Gigabit-Netz in der Bahn: Projekt für noch besseres 5G
Einer der ersten Sendemasten an der 5G-Teststrecke
picture alliance/dpa
Für ein ambitioniertes Bahn-Projekt zur
Erprobung eines Mobilfunknetzes mit Gigabit-Speed entlang der Gleise
haben die Bauarbeiten begonnen. An der wenig befahrenen, rund zehn
Kilometer langen Strecke zwischen Karow und Malchow in
Mecklenburg-Vorpommern seien die ersten Masten im Boden verankert,
teilten die Deutsche Bahn und Telefónica (o2) mit. Auch die
Infrastrukturfirma Vantage Towers und der Netzwerkausstatter Ericsson
machen bei dem rund 12,7 Millionen Euro teuren Projekt mit, bei dem
die Hälfte der Kosten mit Fördermitteln des
Bundesverkehrsministeriums gedeckt werden.
Das Vorhaben ist noch in einem frühen Stadium. Bis Jahresende sollen 13 Antennenstandorte fertig sein. Danach sind Messungen geplant, um das System zu konfigurieren. Mit den Testfahrten der ICE soll es im Frühjahr 2024 losgehen. Ob so ein Gigabit-Netz jemals im großen Stil an Deutschlands Bahngleisen gebaut wird, ist noch völlig offen, zumal das eine teure Sache wäre und viel mehr Mobilfunk-Masten entlang der Bahnstrecken nötig wären, als es sie heute gibt.
Möglichst unkomplizierte Bauweise geplant
Bei dem Projekt geht es zum einen um eine möglichst unkomplizierte Bauweise, bei der herkömmliche Beton-Fundamente nicht mehr nötig sind. Außerdem wird ein hohes Frequenzband genutzt. Das ist neu für Bahnstrecken: Das 3,6-Gigahertz-Band ermöglicht enorme Datendurchsätze und eine sehr geringe Latenz, also Reaktionszeit.
Einer der ersten Sendemasten an der 5G-Teststrecke
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Die Antennen-Reichweite ist in diesem Frequenzband aber gering, sie
liegt den Angaben zufolge nur bei 500 bis 1000 Metern. Daher sind
viel mehr Masten nötig als an Bahnstrecken, wo in niedrigen
Frequenzbändern mit einer deutlich größeren Reichweite gefunkt wird.
Besagte niedrige Bänder - etwa 700 Megahertz - haben aber
den Nachteil, dass ihre Bandbreite geringer und die Latenz schlechter
ist als in den hohen Bändern.
Die Übertragungsgeschwindigkeit liegt an den ICE-Strecken einer staatlichen Vorschrift zufolge bei mindestens 100 Megabit pro Sekunde. Bei dem neuen Projekt auf 3,6 Gigahertz werden 1000 Megabit (1 Gigabit) pro Sekunde angepeilt - das wäre ein ganz neues Level in Sachen Internet beim Zugfahren.
Der Zug als rollendes Büro oder Kino?
"Wenn wir die Menschen für die klimafreundliche Schiene begeistern wollen, müssen wir ihnen ein exzellentes Telefon- und Surferlebnis anbieten", sagt die Bahn-Technikchefin Daniela Gerd tom Markotten. Mit Blick auf Menschen, die im Digitalzeitalter mobil arbeiten, unterwegs Filme streamen oder digitale Studieninhalte nutzen wollen, sagt sie, man wolle den Zug "zum rollenden Büro, Kino oder Vorlesungssaal" machen. "Das funktioniert bei steigendem Datenvolumen nur über 5G mit Gigabit-Datenraten."
o2-Vorständin Valentina Daiber sagt, dass die technologischen Möglichkeiten für eine leistungsfähige Gigabitversorgung gegeben seien. "Jetzt werden wir gemeinsam erproben, wie wir sie auch entlang des Schienennetzes für unsere Kundinnen und Kunden bestmöglich ausrollen können." Letztlich gehe es auch um ein besseres Verständnis für die Wirtschaftlichkeit und Finanzierung.
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