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Disney: Weniger von Marvel und "Star-Wars" für weniger Geld

Eigent­lich war der lang­jäh­rige Disney-Chef Bob Iger schon im Ruhe­stand. Doch Ende 2022 holte der Unter­hal­tungs­riese ihn zurück. Jetzt plant Iger einen radi­kalen Umbau - und stellt sogar den Verbleib im klas­sischen TV-Geschäft in Frage.
Von dpa /

Fans von Marvel und "Star Wars" müssen ihre Erwar­tungen zurück­schrauben. Man werde weniger produ­zieren und güns­tiger als zuvor geplant, sagte Disney-Chef Bob Iger heute im US-Sender CNBC. Speziell Marvel sei mit den vielen Serien für den haus­eigenen Strea­ming­dienst Disney+ über­lastet worden. Insge­samt habe Disney zu viel Geld für die Produk­tion von Strea­ming-Inhalten ausge­geben, ohne genug auf die Profi­tabi­lität zu achten.

Iger, dessen Vertrag gerade um weitere zwei Jahre bis Ende 2026 verlän­gert wurde, zeigte sich zu radi­kalen Verän­derungen bei dem Konzern bereit. So stellte er ausdrück­lich in Frage, dass das klas­sische TV-Geschäft mit der Sender­kette ABC auf lange Sicht ein Teil von Disney bleiben werde. Der Umbruch im linearen Fern­sehen sei noch viel größer, als er erwartet habe, sagte Iger.

Iger will am Sport­fern­sehen fest­halten

Disney-Chef Bob Iger Disney-Chef Bob Iger
Bild: Jordan Strauss/Invision/AP/Shutterstock
Am Sport­fern­sehen will Iger aber fest­halten und den US-Sport­sender ESPN defi­nitiv aus den Kabel-TV-Abos heraus­bre­chen und wie Disney+ direkt an Verbrau­cher anbieten. Auch in den Film- und TV-Studios sowie den Frei­zeit­parks sieht er weiter großes Poten­zial.

Das lineare Fern­seh­geschäft in Disneys Heimat­markt leidet darunter, dass die Werbe­dollar ins Netz abfließen und mehr Verbrau­cher ihre Kabel-TV-Verträge kündigen und zu Strea­ming-Diensten abwan­dern.

Verluste sollen mit Spar­pro­gramm einge­dämmt werden

Im vergan­genen Quartal sank Disneys Umsatz im klas­sischen TV um sechs Prozent auf rund 6,6 Milli­arden Dollar. Die Strea­ming-Erlöse legten derweil um zwölf Prozent auf 5,5 Milli­arden Dollar zu. Disney+ schreibt aller­dings Verluste - die Iger mit seinem Spar­pro­gramm eindämmen will. Er will die Kosten um 5,5 Milli­arden Dollar drücken. Unter anderem wurden dafür rund 7000 Stellen gestri­chen.

Im Strea­ming-Geschäft herrscht scharfe Konkur­renz: Der Platz­hirsch Netflix, Disney, Amazon, Apple und andere Player kämpfen um Nutzer. Dabei spielen auch güns­tigere Abo-Modelle mit Werbung inzwi­schen eine größere Rolle. Bei Disney+ machten die Abon­nements mit Werbung inzwi­schen 40 Prozent der Neuzu­gänge aus, sagte Iger.

Iger kam aus dem Ruhe­stand zurück

Der 72-jährige Iger war im November 2022 aus dem Ruhe­stand an die Disney-Spitze zurück­gekehrt und hatte zunächst einen Vertrag für zwei Jahre bekommen. Er ist in vielerlei Hinsicht der Archi­tekt des heutigen Disney-Konzerns. So brachte er in seiner 15 Jahre langen ersten Amts­zeit die Marvel-Super­helden, das "Star Wars"-Universum und das Anima­tions­studio Pixar unter das Dach von Disney. 2020 übergab er den Spit­zenjob an den lang­jäh­rigen Themen­park-Chef Bob Chapek. Doch unter anderem wegen der hohen Strea­ming-Verluste verlor der Disney-Verwal­tungsrat den Glauben an Chapek und holte Iger zurück.

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