Themenspezial: Verbraucher & Service IFA 2023

Nachhaltig, innovativ und smart: Trends auf der IFA 2023

Span­nende Tech­nolo­gien, Enter­tain­ment-Lösungen und die neuesten Geräte sind IFA-Klas­siker. Aber etwas ist dazu­gekommen: Die Tech­nik­messe schaut bei Umwelt, Ressourcen und Energie genauer hin.
Von dpa /

Ausge­bucht: Das konnte sich die IFA (1. bis 5. September) nicht immer auf die Fahnen schreiben. Doch in diesem Jahr sind die 26 Messe­hallen komplett belegt mit 2059 Aussteller aus 48 Ländern, melden die Veran­stalter.

Ganz neu auf der IFA sind die Ausstel­lungs­bereiche House of Robots (Haus der Roboter) und Sustaina­bility Village (Nach­hal­tig­keits­dorf). Das lässt keinen Zweifel daran, um welche Themen es bei Unter­hal­tungs­elek­tronik, Haus­halts­geräten und Co. gerade geht. Ein Über­blick über drei Trends unterm Berliner Funk­turm:

1. Nach­hal­tig­keit und erneu­erbare Ener­gien

Die IFA findet vom 1.9 bis 5.9 2023 in Berlin statt Die IFA findet vom 1.9 bis 5.9 2023 in Berlin statt
Bild: picture alliance/dpa
Auf der Messe werden viele neue Geräte gezeigt, in denen wieder­ver­wen­dete oder zumin­dest recy­cling­fähige Mate­ria­lien stecken. Denn um etwa auf dem gesät­tigten Smart­phon­emarkt bestehen zu können, brau­chen Hersteller neue Verkaufs­argu­mente. Dabei sei "Nach­hal­tig­keit ein Schlüs­sel­ele­ment zur Siche­rung des Wachs­tums", analy­siert der Bran­chen­ver­band und IFA-Mitver­anstalter gfu.

Der Markt­for­scher GfK hat beob­achtet, dass die Hersteller Umwelt-Gesichts­punkte inzwi­schen verstärkt thema­tisieren, auch im Marke­ting: Am häufigsten gehe es dabei um ökolo­gische Verpa­ckungen, recy­celtes Mate­rial in und den CO2-Fußab­druck von Produkten.

Lang­lebig, repa­rabel und recy­celbar

In die Nach­hal­tig­keits­betrach­tung muss natür­lich auch die Lang­lebig­keit von Geräten einfließen, die in einem hohen Maß von Soft­ware-Updates, der grund­sätz­lichen Repa­rier­bar­keit und der Verfüg­bar­keit von Ersatz­teilen abhängt. Und Geräte sollten am Ende ihres Lebens­zyklus' natür­lich recy­celt werden.

Diese Punkte hat der Smart­phone-Hersteller Fair­phone zu seinem Geschäfts­modell gemacht. Auf der IFA ist das neueste, 700 Euro teure Fair­phone 5 zu sehen, das zu großen Teilen aus Recy­cling-Mate­ria­lien gefer­tigt und wie seine Vorgänger modular aufge­baut ist, so dass eine Repa­ratur in Eigen­regie nur mit Schrau­ben­zieher möglich ist.

Gera­dezu spek­takulär ist das Herstel­ler­ver­spre­chen, die fünf nächsten Betriebs­system-Aktua­lisie­rungen für das Android-13-Gerät und acht Jahre Sicher­heits­updates zu liefern.

Voll­ständig recy­celten Stoff, 85 Prozent recy­celten Kunst­stoff und 50 Prozent recy­celtes Alumi­nium setzt indes die Harman-Marke JBL in ihren drei neuen WLAN-Laut­spre­chern ein. Beim Design wecken die Authen­tics getauften Geräte 1970er-Jahre-Asso­zia­tionen. Sie bieten Strea­ming-Unter­stüt­zung für Airplay und Chro­mecast sowie eine raum­spe­zifi­sche, auto­mati­sche Klang­opti­mie­rung.

Zwei Sprach­assis­tenten gleich­zeitig nutzbar

Ganz neu ist die Möglich­keit, zwei verschie­dene Sprach­assis­tenten quasi simultan zu nutzen, nämlich Amazons Alexa und Googles Assistant, die zu diesem Zweck sogar koope­rieren. Das Topmo­dell JBL Authen­tics 500 (630 Euro) liefert auch Dolby-Atmos-Raum­klang.

Auch erneu­erbare Ener­gien sind Trend­thema auf der Messe, für Verbrau­cher vor allem auch in Gestalt kleiner Solar­kraft­werken. Der Hersteller Tech­naxx hat etwa einen Tisch (700 Euro) für Balkone und Terrassen entwi­ckelt, dessen aufstell­bare Platte aus Solar­modulen besteht, die bis zu 410 Watt liefern, wenn nicht gerade geta­felt wird. Und Jackery hat den Solar­gene­rator 300 Plus (450 Euro) mit nach Berlin gebracht. Er besteht aus einem kleinen, falt­baren 40-Watt-Solar­panel samt Akku-Station zum Spei­chern des Stroms.

2. Display- und Audio-Inno­vationen

Gefragt sind laut GfK auch hoch­wer­tige Produkte mit inno­vativen Features. Das zeige sich deut­lich bei neuen TV-Geräten mit OLED-Displays, aber auch grund­sätz­lich bei neuen Fern­sehern mit inno­vativen Features. Davon werden auf der IFA einige vorge­stellt, etwa die Aura­cast-Tech­nologie.

Aura­cast ermög­licht es, den Ton von einem Gerät drahtlos per Blue­tooth quasi an beliebig viele Empfänger in der Nähe gleich­zeitig zu streamen, etwa auf Kopf­hörer. Bislang funk­tio­nierte das über Blue­tooth mit maximal zwei Empfän­gern gleich­zeitig.

Samsung hat entspre­chende Updates für aktu­elle Smart-TVs (2023er Neo-QLED- und Micro-LED-Reihe) und die In-Ear-Kopf­hörer Galaxy Buds 2 Pro ange­kün­digt. Und Philips bringt die Tech­nologie auf seine neuen Kopf­hörer Fidelio L4 und auf die In-Ears Fidelio T2. Grund­sätz­lich müssen Geräte Blue­tooth 5.3 mit Low Energy (LE) Audio unter­stützen, um Aura­cast wieder­geben zu können.

Auch bei Dolby funkt es: Das Audio­labor demons­triert in Berlin Atmos Flex­con­nect, eine neue Tech­nologie, die das Fern­seher-Sound­system um drahtlos verbun­dene Zusatz­laut­spre­cher erwei­tert. Der Atmos-Raum­klang soll dann intel­ligent an jeden Raum und jede Boxen­auf­stel­lung sowie -leis­tung ange­passt werden. Kompa­tible Fern­seher liefert ab 2024 Koope­rati­ons­partner TCL, ebenso die nötigen Laut­spre­cher.

Ein ähnli­ches System stellt das Tech­nolo­gie­unter­nehmen Xperi mit DTS Play-Fi Home Theater auf die Beine. Hier sollen kompa­tible Fern­seher bis 2024 zuerst von Philips kommen.

Neues Camping-TV mit WLAN

Apropos Fern­seher: Die laufen für gewöhn­lich mit 220 Volt daheim an der Steck­dose. Weil Camper unter­wegs mit dieser Span­nung recht wenig anfangen können, baut Thomson ein Camping-TV (24 oder 32 Zoll) mit WLAN, das sich an die Caravan-Wand hängen lässt oder mit zwei in der Breite verstell­baren Füßen auf dem Camping­tisch steht, vor allem aber auch mit 12- oder 24-Volt-Bord­strom läuft.

Eben­falls für unter­wegs hat LG das Life­style-Display Stan­byme Go ersonnen, das samt Laut­spre­cher­system in einem schi­cken Koffer steckt und Akkus für bis zur drei Stunden Betrieb hat. Beim Öffnen des Koffers schaltet sich der verstell­bare Bild­schirm auto­matisch ein. Flach auf den Tisch gelegt, laufen auf dem Touch­dis­play auch digi­tale Brett­spiele. Ansonsten lassen sich problemlos Videos, Filme oder Musik vom Smart­phone aufs Koffer-Display streamen.

Und die IFA wäre nicht die IFA, gäbe es keine gigan­tischen neuen Fern­seher zu sehen: Unter dem Motto "Big in Berlin" präsen­tiert Samsung zwei neue 98-Zoll-Modelle (4K QLED Q80C und 8K Neo QLED QNC990), die mit ihren knapp 2,50 Metern Bild­dia­gonale nun wirk­lich wand­fül­lend sind.

Noch bild­gewal­tiger, aber platz­spa­render geht es mit dem neuen Samsung-Projektor "The Free­style 2". Koppelt man zwei davon, erhält man ein 120-Zoll-Bild im Hoch- und ein 160-Zoll-Bild im Quer­format, was in der Hori­zon­talen eine riesige 21:9-Kino­lein­wand ergeben soll.

3. Connected und Smart Living

Im Sustaina­bility Village findet sich auch das House of Smart Living, wo die intel­ligente Ener­gie­steue­rung und Auto­mation von Geräten und Gebäuden im Mittel­punkt steht. Hier dreht sich vieles um den Smart-Home-Stan­dard Matter, der seit einem knappen Jahr fertig ist.

Nun wartet Matter darauf, in möglichst viele Geräte einge­bunden zu werden, damit diese leicht per QR-Code einge­richtet, herstel­ler­über­grei­fend genutzt und kombi­niert werden können. Matter basiert tech­nisch auf LAN, WLAN, dem Netz­werk­pro­tokoll Thread und teils auf Blue­tooth LE (ab Version 4.2).

Lange Zeit hatten sich Verbrau­che­rinnen und Verbrau­cher faktisch auf einen Smart-Home-Anbieter und seine Kompo­nenten fest­legen müssen. Doch nun stehen die Chancen für Matter in der bisher in Sachen Stan­dards frag­men­tierten Smart-Home-Welt gut. Denn in der Connec­tivity Stan­dards Alli­ance (CSA), die mehrere Hundert Mitglieds­unter­nehmen zählt und Matter defi­niert hat, sind auch Amazon, Apple, Google, LG oder Samsung aktiv.

Diese Hersteller haben schon viele ihrer Geräte vom Fern­seher bis zum Smart-Display sowie ihre Betriebs­sys­teme und Smart-Home-Apps fit für Matter gemacht haben, damit über diese Schalt­zen­tralen etwa kompa­tible Schalter, Türschlösser, Sensoren und Lampen, aber auch Haus­halts­geräte verschie­denster Hersteller gesteuert werden können.

Oder auch smarte Steck­dosen: Eine schalt­bare WLAN-Dose für 15 Euro, ist etwa das erste Matter-Produkt von Zube­hör­spe­zia­list Hama. Zuge­geben ein einfa­ches Teil, aber eines, mit dem quasi jedes belie­bige Gerät ins Smart Home einge­bunden werden kann.

Neues gibt es auch von Signifiy, dessen smarte Philips-Hue-Lichter weit verbreitet sind. Der Hersteller nimmt Sicher­heits­kameras und einen Kontakt­sensor für Türen, Fens­tern oder Schränke ins Sorti­ment auf, hat vor allem aber die Matter-Kompa­tibi­lität für den Herbst 2023 in Aussicht gestellt: und zwar für alle Hue-Produkte über die Philips-Hue-Bridge.

In einer Bilder­strecke können Sie sich Samsungs IFA-Neuheiten anschauen.

teltarif.de Talk: Highlights von der IFA 2023

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