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Medien: Disney will Teil des Asiengeschäfts verkaufen

Der Mickey-Mouse-Konzern steht erneut vor großen Umbrü­chen. Laut Medi­enbe­richten befindet sich Disney derzeit in Verkaufs­ver­hand­lungen über Teile seines Asien-Geschäfts an das indi­sche Indus­trie­kon­glo­merat Reli­ance Indus­tries.
Von Björn König

Der Disney-Konzern könnte bald deut­lich kleiner werden, zumin­dest wenn es nach Vorstel­lungen von CEO Bob Iger geht. Demnach befindet sich der Konzern in Verkaufs­ver­hand­lungen (via Bloom­berg) für sein Indien-Geschäft. Die Einheit hat einen Wert von rund zehn Milli­arden US-Dollar. Für Disney wäre der Verkauf letzt­end­lich ein Befrei­ungs­schlag.

Disney braucht Geld

Wie die meisten US-Medi­enkon­zerne belastet vor allem das kosten­inten­sive Strea­ming die Disney-Bilanz, hinzu kommen weiterhin hohe Kosten für den laufenden Betrieb der Frei­zeit­parks. Konzern­chef Iger musste im Konzern schmerz­hafte Entlas­sungen durch­setzen und auch bei den Produk­tionen für Disney+ wurde der Rotstift ange­setzt. Eine Finanz­spritze ist somit mehr als nötig.

Ein poten­zieller Verkauf bzw. die Abgabe der Kontroll­mehr­heit seiner Indien-Sparte an Reli­ance verschafft Disney aller­dings nicht nur finan­ziellen Spiel­raum, denn große Teile des Geschäfts passen nicht mehr zum Medi­enkon­zern. Vor allem die STAR-Platt­form war ursprüng­lich auf klas­sisch lineares Fern­sehen ausge­richtet, dann folgte jedoch die globale Neuaus­rich­tung auf Strea­ming. Mitt­ler­weile hat Disney welt­weit den größten Teil seiner TV-Akti­vitäten verkauft. Disney will sein Indien-Geschäft verkaufen Disney will sein Indien-Geschäft verkaufen
Bild: picture alliance/dpa/AP

Wer ist Reli­ance Indus­tries?

Bei Reli­ance Indus­tries handelt es sich um eines von Indiens wich­tigsten Indus­trie­kon­glo­meraten. Der Konzern teilt sich in zentrale Geschäfts­bereiche wie Petro­leum und Petro­chemie, Einzel­handel sowie Tele­kom­muni­kation auf. Mit einem Umsatz von elf Milli­arden US-Dollar in 2021 gehört beispiels­weise der Tele­kom­muni­kati­ons­riese Jio zu den wich­tigsten Anbie­tern auf dem Subkon­tinent.

Mit der indi­schen Disney-Einheit könnte Reli­ance seine Posi­tion im TV- und Strea­ming deut­lich ausbauen und damit Markt­führer in Indien werden. Für Disney hingegen bedeutet der Ausstieg eine der größten Umstruk­turie­rungen in seinem Geschäfts­modell seit der Über­nahme der FOX-Enter­tain­ment­sparte. Einst war Indien einer der größten Märkte für das Unter­nehmen.

Finan­zie­rung von Hulu-Über­nahme

Speku­liert wird in der Branche nun, dass Disney mit dem Verkauf seines Indien-Geschäfts den Kauf des Comcast-Anteils an Hulu finan­zieren will. Zwar könnte CEO Iger diese Über­nahme auch ander­weitig stemmen, dies jedoch hätte mutmaß­lich zu weiteren Einschnitten auf den west­lichen Heimat­märkten USA und Europa geführt, was derzeit kaum zu vermit­teln ist.

Schon jetzt ist die Stim­mung im Unter­nehmen schlecht, die Umsätze im Kern­geschäft entwi­ckeln sich nicht wie erwartet. Erst kürz­lich hatte Disney beispiels­weise wieder eine Preis­erhö­hung für den Strea­ming-Dienst Disney+ ange­kün­digt, von der nun auch Abon­nenten in Deutsch­land betroffen sind. Und auch bei den Marvel- und Star Wars-Produk­tionen sind künftig weniger neue Inhalte zu erwarten.

In einer weiteren Meldung lesen Sie mehr zum Thema: Disney wird 100: Ein Impe­rium unter Druck.

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