Streaming

Netflix, HBO und Amazon: Verlieren Originals an Wert?

Mit teuren Origi­nals wollten sich Strea­ming-Dienste wie Prime Video und HBO von der Konkur­renz abheben. Doch mitt­ler­weile landen diese Inhalte aus Kosten­gründen auch auf anderen Platt­formen. Für die Unter­nehmen ist dies eine riskante Stra­tegie.
Von Björn König

Die Premium-Seri­enschmiede HBO gehörte in den vergan­genen Jahren zu den Filet­stü­cken von WarnerMedia. Wer High­lights wie "Game Of Thrones" oder "True Detec­tive" sehen wollte, brauchte ein vergleichs­weise kost­spie­liges HBO-TV-Abo oder alter­nativ den Strea­ming-Dienst HBO Max. Unter dem Dach von Warner Bros. Disco­very hat sich dies aller­dings deut­lich geän­dert. Die Marke HBO verliert an Exklu­sivität und gerade dies könnte auf Dauer zum Problem werden, zumal auch andere Mitbe­werber bei der Vermark­tung von Origi­nals neue Wege gehen.

Kosten zwingen zum Umdenken

Exklusive HBO-Serien laufen künftig auch auf anderen Streaming-Diensten Exklusive HBO-Serien laufen künftig auch auf anderen Streaming-Diensten
Foto: HBO
Erst kürz­lich hatte Warner Bros. Disco­very eine Part­ner­schaft mit Amazon ange­kün­digt, auch mit Netflix steht der US-Medi­enkon­zern in Verhand­lungen. Beliebte HBO Origi­nals sollen demnach künftig (wieder) bei beiden konkur­rie­renden Strea­ming-Diensten zu sehen sein. In gewisser Weise ist dies eine Rück­kehr zu der Zeit, in welcher Holly­wood-Studios ihre Inhalte an TV-Sender lizen­zierten.

Ähnliche Entwick­lungen zeigen sich auch bei Disney und Comcast. Der Mickey-Mouse-Konzern hatte bereits ange­deutet, einen gewissen Teil seines Kata­logs wieder an Mitbe­werber zu lizen­zieren, Comcast hingegen brachte in Deutsch­land einen Lizenz­deal mit ProSiebenSat.1 unter Dach und Fach. Die Münchener Sender­gruppe kann deren Content indi­viduell im Free TV bzw. auf der Strea­ming-Platt­form Joyn auswerten.

Exklu­sivität ist größter Wert

Die Lizenz­deals bleiben aber für alle US-Medi­enkon­zerne ein zwei­schnei­diges Schwert. Kurz­fristig lassen sich auf diese Weise zusätz­liche Umsätze gene­rieren, die zwei­fels­ohne auch für den Schul­den­abbau rele­vant sind. Gerade Warner Bros. Disco­very steht in dieser Hinsicht unter Druck, zudem hat deren CEO David Zaslav bereits den Unter­schied zur bishe­rigen WarnerMedia-Stra­tegie verdeut­licht. Die Strea­ming-Marke "Max" solle demnach weniger HBO-exklusiv sein, sondern sich an die ganze Familie richten.

Das Problem ist aber: Wer HBO-Inhalte künftig auch bei anderen Strea­ming-Diensten oder sogar auf AVoD-Ange­boten wie Amazon Freevee völlig kostenlos schauen kann, wird sich kaum noch für ein vergleichs­weise teures Max-Abo entscheiden. Die aktu­ellen Abopreise in den USA waren im Wett­bewerb schon mit exklu­sivem HBO-Content kaum zu recht­fer­tigen.

Vorzei­chen einer Markt­berei­nigung?

Der Verlust an Exklu­sivität im Strea­ming könnte auch als Vorzei­chen einer Markt­berei­nigung zu werten sein. Einige US-Studio­bosse gehen bereits davon aus, dass der Strea­ming-Markt sich in Zukunft weiter konso­lidiert. Vor allem unter den Anbie­tern Warner Bros. Disco­very, Para­mount und Comcast stehen womög­lich weitere Zusam­men­schlüsse auf der Agenda.

Viel­leicht sind die einzelnen Studio­marken Warner Bros. und HBO, Universal und Para­mount also in Zukunft nicht mehr derart rele­vant, wie es heute im Strea­ming noch der Fall ist. Die Entwick­lung hängt aber letzt­end­lich insbe­son­dere von den Zuschauern bzw. Abon­nenten ab. Und diese neigen prin­zipiell dazu, möglichst alle attrak­tiven Inhalte zum Fest­preis an einer Stelle sehen zu können. Einer solchen Entwick­lung werden sich letzt­end­lich auch die Studios anpassen müssen.

In einer weiteren Meldung zum Thema Strea­ming geht es um: Sport­fans wech­seln häufiger den Strea­ming-Dienst.

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