Schufa-Auskunft ist oft fehlerhaft und unvollständig
Schufa-Auskunft ist oft fehlerhaft und unvollständig
Foto: teltarif.de / Marleen Frontzeck
Nach Recherchen des WDR-Magazins "markt" sind die Bonitätsauskünfte von Auskunfteien wie der Schufa häufig unvollständig und nicht
nachvollziehbar. Die Untersuchung stützt sich auf die Auswertung von 80 Zuschauer-Fällen, die dem Sender vorlagen. Besonders der "Score-Wert" gibt wieder einmal Anlass zur Kritik.
Eine Bonitätsauskunft wird beispielsweise auch beim Abschlus eines Mobilfunk-Laufzeitvertrages eingeholt. Der WDR will herausgefunden haben, dass es ein deutliches Gefälle bei der Qualität der Auskünfte gibt. Die Schufa als "Marktführer" mit Daten von mehr als 66 Millionen Bundesbürgern soll dabei gegenüber anderen Auskunfteien noch am besten abschneiden. Kleinere Auskunfteien wie Accumio, Bürgel, Arvato-Infoscore und Deltavista könnten dagegen häufig nur auf Basis-Daten wie Name, Alter und Anschrift des Kunden zurückgreifen, die ihnen in einer Anfrage übermitteltet wurden.
Problem: Trotz fehlender Daten prognostizieren Auskunfteien ein Ausfallrisiko
Schufa-Auskunft ist oft fehlerhaft und unvollständig
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Die genannten Auskunftsdienste fassen die Bonität, also die wirtschaftliche Rückzahlungsfähigkeit und die Zahlungswilligkeit der Kunden in einem Score-Wert zusammen. Dieser Zahlenwert basiert auf einer statistischen Analyse und soll die Kreditwürdigkeit einer Person repräsentieren. In die Berechnung des Score-Wertes fließen Faktoren wie Beruf, Arbeitgeber, Familienstand und wirtschaftliche Verhältnisse wie verfügbares Einkommen sowie Vermögensverhältnisse und erwartete Ausgaben ein.
Das Problem besteht darin, dass viele Auskunfteien einen solchen Score-Wert für einen Kunden festlegen, obwohl ihnen außer den Basis-Daten wie Name, Alter und Anschrift keine Auskünfte über die Person vorliegen. Laut Angabe der Auskunfteien werde der Score-Wert "mit Hilfe mathematisch-wissenschaftlicher Formeln errechnet" und auf Anfrage an Banken und andere Finanzinstitute übermittelt. Es ist also durchaus möglich, dass eine Auskunftei zu einem Kunden ein "hohes Ausfallrisiko" bei der Kredit-Rückzahlung prognostiziert, obwohl sie von ihm nur Name, Alter und Anschrift kennt, aber nichts über seine finanziellen Verhältnisse weiß.
Dabei kann vom ausgegebenen Score-Wert abhängen, ob ein Geschäft - beispielsweise ein Festnetz-, DSL- oder Mobilfunk-Vertrag - überhaupt zustande kommt und welche Zinskonditionen eingeräumt werden. Das Problem ist nach Recherchen des WDR: Die Auskunfteien legen ihre Score-Berechnungsformeln den Verbrauchern nicht offen. Damit sind die Ergebnisse oft nicht nachvollziehbar. Die Auskunfteien berufen sich bei der Score-Berechnung in der Regel auf ihr "Geschäftsgeheimnis"
WDR: Auskünfte der Bertelsmann-Tochter Arvato-Infoscore besonders ungenau
Wie der WDR bei seinen Recherchen herausgefunden haben will, häufen sich seit zwei Jahren die Beschwerden über die Bertelsmann-Tochter Arvato-Infoscore in Baden-Baden. Ihr werden ungenaue oder sogar falsche Bonitätsauskünfte vorgeworfen. Die Datenschutzbeauftragten mehrerer Bundesländer hätten die wachsende Kritik bestätigt.
Das vor drei Jahren reformierte Bundesdatenschutzgesetz schreibt laut WDR-Recherchen für Auskunfteien und deren Score-Berechnungen keine verbindlichen Qualitätsstandards vor. Auch soll es keine besondere Zulassungsprüfung für den Betrieb einer Auskunftei geben. Das Bundesdatenschutzgesetz solle nun im Hinblick auf das Geschäftsgebaren der Auskunfteien erneut überprüft werden. Bundesverbraucherschutzministerin Ilse Aigner habe die Evaluierung des Gesetzes öffentlich ausgeschrieben.
Seit drei Jahren können Verbraucher aber nach Paragraf 34 Abs. 4 des Bundesdatenschutzgesetzes Auskunft über "die innerhalb der letzten zwölf Monate vor dem Zugang des Auskunftsverlangens übermittelten Wahrscheinlichkeitswerte für ein bestimmtes zukünftiges Verhalten des Betroffenen sowie die Namen und letztbekannten Anschriften der Dritten, an die die Werte übermittelt worden sind", verlangen. Im Rahmen dieser Selbstauskunft soll dem Büger "das Zustandekommen und die Bedeutung der Wahrscheinlichkeitswerte einzelfallbezogen und nachvollziehbar in allgemein verständlicher Form" erläutert werden.
Grundsätzlich gilt: Wer in einer Selbstauskunft falsche oder unvollständige Daten entdeckt oder sich darüber wundert, dass von einer Bank ein Kredit oder von einem Provider ein Telefon-Vertrag verweigert wurde, sollte sich umgehend an die Auskunftei wenden und schriftlich die Richtigstellung der Daten fordern.