentrale Die Zentrale von Walter Services in Ettlingen
Foto: Walter Services
Der Call-Center-Betreiber Walter Services [Link entfernt] hat heute beim Amts­gericht Karls­ruhe Gläubiger­schutz im Rahmen eines Schutz­schirm­verfahrens bean­tragt. Mit dieser Art des Insol­venz­verfahrens wird der nach eigenen Angaben zweit­größte Call-Center-Dienstleister in Zentral­europa vor dem Zugriff der Gläubiger geschützt, ohne die Geschäfte einem Insolvenz­verwalter zu überlassen. Das Gericht bestätigte den Eingang der Anträge.

Auftragsrückgänge schuld am Vorgehen

Walter-Services-Zentrale Die Zentrale von Walter Services in Ettlingen
Foto: Walter Services
Das Unternehmen mit Sitz in Ettlingen begründet den Schritt mit "massiven Volumen­rückgängen im Kernsegment Telekom­munikation". Für den Call-Center-Betreiber arbeiten bundesweit rund 6 000 Mitarbeiter.

"Wir wollen so viele Arbeitsplätze wie möglich erhalten", sagte ein Sprecher auf Anfrage. Dies gelte auch für die Standorte. Die Tochtergesellschaft Perry & Knorr sowie die Aktivitäten im Ausland mit 2 400 Mitarbeitern sind vom Schutz­schirm­verfahren unberührt.

Die Eigentümer, die Finanzinvestoren H.I.G. Europe und Anchorage Capital, die den damals hoch verschuldeten Call-Center-Betreiber vor zwei Jahren übernommen hatten, "stehen zum Unternehmen", versicherte ein Sprecher. "Das Schutz­schirm­verfahren bietet uns die Möglichkeit, die laufenden konstruktiven Gespräche mit unseren Kunden fortzusetzen und ein zukunftsfähiges Fundament zu schaffen", so Geschäfts­führer Joachim Hofsähs.

Auch Deutsche Telekom und E-Plus sind Walter-Kunden

Auf die Call-Center von Walter Services greifen unter anderem große Telekom­muni­kations­unter­nehmen - darunter Deutsche Telekom und E-Plus -, Banken, Pharma- oder Versandhändler zurück.

Die Geschäftsführung bleibe voll handlungsfähig, der Betrieb laufe in vollem Umfang weiter, alle Aufträge würden planmäßig ausgeführt, hieß es. Bei der geplanten Restrukturierung sollen unter anderem Verträge mit Kunden und Konditionen mit Lieferanten geprüft und auch Gespräche mit dem Betriebsbrat geführt werden, erläuterte ein Sprecher.

Gespräche mit großen Kunden im Gange

Die größten Kunden hätten erklärt, das Unternehmen im Rahmen ihrer Möglichkeiten unterstützen zu wollen. Das Manager Magazin berichtet, Walter Services befinde sich in Gesprächen mit Deutscher Telekom und E-Plus.

Negatives Ergebnis im vergangenen Jahr erzielt

Die Gruppe geht auf die Gründung eines kleinen Ettlinger Werbeservices vor über fünf Jahrzehnten zurück. Sie war nach Jahren der Expansion in den letzten Jahren in die roten Zahlen geraten. Heute besteht Walter Services bundesweit aus 20 Gesellschaften in 16 Städten. Im vergangenen Jahr verbuchte der Walter-Services-Konzern einen Umsatz von 173 Milli­onen Euro und ein negatives - nicht näher erläutertes - Konzern­ergebnis.

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