Die Möglichkeiten von 5G - mit Ausblick auf 6G
Am 14. und 15. Juni lud das gleichnamige Magazin zu seiner Connect Conference ins Hilton Hotel in Dresden ein, zum neunten Mal übrigens.
Der studierte Wirtschaftsingenieur (FH) und Ministerpräsident des Freistaates Sachsen, Michael Kretschmer, ließ es sich nicht nehmen, wieder persönlich an der Veranstaltung teilzunehmen. Seine Begrüßung fiel ziemlich eindeutig aus: Liebe Vodafone, wann gibt es bei Euch in Sachsen endlich weniger Funklöcher? Und an den Technik-Chef von o2-Telefónica, Malik Rao gerichtet, brachte er es auf die Kurzformel: "o2? Sehr gut."
Die Connect-Conference fand im Hilton-Hotel in Dresden statt.
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Eigentlich hätte auch der frühere Technik-Chef der Deutschen Telekom und aktuell CEO der Deutschen Funkturm/GD Towers, Bruno Jacobfeuerborn vor Ort sein sollen, alleine hier gab es eine nicht behebbare Terminkollision, was ziemlich bedauert wurde.
Zukunft des Fernsehturms in Dresden - es dauert noch
Bei einer früheren Connect Conference hatten Jacobfeuerborn und Dresdens Oberbürgermeister Hilbert vereinbart, den DFMG-Fernsehturm in Wachwitz bei Dresden wieder der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Am Rande der Veranstaltung wurde bekannt, dass das Projekt wohl unter guten Vorzeichen stehe, einen konkreten Termin zum Ausbau-Beginn oder gar der Wiedereröffnung gibt es aber noch nicht.
Dicht gedrängtes Programm
WEKA Verlagschef und langjähriger Connect-Chefredakteur Dirk Waasen begrüßte die zahlreichen Teilnehmer.
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Auf dem dicht gedrängten Programm mit wenigen kurzen Pausen standen spannende Vorträge und Panels rund um die Schwerpunktthemen Mobilfunk, ein wenig Festnetz, Konnektivität und erstmals auch Halbleiter, zum mal es in Dresden bereits eine weltweit anerkannte Halbleiterfertigung gibt und weitere Werke dazu kommen sollen.
Die Referenten von Netzbetreibern, Beratungsunternehmen und aus der Industrie diskutierten über die Aspekte der Digitalisierung, beispielsweise die Frage, warum und wie der Weg von 5G zu 6G beschritten werden wird und welche Auswirkungen 5G auf die Robotik (automatische hilfreiche Maschinen) oder die Sicherheit in Mobilfunknetzen hat, oder wie chipbasierte IoT-Lösungen aussehen könnten.
Sachsen ist ein High-Tech-Land
Bei der Connect-Conference nahmen Vertreter aller vier (!) Netzbetreiber teil. Sponsoren waren u.a. o2-Telefónica und Vodafone.
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Eine Steilvorlage für den sächsischen Ministerpräsidenten war das Thema seines Panels: "Die Rolle der sächsischen Chipindustrie bei der digitalen Transformation in Europa" am ersten Tag der Konferenz. "Die Region Dresden ist bereits heute der größte europäische Standort für Mikroelektronik, Informations- und Kommunikationstechnologie. Die Ausrichtung der Connect Conference stärkt auch die Wahrnehmung von ‚Silicon Saxony‘, ein vom US-amerikanischen "Silicon Valley" abgeleiteter Begriff, als "herausragender Innovationsstandort in Europa", betont der Ministerpräsident.
Er erinnerte daran, dass 100.000 Fachkräfte fehlen, weil viele jetzt in den Ruhestand gehen. Und alleine aus Deutschland sei Nachwuchs kaum zu bekommen. Ein schwieriges Thema.
Hochpolitisch: Huawei - Sicherheit in mobilen Netzwerken
Die Sicherheit in mobilen Netzwerken war das Thema von Dr. Michael Lemke von Huawei Deutschland. Man könne der Industrie trauen, betonte Lemke. Nach seinem Vortrag wurde bekannt, dass die EU-Politik das anders sieht und Produkte von Huawei oder ZTE aus den Netzen am liebsten sofort verbannen möchte. Technische Argumente zählen hier (leider) nicht.
Netze vermessen
Wo Netze gebaut werden, muss nachgemessen werden. Das Unternehmen Rohde & Schwarz beschäftigt sich seit seiner Gründung damit. Christian Müller zeigte anhand praktischer Beispiele, welche teils skurrilen Probleme durch richtiges Nachmessen gelöst werden konnten.
Wie geht es mit 5G oder 6G weiter?
Sein Markenzeichen ist sein ungewöhnliches Outfit: Prof. Dr. Frank Fitzek beschäftigt sich seit Jahren mit der Zukunft, z.B. 6G.
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Wie es mit mobilen Netzwerken im Angesicht von 6G weiter gehen könnte, stellte Prof. Frank Fitzek vom 5G Lab der Deutschen Telekom und Professor an der TU Dresden anschaulich vor. Wir werden das noch genauer erläutern.
Nachvollziehbare oder gefühlte Netzqualität?
Netzqualität war das Thema von Dr. Michael Langer, bei Vodafone genau dafür zuständig. Auf die Frage von teltarif.de, ob der Eindruck richtig sei, dass Vodafone immer weniger ausbaue und damit die Kritik von Ministerpräsident Kretschmer bestätigt würde, wich er aus.
teltarif.de half beim Studium
Badia Bazarbacha (Vantage) nutzte schon während ihres Elektrotechnik-Studiums in Deutschland die Tariftabellen von teltarif.de
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Badiaa Bazarbacha leitet bei Vantage Towers den "Vertrieb" ("Executive Head of Sales") für Deutschland und Osteuropa, sie ist also für die Akquisition von neuen Kunden zuständig, welche die Türme und Standorte der von Vodafone gegründeten "Tower Company" nutzen möchten. Am Rande der Veranstaltung verriet sie uns, dass sie schon als Studentin in Deutschland regelmäßig die Tarifvergleiche von teltarif.de studiert habe, um ihre Eltern in Tunesien günstig anzurufen.
Die nächste Generation kommt
Die NGMN (Next Generation Mobile Networks) beschäftigt sich intensiv mit der "Roadmap" (dem Fahrplan) auf dem Weg zu 6G. Anita Döhler hat im Mobilfunk große Erfahrung und leitet diese Organisation, in der sich nahezu alle wichtigen Netzbetreiber, die 5G- oder künftig 6G-Netze bauen oder betreiben, zusammengeschlossen haben.
5G und Gesundheit, aber kein Geld?
5G kann beispielsweise im Gesundheitsbereich eine wichtige Rolle spielen, wenngleich die oft klammen Finanzen vielen Kliniken wenig Spielraum zum Ausbau bieten, wie Prof. Dr. med. Thümmler betonte. Cigdem Mareski, vor einiger Zeit von der Telekom zu Telefónica gewechselt, ist die Ansprechpartnerin bei der konkreten Verwirklichung von Bauprojekten, wobei sie beispielsweise von Joe Wilke (Ericsson) hardwareseitig unterstützt wird. Es zeigte sich deutlich, dass Firmen zunächst reine abgeschirmte 5G-Campus-Netze bevorzugen, um später Mischformen mit "öffentlich" (= auch für Privatkunden) erreichbaren 5G-Netzen zu kombinieren.
450connect soll flächendeckend werden
Ein nicht öffentliches, aber dennoch wichtiges Mobilfunknetz, über das wir gelegentlich berichten, ist das 450connect-Netz, das Energieversorger und andere öffentliche Dienstleister (z. B. Wasser oder Abwasser) ein möglichst sicheres Netz für Sprach und Datenkommunikation (inkl. Übermittlung von Steuerbefehlen oder Messwerten von Zuständen oder Verbräuchen) zur Verfügung stellen soll. In Sachsen ist hierfür die "Sachsen GigaBIT" am Start. Das Netz (Frequenz 450 MHz, ehemalige C-Netz-Frequenzen), so betonte es Jens Schaller auf Nachfrage von teltarif.de, soll "flächendeckend" ausgebaut werden.
Und gegen Schluss ging es dann um Gedanken zur Zuverlässigkeit und dem Vertrauen ("Trustworthy") in 6G-Netze, worauf wir auch noch näher eingehen werden.
Bei 6G soll die Latenz nur noch wenige Millisekunden betragen.