Geburtstag

Disney wird 100: Ein Imperium unter Druck

Noch vor wenigen Jahren schien Disney nahezu unver­wundbar. Aber die Corona-Pandemie und der Umbruch im TV-Geschäft brachten den Giganten unter Druck. Zum 100. Jubi­läum gibt es Sorgen­falten.
Von dpa /

Wenn Disney seinen 100. Geburtstag feiert, kann der Konzern Dutzende große Erfolge von Micky Maus bis zu den "Aven­gers" zele­brieren. Doch der Unter­hal­tungs­riese wird zum Jubi­läum von Wogen des Wandels erfasst, die sein Geschäft durch­ein­ander­wir­beln können.

Medi­enwelt im Umbruch

Der Nieder­gang des einst lukra­tiven Kabel-Fern­sehens in den USA, die scharfe Konkur­renz im Strea­ming, Vorboten einer krea­tiven Revo­lution durch Künst­liche Intel­ligenz - Disney-Chef Bob Iger muss Weichen stellen, die über die Zukunft des Konzerns entscheiden werden.

Das hat auch Folgen dafür, was wir als Zuschauer in Kino und TV sowie als Besu­cher der Frei­zeit­parks erleben werden. So kündigte Iger an, dass es weniger der teuren Marvel- und "Star-Wars"-Produk­tionen geben werde, mit denen der Konzern seinen Strea­ming-Dienst Disney+ attrak­tiver machen wollte.

Als Trickfilmzeichner legte Walt Disney den Grundstein für das heutige Medienimperium Als Trickfilmzeichner legte Walt Disney den Grundstein für das heutige Medienimperium
Foto: Disney
Disneys Problem: Das Strea­ming macht hohe Verluste. Allein im zweiten Quartal 2023 brachte es ein opera­tives Minus von einer halben Milli­arde Dollar ein - und das schon nach Spar­maß­nahmen. Derweil versiegt die einst verläss­liche Geld­quelle, die den Konkur­renz­kampf mit Netflix und Co finan­zieren sollte. Immer mehr ameri­kani­sche Haus­halte geben ihre teuren Kabel-TV-Verträge auf. Sie streamen statt­dessen - doch während das Kabel-Bündel Erlöse für alle Sender garan­tiert, muss man hier Monat für Monat mit Netflix, Apple, Amazon und Para­mount um Kunden kämpfen.

Das Kabel-Geschäft verschlech­tere sich schneller als er erwartet habe, sagte Iger im Sommer. Und er brachte einen radi­kalen Einschnitt ins Gespräch: Viel­leicht würden klas­sische TV-Sender wie ABC mit der Zeit "nicht mehr zum Kern" von Disney gehören. Schnell tauchten erste Kauf­inter­essenten auf. Ob Disneys Strea­ming-Zuschauer nach einem poten­ziellen Verkauf auf Serien aus dem ABC-Programm verzichten müssen, ist bisher offen.

Vom ersten Trick­film über Disney­land bis Disney+

Die 100 Jahre von Disney sind die Geschichte einer Firma, die auf Krea­tivität aufbaute, neue Geschäfts­modelle erfand - und zu einem Impe­rium wurde. Gegründet am 16. Oktober 1923 als Trick­film-Studio der Brüder Walt und Roy, ging Disney immer wieder Risiken ein, um künst­leri­sche Visionen zu verwirk­lichen.

1928 war der Micky-Cartoon "Steam­boat Willie" der erste vertonte Zeichen­trick­film. In den 30er Jahren soll Roy befürchtet haben, dass Walts Ambi­tionen, jahre­lang an "Schnee­witt­chen und die sieben Zwerge" zu arbeiten, Disney in den Ruin treiben könnten. Der erste lange gezeich­nete Film war zwar auch finan­ziell ein Erfolg - doch auf ihn folgten mehrere Verlust­bringer. Um in den 50er Jahren den Bau des ersten Disney­land-Parks zu finan­zieren, verkaufte Walt Disney sein Haus in Palm Springs.

Zugleich entdeckte Disney schon Ende der 20er Jahre, wie lukrativ das Geschäft mit Fanar­tikeln zu popu­lären Figuren sein kann. Der Konzern erkannte auch früh, wie wert­voll es ist, mit dem Fern­sehen ständig in den Wohn­zim­mern präsent zu sein. Zeichen­trick wurde mit Kino­filmen und später eigenen TV-Sendern ergänzt. Unter Iger kaufte Disney den Compu­ter­ani­mations-Pionier Pixar, die Marvel-Studios mit den "Aven­gers", George Lucas' "Star-Wars"-Universum und das Film- und Fern­seh­geschäft von Fox.

Mit den Zukäufen kam ein beispiel­loses krea­tives Arsenal zusammen, der Preis waren aller­dings auch Milli­arden-Schulden, die nun auf Disney lasten. Iger prescht derweil weiter nach vorn und will in den kommenden zehn Jahren 60 Milli­arden US-Dollar (56,6 Milli­arden Euro) in den Ausbau der Frei­zeit­parks und des Kreuz­fahrt-Geschäfts stecken. Der 72-Jährige war eigent­lich schon im Ruhe­stand, kam aber wieder zurück, nachdem die Unzu­frie­den­heit mit seinem Nach­folger Bob Chapek wuchs. Jetzt will Iger bis 2026 an der Disney-Spitze bleiben. Er sei "extrem opti­mis­tisch", dass der Konzern den Wandel bewäl­tigen werde.

Immer mehr Computer-Anima­tion

Zugleich werden Filme und TV-Produk­tionen heute anders gemacht als früher. Gerade in vielen Super­helden-Filmen agieren die Schau­spieler oft größ­ten­teils in blau gefärbten Studios, während die Umge­bung später am Computer ergänzt wird. In Serien wie "The Manda­lorian" bei Disney+ liefert ein gewal­tiger LED-Bild­schirm die Kulisse für viele Szenen, was viel güns­tiger als ein Außen­dreh ist.

Der mona­telange Streik der Autoren und Schau­spieler in Holly­wood wurde auch von Ängsten ausge­löst, dass Studios mit der Zeit Künst­liche Intel­ligenz Dreh­bücher schreiben lassen und Menschen im Hinter­grund von Szenen durch digi­tale Figuren ersetzen könnten.

Allmo­nat­lich berichten wir über die neuen Filme und Serien bei Disney+.

Mehr zum Thema Disney