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Disney & NFL: Eigener Streaming-Dienst für Football?

Offenbar kommt Bewe­gung in eine Neuaus­rich­tung von Disneys Sport-Network ESPN. Die Foot­ball-Liga NFL ist an einer Betei­ligung inter­essiert, demnach laufen bereits fort­geschrit­tene Gespräche.
Von Björn König

Man stelle sich vor, die deut­sche Fußball Liga würde Sky über­nehmen. Was hier­zulande zwar möglich aber eher unrea­lis­tisch erscheint, könnte auf der anderen Seite des Atlan­tiks so passieren. Dort verhan­deln laut einem Bericht der "Los Angeles Times" die Foot­ball-Liga NFL und die Walt Disney Company über eine Betei­ligung am Sport­netz­werk ESPN.

Part­ner­schaft statt Verkauf

Werden die NFL und Disney bald Partner? Werden die NFL und Disney bald Partner?
Foto: Matt Ludtke/AP/dpa
Für Disney-Chef Bob Iger käme ein erfolg­rei­cher Deal mit der NFL durchaus zum rich­tigen Zeit­punkt. Zwar will der Konzern­chef weiterhin an Live-Sport fest­halten, doch soll das Network künftig zusammen mit einem Partner betrieben werden. Das macht auch deshalb Sinn, weil Sport nicht zum Kern­geschäft des Unter­hal­tungs­kon­zerns gehört. Und die Koope­ration mit einer Sport­liga erscheint in diesem Zusam­men­hang als beson­ders attraktiv.

Wie alle Medi­enkon­zerne leidet das TV-Geschäft von Disney unter einem starken Wett­bewerb mit Strea­ming-Diensten. Hinzu kommt, dass ESPN im Pay-TV-Bundle als vergleichs­weise teuer gilt. Trotzdem erreicht der Service immer noch 73 Millionen Haus­halte. Diese Zahlen machen deut­lich, dass Live-Sport für Zuschauer trotz entspre­chender Kosten ein wich­tiger Teil des Enter­tain­ment-Ange­bots bleibt.

Ärger mit Geschäfts­part­nern?

Völlig geräuschlos dürfte ein Deal zwischen NFL und Disney aller­dings nicht über die Bühne gehen. Hinter­grund ist, dass die NFL als Liga mit weiteren Part­nern vertrag­lich gebunden ist. Die Los Angeles Times nennt hier explizit NBC, CBS, Amazon, YouTube und Fox. Insbe­son­dere NBC und CBS gehören zu Comcast sowie Para­mount und sind damit direkte Mitbe­werber von Disney.

Und dann bleibt die Frage offen, wie eine solche Koope­ration kartell­recht­lich zu bewerten ist. Dass eine Sport­liga selbst Pay-TV betreibt, ihre Inhalte dort exklusiv zeigt und womög­lich andere Networks von großen Live-Ereig­nissen ausschließt, ist mindes­tens proble­matisch. Zumal die NFL mit ihrem alljähr­lichen Höhe­punkt Super Bowl nicht mehr nur für die USA ein gesell­schaft­liches Groß­ereignis ist, sondern Strahl­kraft um den gesamten Globus entwi­ckelt hat.

NFL als Pay-TV in Deutsch­land?

Sollte die NFL somit ihr eigenes Network betreiben ist natür­lich vorstellbar, diese Inhalte künftig auch außer­halb der USA kosten­pflichtig zu verbreiten. Dann jedoch wohl nicht als lineares TV, sondern viel­mehr als Strea­ming-Angebot. Dies hätte hier­zulande selbst­redend nach­hal­tige Auswir­kungen auf Konkur­renten wie DAZN oder Sky, träfe aber vor allem RTL, wo derzeit NFL-Partien im Free TV laufen.

Ein reines Strea­ming-Produkt nur für US-Foot­ball wäre sicher­lich für viele Zuschauer inter­essant und könnte deut­lich güns­tiger ange­boten werden, als es derzeit bei den Komplett­pakten von DAZN der Fall ist. Ob es dazu am Ende jedoch wirk­lich kommt, ist frag­lich. Schließ­lich verdient auch Disney in den USA an der gemein­samen Vermark­tung von Disney+ mit ESPN.

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