US-Computerpionier mit Visionen: Gehirn mit Internetverbindung
Ray Kurzweil
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Die Intelligenz der Smartphones wandert in den
Körper, das Gehirn hat eine direkte Internetverbindung und 3D-Drucker
verändern die Produktion - solch kühne Zukunftsvisionen sind nach den
Worten des amerikanischen Computerpioniers Ray Kurzweil die
Konsequenz aus der Entwicklung der Informationstechnik in den
vergangenen Jahren. Zum Abschluss der Technik-Messe IFA sagte
Kurzweil auf einer Veranstaltung des Software-Konzerns
Microsoft in Berlin: "Diese Prognosen scheinen unglaublich - aber das
haben die Leute auch gesagt, als ich in den 1980er Jahren ein
weltweites Netz von Informationen vorhergesagt habe."
Ray Kurzweil
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"Wir sind dabei, die Software des Lebens neu zu programmieren",
sagte der 64-jährige Wissenschaftler, der bahnbrechende Techniken zur
elektronischen Musik, zur Sprachsynthese und zur optischen
Texterkennung entwickelt hat. Biologie, Medizin und Gesundheitswesen
seien dabei, zu einem Teil der Informationstechnik zu werden. "Ich
laufe mit einer veralteten Software in meinem Körper herum", sagte
Kurzweil. Unser Immunsystem sei großartig, könne aber zum Beispiel
keine Krebszellen erkennen. Eines Tages werde es möglich sein, dies
mit Software zu ändern oder bestimme Gene ein- und auszuschalten. Die
Intelligenz von Smartphones werde dann nur noch die Größe einer
Blutzelle haben. "Dann können wir auch unser Gehirn ins Internet
bringen."
"Maschinen werden mehr, wie wir sind"
Überzeugt zeigte sich Kurzweil auch von der Zukunft von 3D-Druckern - hiermit können bislang dreidimensionale Objekte aus Werkstoffen wie Kunstharz oder Metall erzeugt werden. "Das wird die Produktion von physischen Dingen revolutionieren", sagte der Wissenschaftler voraus. Seine Prognosen baut er auf dem Studium exponentieller Entwicklungen auf, etwa zur Vervielfachung der Rechenleistung auf immer kleinerem Raum oder zur Entwicklung der durchschnittlichen Lebenserwartung. Solche exponentielle Entwicklungen seien auch nicht von historischen Einbrüchen wie Kriegen oder Wirtschaftskrisen gestoppt worden.
Die Menschheit sei bereits auf dem Weg, biologische und nichtbiologische Intelligenz miteinander zu verschmelzen, sagte Kurzweil. So seien die Menschen schon verstört, wenn sie einen Tag auf die Wikipedia verzichten müssten - wie im Januar dieses Jahres bei Protesten gegen eine Verschärfung des Urheberrechts in den USA. Und "Maschinen werden mehr, wie wir sind". Dazu gehöre das Verständnis natürlicher Sprache oder das Erkennen von Gesten.
Als Beispiel für die Entwicklung von Gestensteuerung auf Oberflächen jeder Art stellte der Microsoft-Forscher Christopher Bishop die Technik OmniTouch vor, die eine tragbare Tiefensensorkamera mit einem Projektor verbindet. Der Nutzer kann mit Formen und Bildern interagieren, die auf die Wand, die Handfläche oder auf einen Notizblock projiziert werden.
Microsoft spricht von einer "PC Plus Ära": Der PC verschwinde nicht, verbinde sich aber mit einer Vielzahl von mobilen Geräten, die über alle Eingabemöglichkeiten hinweg intuitiv genutzt werden könnten, sagte Peter Jäger, der in der Microsoft-Geschäftsführung für Forschungs- und Entwicklungsfragen zuständig ist. "Das Endgerät wird zum Einstiegsgerät in unsere digitale Identität und Produktivität."