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Nach Chefwechsel: Was plant Bob Iger mit Disney?

Die Walt Disney Company hat mit Bob Iger ab sofort einen neuen (alten) Chef. Dank 15 Jahren Erfah­rung auf Führungs­ebene des Mickey Mouse-Konzerns kennt er dort jeden Winkel. Welche konkreten Baustellen geht der CEO nun an?
Von Björn König

Klar ist schon jetzt: Nachdem Bob Iger wieder auf dem Chef­sessel bei Disney sitzt, wird voraus­sicht­lich kein Stein auf dem anderen bleiben. Selbst wohl­wol­lende Bran­chen­insider fanden bislang wenig posi­tive Worte über den bishe­rigen CEO Bob Chapek. Nun gilt es, zahl­reiche Probleme anzu­gehen, vor allem im Verhältnis zur "krea­tiven Ebene" der Schau­spieler und Park­mit­arbeiter, aber auch beim Strea­ming-Dienst Disney+. Ob allein dafür zwei Jahre Vertrags­ver­län­gerung reichen, lässt sich durchaus in Zweifel ziehen.

Neuaus­rich­tung im Strea­ming

Foto: Nicki Parrish Disney-Zentrale in Burbank
Foto: Nicki Parrish
Eines der aktuell drin­gendsten Probleme liegt bei Disney+. Allein im vergan­genen Quartal musste der Konzern hier einen opera­tiven Verlust von 1,47 Milli­arden US-Dollar verbu­chen. Chapek plante bislang, die Einnah­men­seite aufzu­bes­sern, was im Klar­text Preis­erhö­hungen bedeutet. Diese sind aller­dings im aktu­ellen wirt­schaft­lichen Krisen­umfeld kaum noch am Markt durch­setzbar, in vielen Haus­halten sind Einspa­rungen ange­sagt - und da steht Strea­ming ganz oben auf der Streich­liste.

Iger wird also voraus­sicht­lich in den sauren Apfel beißen müssen, signi­fikante Preis­erhö­hungen dürften damit vorerst auf Eis liegen. Aller­dings galt Iger bei diesem Thema auch schon vorher als eher defensiv. Bereits bei Netflix konnte man gut sehen, dass man bei häufigen Preis­stei­gerungen ohne attrak­tive Gegen­leis­tung selbst treue Kunden vergrault. Mitt­ler­weile fährt der Mitbe­werber aus Los Gatos eine gegen­tei­lige Stra­tegie und versucht ein deut­lich güns­tigeres, werbe­finan­ziertes Abo am Markt zu etablieren.

Umsatz­betei­ligung von Schau­spie­lern

Ein großer Kosten­punkt könnte für Disney weiterhin die Forde­rung von Schau­spie­lern nach einer Box-Office-Betei­ligung sein. Dies war der Streit­punkt zwischen Marvel-Star Scar­lett Johansson und Bob Chapek. Die Schau­spie­lerin monierte, dass der Film keine wirk­liche Chance an der Kino­kasse hatte, weil Disney ihn zeitnah ins Strea­ming brachte. Das wiederum kostete Johansson bares Geld.

Es ist aller­dings frag­lich, ob Iger den Schau­spie­lern hier weit­rei­chende Zuge­ständ­nisse macht. In einem Inter­view hat der CEO bereits deut­lich gemacht, dass er selbst nicht von einer voll­stän­digen Erho­lung der Kino­branche auf Vorkri­sen­niveau ausgeht. Zudem galt er stets als großer Förderer des konzern­eigenen Strea­ming-Dienstes. Somit werden Marvel-Stars voraus­sicht­lich auch in Zukunft mit einer zeit­nahen Platt­form-Auswer­tung ihrer Filme leben müssen.

Bleibt Chapeks Spar­pro­gramm?

Igers Vorgänger hatte eine Task Force einge­setzt, die nach Einspar­poten­zial suchen sollte, um Disneys Geschäfts­ziele bis 2024 zu errei­chen. Ein wesent­licher Blick richtet sich dabei auf Ausgaben für Content und Marke­ting. Aller­dings steht auch an diesem Projekt nach dem Chef­wechsel ein großes Frage­zei­chen. Iger gilt im Gegen­satz zu seinem Vorgänger nicht als "Erbsen­zähler". Kaum ein CEO gab bislang mehr Geld für Zukäufe und Inhalte aus als Iger.

Diese Stra­tegie stellte sich als erfolg­reich heraus. Vor allem mit teuren Block­bus­tern von Marvel und Star Wars verdient der Konzern sein Geld, dazu zählen insbe­son­dere aufwändig produ­zierte Serien für Disney+. Bran­chen­beob­achter gehen davon aus, dass Iger Kürzungen im Bereich Content scheut und eher in anderen Berei­chen kürzt. Dazu könnte zum Beispiel das Geschäft mit Kreuz­fahrten zählen. Kürzungen wären weiterhin im Bereich der Vergnü­gungs­parks vorstellbar.

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