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Offiziell: Disney übernimmt Hulu komplett

Die Walt Disney Company über­nimmt laut einer Konzern­mel­dung den noch ausste­henden Comcast-Anteil von 33 Prozent am US-Streamer Hulu. Demnach hat Disney bereits am Mitt­woch mit dem Zukauf begonnen.
Von Björn König

Lange war es nur ein Gerücht, doch nun ist es offi­ziell: Disney hat sich mit US-Konkur­rent Comcast über den Kauf des noch ausste­henden Anteils am US-Streamer Hulu geei­nigt. Für die Comcast-Betei­ligung von 33 Prozent an Hulu zahlt Disney zum ersten Dezember 8,61 Milli­arden US-Dollar, in Konse­quenz dürften sich bald für bishe­rige Abon­nenten in den Verei­nigten Staaten und auch Europa Ände­rungen ergeben.

Hulu wird Teil von Disney+

Disney übernimmt den Comcast-Anteil an Hulu Disney übernimmt den Comcast-Anteil an Hulu
Bild: Hulu
Aufgrund des Joint Ventures mit Comcast exis­tierte Hulu in den USA bislang als sepa­rater Strea­ming-Dienst, das dürfte sich jedoch sehr bald ändern. Mit der Über­nahme der Comcast-Betei­ligung hat Disney nun ebenso die Option, alle Hulu-Inhalte komplett in Disney+ zu inte­grieren und frei über die Marke zu verfügen. Dies wiederum könnte glei­cher­maßen sicht­bare Auswir­kungen auf Disney+ in Deutsch­land haben.

So wäre es nun möglich, die Marke Hulu auch außer­halb der USA zu verwenden und dafür zum Beispiel die bishe­rige Marke "Star" einzu­stampfen. In der Vergan­gen­heit gab es bereits Gedan­ken­spiele, Hulu inter­national auszu­rollen. Inter­essant ist aber für Zuschauer in Europa, dass Disney nun den gesamten Katalog inklu­sive aller Hulu-Origi­nals nach Deutsch­land bringen könnte.

Comcast will sich auf eigene Ange­bote konzen­trieren

Ein Verkauf der Hulu-Betei­ligung ermög­licht Comcast, sich auf seine eigenen Akti­vitäten im Strea­ming zu konzen­trieren. Mit Peacock, Xumo sowie der euro­päi­schen Sky-Platt­form NOW/WOW TV ist der Medi­enkon­zern bereits umfas­send einge­bunden. In seiner Rede auf der Goldman-Sachs-Konfe­renz im Herbst bezeich­nete Comcast-CEO Brian Roberts Hulu als "Königs­macher-Betei­ligung", welche "heute viel wert­voller" sei, als bei der ursprüng­lichen Verein­barung mit Disney.

Hulu verzeichnet zum Ende des dritten Quar­tals 48,3 Millionen Abon­nenten, vergli­chen mit 28 Millionen zahlenden Abon­nenten für den Strea­ming-Dienst Peacock. Disney+ wiederum verbucht im Vergleichs­zeit­raum 146,1 Millionen Abon­nenten welt­weit. Die Hulu-Abon­nenten fließen demnach frühes­tens zum Ende dieses Jahres voll­ständig in die Disney-Bilanz ein, wobei der genaue Zeit­raum noch nicht klar ist. Disney selbst rechnet mit dem voll­stän­digen Abschluss der Über­nahme erst im kommenden Jahr.

Braucht Disney Hulu wirk­lich?

Aufgrund umfas­sender Spar­maß­nahmen im Disney-Konzern kommen Zweifel auf, ob ein solcher Milli­arden­deal im Strea­ming derzeit über­haupt zu recht­fer­tigen ist. Immerhin setzt der Konzern derzeit sogar bei seiner Kern­marke Disney+ den Rotstift an. Gleich­wohl stellt sich die Frage nicht, denn eine poten­zielle Über­nahme war im Joint Venture mit Comcast vertrag­lich gere­gelt.

Gemessen am Erfolg von Hulu in den Verei­nigten Staaten bleibt der Kauf­preis noch im Rahmen, selbst wenn dieser für Disney im Augen­blick eher schwierig zu stemmen ist. Ein kolpor­tierter Verkauf des Indien-Geschäfts an Reli­ance Indus­tries würde Disney zumin­dest finan­ziellen Spiel­raum verschaffen, ohne weitere Einspa­rungen im Unter­nehmen vornehmen zu müssen.

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