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Schufa schaut aufs Bankkonto - für mehr Transparenz?

Die Berech­nungen der Schufa zur Kredit­wür­dig­keit von Verbrau­chern sind ein mäch­tiges Instru­ment. Nun will die Auskunftei für mehr Trans­parenz sorgen. Doch Kritiker befürchten, dass die Schufa noch mehr Daten sammeln will.
Von dpa /

Schufa will Einblick ins Bankkonto für mehr Transparenz Schufa will Einblick ins Bankkonto für mehr Transparenz
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Verbrau­che­rinnen und Verbrau­cher können auf Wunsch die von der Schufa gespei­cherten Daten zu ihrer Kredit­wür­dig­keit ab sofort kostenlos jeder­zeit online einsehen. Notwendig ist dafür die Regis­trie­rung bei der App der Tochter Bonify, in die der von der Kreditaus­kunftei berech­nete soge­nannte Basis­score inte­griert wird.

Die Schufa verfolge das Ziel, "die Trans­parenz zu erhöhen und den Menschen künftig mehr Kontrolle über ihre Daten zu geben", sagte die Vorstands­vor­sit­zende der Schufa Holding AG, Tanja Birk­holz, heute in Wies­baden. "Noch im Laufe des Jahres sollen die bei der Schufa gespei­cherten Daten, die zur Ermitt­lung der Bonität wichtig sind, über die Bonify-App verfügbar sein." Ab 2024 soll es auch Push-Benach­rich­tigungen zu Nega­tiv­ein­trägen bei der Schufa geben.

Birk­holz betonte, die Bonify-App sei nur ein Angebot. Eine Schufa-eigene App zum kosten­losen Daten­ein­blick soll 2024 an den Start gehen.

90 Tage Einblick ins eigene Bank­konto?

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Regis­trieren kann man sich bei Bonify mit dem Perso­nal­aus­weis oder über das eigene Bank­konto. Beim gegen­wär­tigen Verfahren gewähren Nutzer Bonify mit ihrer Iden­tifi­zie­rung 90 Tage Einblick in ihr Konto. Kritiker befürchten, dass die Schufa auf diesem Wege noch mehr Daten ansam­meln könnte: "Die Schufa könnte Menschen künftig dank zusätz­licher Konto­infor­mationen noch inten­siver durch­leuchten und würde damit mäch­tiger", warnte die Bürger­bewe­gung Finanz­wende, die gegen das Schufa-Vorhaben Unter­schriften sammelt.

Die Schufa versi­cherte: "Auch bei der Iden­tifi­kation über das Konto und Einwil­ligung zum Konto­ein­blick durch Bonify gilt: Die Schufa hat keine Zugriffs­mög­lich­keiten, die Nutze­rinnen und Nutzer befinden sich in einem geschützten Raum." Schufa-Chefin Birk­holz betonte: "Ohne expli­zite Einwil­ligung fließen keine Daten von der Schufa zu Bonify und umge­kehrt." Die Ende 2022 gekaufte Finanz­platt­form Bonify bleibe auch als 100-prozen­tige Tochter eine eigen­stän­dige Einheit, ein eigenes Unter­nehmen, das nicht mit der Schufa verschmolzen werde.

Bonify mit "Schufa-freien Krediten"?

Für kriti­sche Fragen sorgt auch, dass ausge­rechnet die Schufa-Tochter Bonify in ihrem Inter­net­angebot mit "Schufa-freien Krediten" wirbt. "Spring zu deinem Kredit" heißt es etwa zu einem "Känguru-Kredit": "auch bei nega­tiven Schufa-Einträgen", "auch wenn noch alte Kredite laufen", "auch wenn andere schon Nein gesagt haben". Der Preis dafür ist hoch: Bis zu 15,99 Prozent Zinsen im Jahr werden fällig. Zuvor hatten "tagesschau.de" und "Süddeut­sche" darüber berichtet.

Birk­holz sagte, der Schufa sei es wichtig, "dass wir die Menschen nicht in unse­riöse Anbieter rein­jagen". Im Zuge der Anbah­nung der Zusam­men­arbeit mit Bonify sei "ein Partner raus­genommen worden", der auf der Platt­form keine Ange­bote mehr machen dürfe. "Den Leuten eine zweite Chance zu geben und sie gleich­zeitig vor Über­schul­dung zu schützen, das ist ein Span­nungs­feld, das wir ausge­stalten müssen, der Verant­wor­tung sind wir uns bewusst", sagte die Schufa-Chefin.

Ines Moers, Geschäfts­füh­rerin der Bundes­arbeits­gemein­schaft Schuld­ner­bera­tung (BAG-SB), bemän­gelte, die Schufa nehme "lieber die frag­wür­digen Kredit­ange­bote und die berech­tigte Kritik zum Konto­ein­blick hin", statt deut­licher darauf hinzu­weisen, dass sie parallel an einer eigenen, kosten­freien Schufa-App arbeitet: "Die Schufa stellt die Infor­mationen kosten­frei zur Verfü­gung. Aber wer das nicht weiß - oder keine Schuld­ner­bera­tung hat, die darauf hinweist - wird diese kosten­freien Ange­bote nur schwer finden."

Bonify als persön­liches Daten­cockpit

Im kommenden Jahr sollen weitere Neue­rungen hinzu­kommen, wie die Schufa ankün­digte: "2024 wollen wir den Menschen die Möglich­keit geben, Bonify als persön­liches Daten­cockpit zu nutzen und mit ihren Daten ihren persön­lichen Score zu simu­lieren." Verbrau­che­rinnen und Verbrau­cher sollen dann in der App zum Beispiel prüfen können, welchen Einfluss es hätte, wenn sie einen weiteren Raten­kredit in Anspruch nehmen würden oder wie sich ihre Boni­täts­bewer­tung verbes­sern würde, wenn sie eine Kredit­karte kündigen würden. "Diese Weiter­ent­wick­lung ist ein weiterer Schritt für mehr Trans­parenz, welche Faktoren den persön­lichen Score konkret wie beein­flussen", wirbt die Schufa.

Die Schufa-Bewer­tung ist für Verbrau­che­rinnen und Verbrau­cher wichtig. Banken, Versand­händler, Mobil­funk­unter­nehmen oder Ener­gie­ver­sorger erkun­digen sich bei privaten Auskunf­teien wie der Schufa nach der Kredit­wür­dig­keit ihrer Kund­schaft.

Berechnet wird der Score anhand von Finanz­daten, die die Schufa von ihren etwa 10.000 Vertrags­part­nern erhält. So erfährt die Auskunftei zum Beispiel von der Eröff­nung eines Giro­kontos, der Ausstel­lung einer Kredit­karte oder dem Abschluss eines Kredit­ver­trages. Auf Basis dieser Daten gibt die Schufa eine Einschät­zung ab, wie wahr­schein­lich es ist, dass eine Verbrau­cherin oder ein Verbrau­cher Zahlungs­ver­pflich­tungen erfüllt. Nach eigenen Angaben verfügt die Schufa aktuell über Daten zu 68 Millionen Menschen in Deutsch­land.

Sogar die Schufa-Chefin selbst ist Opfer von Identitäts­betrug geworden. Die Schufa will Verbrau­cher künftig von sich aus infor­mieren, wenn es in ihren Daten einen nega­tiven Eintrag gibt.

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