Handy-Daten: Bevölkerungszahl in Prag und Brünn ist höher
Mobilfunkdaten enthüllen: Bevölkerungszahlen in Prag und Brünn deutlich höher als erwartet
Bild: Innenministerium der Tschechischen Republik
Eine Analyse von Mobilfunkdaten, die das tschechische Innenministerium in dieser Woche präsentiert hat, zeigt bemerkenswerte Diskrepanzen zu den Angaben des Statistikamts der Tschechischen Republik. Demnach leben in Prag (Einwohnerzahl laut Statistikamt zum 31.12.2022: 1.286.120) bis zu 200.000 Menschen mehr als offiziell angegeben. Dasselbe Phänomen ist auch in der zweitgrößten tschechischen Stadt Brünn zu beobachten. Dort leben rund 60.000 Menschen mehr, als die Statistiker bisher gezählt haben. Die Grundlage dieser Erkenntnisse bilden anonymisierte Standortdaten von aktiven SIM-Karten in Mobiltelefonen, die im Zeitraum von 2021 bis 2023 von allen drei tschechischen Mobilfunkanbietern T-Mobile, o2 Czech Republic und Vodafone gesammelt und analysiert wurden. Diese Datenerhebung erfolgte vier Mal zu verschiedenen Jahreszeiten über jeweils vier Wochen.
Einblick in städtische Dynamik: Bevölkerungsveränderungen im Tagesverlauf
Die Untersuchung ermöglicht einen Einblick in die Veränderungen der Bevölkerungszahl im Laufe eines Tages oder einer Woche in den betrachteten Städten. Besonders wertvoll sind diese Erkenntnisse für die öffentliche Verwaltung, wie David Sláma, Direktor der Abteilung für strategische Entwicklung und Koordinierung der öffentlichen Verwaltung des Innenministeriums, im tschechischen Online-Magazin idnes.cz betont: "Es gibt eine Reihe von Möglichkeiten, die Daten in der Praxis zu nutzen. In der Raumplanung und bei Entwicklungskonzepten kann beispielsweise die Kapazität von Rettungsdiensten berechnet werden, weil man weiß, wie viele Menschen in einem bestimmten Gebiet versorgt werden müssen."
Datengesteuerte Planung: Verkehrs- und Tourismusstrategien im Fokus
Mobilfunkdaten enthüllen: Bevölkerungszahlen in Prag und Brünn deutlich höher als erwartet
Bild: Innenministerium der Tschechischen Republik
Die Daten bieten auch wertvolle Informationen im Bereich der Verkehrsplanung, um ausreichende Kapazitäten im öffentlichen Nahverkehr zu gewährleisten. Jiri Ctyroky vom Institut für Planung und Entwicklung der Stadt Prag (IPR) hebt gegenüber idnes.cz hervor: "Prag reicht vergleichsweise weit in die Mittelböhmische Region. Die Menschen pendeln zwischen den beiden Regionen, um zu arbeiten oder ihre Freizeit zu verbringen. Wir müssen wissen, wie viel Fluktuation es in jeder Gemeinde gibt und wann. Das alles können uns die Daten verraten. Sie werden für die Planung des Prager Verkehrsverbundes, die Optimierung von Fahrplänen, die Lokalisierung von Wohn- und Arbeitsmöglichkeiten genutzt."
Die vielseitige Anwendung der Daten erstreckt sich auch auf die Tourismusbranche, wie z.B. Tomáš Eichler, stellvertretender Bürgermeister der Stadt Trutnov, erläutert: "Die Leute fahren zur Schneekoppe oder in den Zoo. Dank der Daten haben wir herausgefunden, dass es auch noch weitere Cluster gibt. Es ist dann einfacher das Verkehrsaufkommen vorherzusagen, welches sich nächstes Jahr noch einmal ändern wird, wenn auf der polnischen Seite die Autobahn fertiggestellt wird."
Jan Zvara, Leiter der Abteilung Daten, Analyse und Bewertung im Magistrat der Stadt Brünn, lobt die Qualität der Daten, die genauer seien als jene, die bei Volkszählungen erhoben werden. Zudem gewähren sie verblüffende Einblicke in den Arbeitsalltag der Menschen. "Bei den Messungen stellte sich heraus, dass es viele Menschen gibt, die keinen festen Arbeitsort haben, sondern sich im Laufe des achtstündigen Arbeitstages nur eine halbe Stunde an einem festen Platz aufhalten, es handelt sich dabei beispielsweise um Mitarbeiter von Lieferdiensten", so Zvara.
Einmalige Erhebung kostete 1,3 Millionen Euro
Für die Analyse wurden in insgesamt 10,3 Millionen aktive SIM-Karten berücksichtigt, wobei sich die Einwohnerzahl des Landes laut des Statistikamts derzeit auf ca. 10,9 Millionen beläuft. Sláma stellt in diesem Zusammenhang klar, dass etwa 1,2 Millionen Menschen keine SIM-Karte besitzen. Es handele sich vor allem Kinder und Senioren.
Das Projekt des Innenministeriums wurde vorerst als einmalige Erhebung konzipiert, weitere Messungen sind nicht vorgesehen. Sláma erklärt: "Es besteht keine Notwendigkeit, sie jedes Jahr zu wiederholen, aber vielleicht in drei oder fünf Jahren, wenn es mehr Veränderungen im kommerziellen Bereich gibt." Das 1,3 Millionen Euro teure Projekt wurde vollständig mit Zuschüssen des EWR und Norwegens aus den sog. EEA and Norway Grants finanziert.
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